Kennen Sie ihn noch?

DDR-Legende „Das Zaubermännchen“: Der tragische Tod des Märchen-Stars

Der Film „Das Zaubermännchen“ gehört zu den Märchenklassikern der DDR. Doch der Star des Streifens von 1960 starb leider viel zu früh.

Author - Florian Thalmann
Teilen
Siegfried Seibt übernahm im DDR-Film Das Zaubermännchen die Rolle des Rumpelstilzchen. Später spielte er die Märchenfigur noch einmal - in Spuk unterm Riesenrad.
Siegfried Seibt übernahm im DDR-Film Das Zaubermännchen die Rolle des Rumpelstilzchen. Später spielte er die Märchenfigur noch einmal - in Spuk unterm Riesenrad.DEFA/Netflix

Wer an die beliebten Märchenfilme der DDR denkt, der kommt ab einigen Produktionen der DEFA einfach nicht vorbei. Filme wie „Der kleine Muck“, „Das kalte Herz“ und „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ sind noch heute unvergessen. Aber auch „Das Zaubermännchen“ ist noch immer beliebt und von vielen Fans der alten Märchen geschätzt. Die DDR-Verfilmung des Märchens vom Rumpelstilzchen ist aktuell sogar beim Streaming-Anbieter Netflix zu sehen. Doch das lustige Zaubermännchen im DEFA-Klassiker hat auch eine traurige Geschichte: Der Schauspieler, der der Märchenfigur meisterhaft Leben einhauchte, starb einen viel zu frühen und tragischen Tod.

Kennen Sie noch „Das Zaubermännchen“? Der Film aus der DDR ist noch heute Kult!

Mit dem Film „Das Zaubermännchen“ brachte die DEFA im Jahr 1960 eine DDR-Version des Märchens „Rumpelstilzchen“ auf die Kinos der DDR – und hatte damit großen Erfolg: Der Film brachte es auf mehr als 4,4 Millionen Zuschauer, belegt damit auf der Liste der erfolgreichsten DDR-Filme den 25. Platz. Und das nicht ohne Grund: Liebevolle Kulissen, eine tolle Inszenierung und vor allem tolle Darsteller machen das Märchen zu einem absolut gelungenen Klassiker, der auch heute noch viele Fans hat.

In „Das Zaubermännchen“ geht es um die arme Müllerstochter Marie, die unter ihrem Vater zu leiden hat: Er prahlt nur zu gern, trinkt den ganzen Tag – und erzählt dabei auch die eine oder andere Läge. Dem hochnäsigen Nachbarn berichtet er etwa eines Tages, seine Tochter Marie könne Stroh zu Gold spinnen. Als der Schatzmeister des Königs davon Wind bekommt, erkennt er eine Chance, die Kassen des klammen Schlosses zu füllen. Drei Nächte hintereinander wird Marie mit immer mehr Stroh in ein Verlies gesperrt, soll es zu Gold spinnen.

Zaubermännchen Siegfried Seibt mit Karin Lesch, die die arme Müllerstochter Marie spielte. Der Film „Das Zaubermännchen“ gehört zu den Märchenklassikern der DDR.
Zaubermännchen Siegfried Seibt mit Karin Lesch, die die arme Müllerstochter Marie spielte. Der Film „Das Zaubermännchen“ gehört zu den Märchenklassikern der DDR.DEFA/Netflix

Doch sie kann es nicht, weshalb ihr das Zaubermännchen zu Hilfe kommt.  In der ersten Nacht bekommt er einen Ring als Lohn, in der zweiten eine Kette. Doch als Marie in der dritten Nacht nichts mehr für das Zaubermännchen hat, muss sie ihm ihr erstes Kind versprechen. Nachdem alles Stroh zu Gold gesponnen ist, wird sie zur Frau des Königs. Doch als das erste gemeinsame Kind auf der Welt ist, fordert das Zaubermännchen die Bezahlung. Nur unter einer Bedingung lässt das Männchen Marie ihr Kind: Wird sie den Namen des geheimnisvollen Männchens herausfinden?

„Das Zaubermännchen“: DDR-Stars hauchten dem Märchen neues Leben ein

Die Inszenierung des Märchens stammte damals vom Potsdamer Hans-Otto-Theater, in den Rollen waren viele bekannte Schauspielerinnen und Schauspieler zu sehen. Karin Lesch, die die Müllerstochter Marie spielte, trat auch in anderen DDR-Filmen auf, spielte später unter anderem die Königin im Märchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Karl-Heinz Rothin, der auch in „Kabale und Liebe“ und „Die Glatzkopfbande“ zu sehen war und in Gera die erste Kleinkunstbühne der DDR gründete, spielte den faulen Müller Kunz – und Peter Dommisch, den Film-Fans der DDR auch aus „Die goldene Gans“, „Geliebte weiße Maus“ und „Karbid und Sauerampfer“ kennen dürften, übernahm die Rolle des einfältigen Nachbarn.

Als König stand Schauspieler Nikolaus Paryla vor der Kamera, dessen bekannteste Verwandte wohl Katja Paryla gewesen sein dürfte. Die Schauspielerin war seine Cousine, wurde in der DDR unter anderem als Jette Deibelschmidt in „Spuk im Hochhaus“ und als Hexe in „Spuk unterm Riesenrad“ bekannt. Und Reinhard Michalke, der unter anderem in „Rentner haben niemals Zeit“ und „Der Staatsanwalt hat das Wort“ zu sehen war, spielte den fleißigen Müllerburschen Hans, der seiner Freundin Marie am Ende aus der Patsche helfen muss.

Er verwandelt Stroh zu Gold, hilft damit der Müllerstochter Marie aus der Patsche: Siegfried Seibt spielte das Rumpelstilzchen im DDR-Film „Das Zaubermännchen“.
Er verwandelt Stroh zu Gold, hilft damit der Müllerstochter Marie aus der Patsche: Siegfried Seibt spielte das Rumpelstilzchen im DDR-Film „Das Zaubermännchen“.DEFA/Netflix

Die wohl wichtigste Rolle hatte aber Schauspieler Siegfried Seibt – er spielte das Rumpelstilzchen im Film „Das Zaubermännchen“. Und zwar so überzeugend, dass es nicht sein einziger Auftritt in der Rolle der Märchenfigur blieb. Seibt war nämlich auch in der berühmten DDR-Serie „Spuk unterm Riesenrad“ zu sehen übernahm die Rolle des Rumpelstilzchen hier ein zweites Mal. Der Auftritt in dem Mädchen sorgte außerdem dafür, dass die DEFA Seibt entdeckte, was ihm zahlreiche andere Rollen in Filmen in der DDR einbrachte.

Star aus „Das Zaubermännchen“: Siegfried Seibt starb viel zu früh an Krebs

Siegfried Seibt hatte seine Karriere schon Jahre zuvor begonnen: Er besuchte die Schauspielschule in Breslau, arbeitete danach als Bühnenbildner und Maler. Ab 1946 trat er selbst in verschiedenen Theatern auf, unter anderem im Westfälischen Landestheater und später im Gerhard-Hauptmann-Theater in Görlitz, im Potsdamer Hans-Otto-Theater und an der Berliner Volksbühne. Bis zu seinem viel zu frühen Tod war er für das Fernsehen, für Filmproduktionen und als Synchronsprecher tätig.

Leider starb Siegfried Seibt viel zu früh: Bereits im Jahr 1982 starb er an einem langen Krebsleiden. In dem Jahr wäre er erst 62 Jahre alt geworden. Seine Fans erinnern sich dennoch auch heute noch gern an den Darsteller und den Film „Das Zaubermännchen“. „Eine sehr schöne Verfilmung und Umsetzung des Grimmschen Klassikers, mit einer wichtigen Botschaft: Beisammen zu sein ist wichtiger als jedes Gold“, schreibt ein Nutzer auf dem Video-Portal „Youtube“. Ein anderer: „Ist einfach Kindheit, ich konnte den Film auswendig.“ Und in einem Kommentar heißt es: „Habe ich damals als Kind im Kino gesehen und ist deswegen einer meiner Lieblingsmärchenfilme geworden.“