An welche Märchenfilme aus der DDR erinnern Sie sich noch? Vielleicht „Das Zaubermännchen“, „Die Geschichte des kleinen Muck“, „Das kalte Herz“ oder „Das Feuerzeug“? Viele tolle Streifen entstanden in den heiligen Hallen der DEFA, manche brachten die Zuschauer zum Strahlen, andere zum Gruseln. Einer von ihnen ist „Gevatter Tod“, ein Film, der für das Fernsehen der DDR produziert wurde. Was viele nicht wissen: Das Leben des DDR-Stars, der in dem Film die Rolle des Todes übernahm, endete leider viel zu früh – angesichts der Rolle, die er in dem Märchen-Klassiker übernahm, eine bittere Ironie.
Erinnern Sie sich noch an den Märchenfilm? „Gevatter Tod“ feierte am 28. Dezember 1980 seine Premiere im ersten Programm des Fernsehens der DDR, gab den Zuschauern zwischen Weihnachten und Neujahr damit noch eine Botschaft zum Nachdenken mit auf den Weg in das neue Jahr. Denn: Der Streifen nach der gleichnamigen Vorlage der Gebrüder Grimm ist nicht nur ein einfaches Märchen, sondern laut Lexikon des Films auch eine „Parabel über die Macht (und Notwendigkeit) des Todes“. Gedreht wurde „Gevatter Tod“ unter anderem in der sächsischen Stadt Görlitz – die historische Altstadt diente als Kulisse für den Film von Regisseur Wolfgang Hübner.
„Gevatter Tod“: Das ist die Geschichte des gruseligen Märchens aus der DDR
Die Story des Streifens: Es geht um einen armen Bauern, der für sein 13. Kind einen Gevatter sucht – einen Paten. Die Angebote von Gott und Teufel lehnt er ab, stattdessen wählt er den Tod als Paten für das Kind aus. Der sorgt später dafür, dass der Sohn Jörg Medizin studiert und als Arzt berühmt wird. Er hat eine Abmachung mit seinem Paten: Er darf alle Patienten heilen, bei denen der Tod am Kopfende des Bettes steht.

Steht er aber am Fußende, dann ist es aus. Im Verlauf des Märchens versucht Jörg mehrfach, den Tod zu überlisten und rettet unter anderem den kleinen Jungen Stanislaus und den Bürgermeister der Stadt, obwohl beide sterben sollen. Als er dann auch Barbara, die Tochter des Bürgermeisters, rettet, in die er sich verliebt hat, nimmt Gevatter Tod ihn in eine Höhle mit, in der die Lebenslichter der Menschen stehen.
Dort kommt es zur folgenschweren Entscheidung: Das Lebenslicht der jungen Frau ist nur noch ganz kurz – und Jörg reicht ihm eine lange Kerze aus dem Kerzenmeer, um das Leben seiner Geliebten zu verlängern. Doch die Lebenskerze, die er geopfert hat, um das Leben der Frau zu verlängern, gehörte ausgerechnet seinem Ziehsohn Stanislaus, dessen Leben er einst rettete. Als der Arzt in die Stadt zurückkehrt, liegt dieser tot auf der Treppe seines Hauses. Jörg flieht daraufhin aus der Stadt, lässt die traurige Frau allein zurück – doch sie hat noch viele, viele Jahre vor sich …
Eine Szene des Films ist vielen Zuschauern lebhaft in Erinnerung geblieben: Gevatter Tod steht in der Höhle mit den Lebenslichtern, nimmt die kleine, beinahe abgebrannte Kerze, die eigentlich der zum Sterben verdammten Frau gehört – und drückt mit ihr die lange Lebenskerze von Stanislaus aus. Eine gruseliges Stück DEFA-Geschichte, das sich vor allem dank des Schauspielers ins Gedächtnis der Zuschauer einbrannte: Dieter Franke war es, der den Tod in dem Märchenfilm aus der DDR zum Leben erweckte.
DDR-Star aus „Gevatter Tod“: Dieter Franke wurde in Chemnitz geboren
Der Schauspieler wurde 1934 in Chemnitz geboren. Sein Vater war Bühnenbildner – und Sohnemann sollte in seine Fußstapfen treten. Am Theater in Grenz arbeitete er zunächst als Requisiteur und Statist, später besuchte er in Berlin die Staatliche Schauspielschule. Das erste Engagement erhielt er am Städtischen Theater in Karl-Marx-Stadt. Später spielte Dieter Franke unter anderem an der Volksbühne und am Deutschen Theater, oft in großen und tragenden Rollen.

Erst 1958 tauchte er aber auch auf der Mattscheibe und auf der Leinwand auf, spielte in Filmen und Fernsehproduktionen mit. Er war unter anderem in „Die Abenteuer des Werner Holt“ zu sehen, außerdem bei „Männer ohne Bart“, „Heiße Spuren“ und „Der nackte Mann auf dem Sportplatz“. In insgesamt mehr als 70 Produktionen war der Schauspieler bis 1982 zu sehen, „Gevatter Tod“ war nur eine davon. Außerdem arbeitete er als Synchronsprecher.

Schwere Krankheit: Seinen letzten Film konnte „Gevatter Tod“ nicht vollenden
Tragisch war jedoch sein Ende: Das Lebenslicht des Stars aus „Gevatter Tod“ erlosch viel zu früh. Schon im Jahr 1982 musste er sich aus der Schauspielerei zurückziehen, weil er an einer schweren Krankheit litt – die Hintergründe wurden damals nicht öffentlich. Zu der Zeit stand Dieter Franke für den Film „Automärchen“ vor der Kamera, eine Komödie, die Regisseur Erwin Stranka für die DEFA drehte. Franke übernahm die Hauptrolle des Kalle Sengebusch.
Schon nach wenigen Tagen musste er sich aufgrund seiner Krankheit aber von den Dreharbeiten zurückziehen, die Rolle übernahm danach Schauspiel-Kollege Kurt Böwe. Der einstige Star aus „Gevatter Tod“ hingegen konnte danach nicht mehr vor die Kamera treten, starb schon kurze Zeit später, am 23. Oktober 1982. Er wurde nur 48 Jahre alt. Sein Grab befindet sich heute auf dem Französischen Friedhof in Berlin. Seinen Auftritt aus „Gevatter Tod“ und den Film loben die Zuschauer von damals noch heute. „Ein altes Märchen mit soviel Weisheit darin“, schreibt ein Nutzer unter einem Filmausschnitt auf dem Videoportal Youtube. Ein anderer: „Ein sehr weiser Film, eines der besten Märchen überhaupt. Die Umsetzung als Film ist genial, der Hauptdarsteller Dieter Franke ist voller Charisma und unübertrefflich.“ In den Herzen seiner Fans lebt Gevatter Tod weiter.