Es gibt einen Mann, der das kulinarische Gedächtnis der DDR so geprägt hat wie kaum ein anderer: Kurt Drummer. Kennen Sie ihn noch? Der wohl bekannteste Koch der DDR war regelmäßig im Fernsehen im Rahmen seiner Sendung „Der Fernsehkoch empfiehlt“ zu sehen. Drummer, geboren im Jahr 1928 in Gornsdorf, hat die Hobbyköche von damals mit seinen beliebten Rezepten immer wieder inspiriert. Auch heute noch finden sich die Anleitungen für seine Gerichte in vielen Haushalten. Erinnern Sie sich noch an den Fernsehkoch der DDR – und wussten Sie, warum Kurt Drummer viel besser war als sein Kollege aus dem Westen?
„Der Fernsehkoch empfiehlt“ machte Kurt Drummer zum TV-Star der DDR
Das Kochen im Fernsehen, wie es DDR-Star Kurt Drummer machte – es war natürlich keine Erfindung der DDR. Auch im Westen gab es einen Fernsehkoch, der sich zur gleichen Zeit in die Herzen der Zuschauer brutzelte. Er hieß Clemens Wilmenrod, gilt noch heute als Erfinder des Toast Hawaii und anderer kulinarischer Raffinessen. Es gibt nur einen Haken: Wilmenrod, der von 1906 bis 1967 lebte, war gar kein Koch, sondern Schauspieler. Für „Clemens Wilmenrod bittet zu Tisch“ band er sich die Schürze um, stellte sich in die Küche. Die DDR-Bürger allerdings konnten ihre Rezepte von jemandem lernen, der nicht nur vorgab, ein Koch zu sein. Kurt Drummer hatte sein Handwerk nämlich von der Pieke auf gelernt!

Kurt Drummer wurde im Jahr 1928 in Gornsdorf im Erzgebirge geboren. Nach der Schule lernte er sein Handwerk von 1942 bis 1944 im Hotel Chemnitzer Hof in Chemnitz. Nach dem Krieg arbeitete er als Koch in Auerbach im Erzgebirge, seine steile Karriere begann. Er arbeitete sich hoch bis zum Küchenleiter im Hotel auf der Eisenacher Wartburg, kehrte später als Küchenchef in den Chemnitzer Hof zurück, jenes Lokal, wo er seine Laufbahn als Koch begonnen hatte. Weitere Stationen führten ihn unter anderem ins Hotel Elephant in Weimar, ins Carola Hotel in Karl-Marx-Stadt und später, von 1959 bis 1964, zurück in den Chemnitzer Hof.
Der spannendste Teil der Karriere von Kurt Drummer begann im Jahr 1958 – da wurde er für das Fernsehen der DDR entdeckt. Zu verdanken hatte er das der Frauenredaktion des Fernsehens der DDR, weil er regelmäßig sogenannte „Hausfrauennachmittage“ im Erfurter Hof veranstaltete. Im Jahr 1958 folgte die erste Ausgabe seiner erfolgreichen Fernsehsendung „Der Fernsehkoch empfiehlt“ – der Auftakt einer langen Karriere vor der Kamera. Die Kochsendung lief 25 Jahre, insgesamt stellte Kurt Drummer dort mehr als 2000 Gerichte vor!
„Der Fernsehkoch empfiehlt“: DDR-Star Kurt Drummer kochte in 25 Jahren über 2000 Gerichte
„Der Fernsehkoch empfiehlt“ mit Kurt Drummer lief zu Beginn alle zwei Wochen am Sonnabend, wobei die Zeiten zwischen 14 und 17 Uhr wechselten. Für seine Arbeit wurde er auch ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Goldenen Lorbeer“ des DDR-Fernsehens. Mit seiner Sendung war Kurt Drummer sogar ein Revolutionär der DDR-Küche: Als begeisterter Kleingärtner und Grill-Fans wollte er den Grillabenden der DDR eine gesündere Note verleihen – und empfahl den Grillmeistern der Republik als erster, auch mal Fisch auf den Rost zu legen.
Auch seine Art kam an: Kurt Drummer präsentierte sich stets mit hoher, weißer Kochmütze, makelloser Kleidung und einem gebundenen, weißen Tuch um den Hals. Weil er nicht, wie sein West-Kollege Wilmenrod, ausgebildeter Schauspieler war, blieb er stets sachlich. Aufzeichnungen der Sendung „Der Fernsehkoch empfiehlt“ können noch heute im Netz angesehen werden. Ein einer der Shows erkundigt sich eine Zuschauerin per Brief nach Rezepten mit Rinderbrust – ihr Mann esse das so gern, seine Mutter habe diese vorzüglich zubereitet, doch sie selbst traue sich nicht heran, weil sie im Kochbuch wenig dazu findet.
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Rinderbrust bei Kurt Drummer: Seine professionelle Art brachte dem DDR-Koch viele Fans
Und Kurt Drummer gibt ihr Recht. „Ich habe einmal in den zurzeit im Angebot befindlichen Kochbüchern nachgeschaut. Und ich muss feststellen, dass die Rinderbrust dort wirklich ziemlich stiefmütterlich behandelt wird oder zum Teil sogar unterschlagen wird“, erklärt der Fernsehkoch. „Dabei ist Rinderbrust, richtig zubereitet, eine Delikatesse.“ Dann erklärt er die Zubereitung einer richtigen Rinderbrust. Sein Tipp: Wer die Rinderbrust kochen möchte, sollte sie direkt in kochendes Wasser legen. Denn durch die Hitze verschließen sich die Poren sofort, das Fleisch bleibt saftig. Heute ist dieser Hinweis übrigens umstritten: Dass etwa scharfes Anbraten die Poren verschließt, ist ein Mythos, weil Fleisch aus Muskelfasern besteht und keine Poren hat.

Für seine Tipps waren die Hobbyköche der DDR Kurt Drummer trotzdem immer dankbar – und sie trauerten, als die Sendung des beliebten Fernsehkochs eingestellt wurde. Das geschah auf den eigenen Wunsch des Kochs. Den Grund gab Kurt Drummer erst nach der Wende bekannt. Er sei damals 55 Jahre alt gewesen und habe nicht mehr die Nerven und die Kraft gehabt, die Zutaten, die er für seine Gerichte benötigte, zu besorgen. Denn sein Vertrag sah vor, dass er für die Beschaffung der Lebensmittel selbst zuständig war. Und dass das in Zeiten der Mangelwirtschaft in der DDR nicht immer einfach war, dürfte vielen klar sein. Er habe den Zutaten immer wieder hinterhertelefonieren müssen, sagte Kurt Drummer.
Seine Karriere ging auch nach dem Aus vor der Kamera weiter: Kurt Drummer wurde Chefkoch der Hotelkette Interhotel. Im Laufe seiner Karriere sammelte er außerdem rund 30 Auszeichnungen von nationalen und internationalen Kochwettbewerben. Nach 1990 zog sich der berühmteste Fernsehkoch der DDR allerdings aus der Öffentlichkeit zurück, lebte laut Berichten zuletzt in Chemnitz.
Hier starb Kurt Drummer im Jahr 2000. Sein Tod gibt Fans bis heute Rätsel auf: Berichten zufolge starb er im Krankenhaus. Das „Neue Deutschland“ berichtete, dass der DDR-Koch zuvor zweimal operiert worden sei, das habe seine Witwe Elsbeth Drummer bekannt gegeben. Über die genaue Todesursache habe sie aber keine Angaben machen wollen. Ob Kurt Drummer an einer Krankheit litt oder was genau dafür sorgte, dass er im Alter von 72 Jahren starb, ist unklar. In Erinnerung bleibt er den TV-Zuschauern der DDR als der Fernsehkoch, der so viele Esstische der Republik mit seinen Kreationen und Tipps bereicherte.