Es gibt wenige Märchenfilme der DDR, die sich so ins kollektive Gedächtnis der Zuschauerinnen und Zuschauer geprägt haben wie „Das kalte Herz“. Der Film, der auf dem gleichnamigen Märchen von Wilhelm Hauff basiert, ist der erste Märchenfilm der DEFA – und noch heute ein Klassiker! Er lehrte die Zuschauer allerdings auch das Fürchten. Dafür sorgte Schauspiel-Star Erwin Geschonneck, der als Holländer-Michel die Finsternis auf die Leinwand brachte. Der Star des Films wurde aber Lutz Moik, der als Peter Munk – genannt „Kohlenmunk-Peter“ – die Hauptrolle übernahm. Wir erinnern an den Märchen-Star und sein trauriges Ende.
DDR-Klassiker „Das kalte Herz“: Der Film war der erste Märchenfilm der DEFA
Können Sie sich an „Das kalte Herz“ noch erinnern? Der Film, der im Jahr 1950 seine Premiere feierte, dürfte bei vielen Menschen in der DDR für Gänsehaut gesorgt und ihnen schlaflose Nächte beschert haben. Das Märchen dreht sich um Peter Munk, einen jungen, armen Köhler, der auch „Kohlenmunk-Peter“ genannt wird. Er träumt von Reichtum, will gesellschaftlich anerkannt sein. Er erfährt davon, dass im Wald das Glasmännlein (gespielt von Paul Bildt) haust – und ruft es mit dem legendären Spruch „Schatzhauser im grünen Tannenwald, bist schon viel hundert Jahre alt. Dir gehört all Land, wo Tannen stehn, lässt dich nur Sonntagskindern sehn.“
Der Waldgeist erscheint und erfüllt Peter drei Wünsche. Er will unter anderem besser tanzen können als der Tanzbodenkönig des Dorfes – und immer mehr Geld in der Tasche haben als der reiche Geschäftsmann Ezechiel. Doch als Echeziel (Paul Esser) bei einem Würfelspiel sein ganzes Geld verliert, ist auch Peter Munk vollkommen blank. Er besucht daraufhin den Holländer-Michel, einen Riesen, dem er sein Herz anbietet – er tauscht es gegen Reichtum, bekommt dafür ein Herz aus Stein. Doch das hat Folgen: Er wird gefühlskalt, fängt etwa an, seine Frau Lisbeth zu schlagen. Wird es Peter Munk gelingen, das Herz aus Stein wieder loszuwerden?

3,2 Millionen Mark! Darum wurde der DDR-Film „Das kalte Herz“ so teuer
Umgesetzt wurde der Film von Regisseur Paul Verhoeven, dem damit einer der erfolgreichsten Märchenfilme der DEFA gelang. In einem Interview mit der „SuperIllu“ erinnerte sich sein Sohn Michael Verhoeven schon vor Jahren an die Zeit, zu der der Streifen entstand. Sein Vater sollte eigentlich eine moderne Version von „Aschenputtel“ für die DEFA drehen, erzählte er. „Daraus wurde nichts, aber das Studio bot ihm als eine Art Ersatz ,Das kalte Herz‘ an.“ Der Film wurde auch in Sachen Filmtricks zur Legende: In insgesamt 81 Szenen kam Film-Magie zum Einsatz. „Ich durfte ihn mehrmals im Studio besuchen. In der Mittelhalle, dem größten Atelier der DEFA, war ein Märchenwald mit riesigen Bäumen aufgebaut“, sagte Verhoeven.

Er habe den Dreh einer Szene erlebt, bei dem Peter Munk einen Ast auffangen musste, der ihm von einem Requisiteur zugeworfen wurde. „Später, im fertigen Film, sah ich dann, wie sich dieser Ast in eine gefährliche Schlange verwandelt.“ Doch die Trickserei machte „Das kalte Herz“ auch unglaublich teuer. Der Film kostete „über 3,2 Millionen Mark und damit einige Hunderttausend mehr, als die DEFA ursprünglich vorgesehen hatte“, sagte Verhoeven. „Das war für damalige Verhältnisse eine ungeheure Summe.“
Reich wurde der Regisseur damit aber nicht, verriet sein Sohn. „Die Regiehonorare waren damals noch niedrig. Und einen Teil des Geldes bekam er in Ostmark, die ihm im Westen nichts nutzte. Dafür kaufte er sich in einem HO-Laden ein Klavier, das er mit nach München nahm. Er spielte für sein Leben gern.“
DDR-Star Lutz Moik: „Das kalte Herz“ hätte sein großer Durchbruch werden können
Für einen hätte der Film zum großen Durchbruch werden können: Schauspieler Lutz Moik! Der Junge aus Berlin, der Teile seiner Kindheit in einem Waisenhaus in Potsdam verbringen musste, wurde 1942 als Kinderdarsteller entdeckt. Moik spielte damals im Streifen „Meine Herren Söhne“ mit. Es folgten weitere Rollen und Aufträge als Sprecher für Hörspiele, den Durchbruch erlebte Moik aber erst im Jahr 1950 mit „Das kalte Herz“. Er war damals 19 Jahre alt – und ergatterte die Hauptrolle in dem Film, der auch der erste Farbfilm der Nachkriegszeit war.

Lutz Moik: Star aus „Das kalte Herz“ erkrankte an Multipler Sklerose, starb 2002
Allerdings folgte schon kurz nach dem Erfolg ein Bruch in Moiks Karriere. Nach „Das kalte Herz“ arbeitete er mit Regisseur Veit Harlan zusammen, der aufgrund seiner Propagandafilme in der NS-Zeit umstritten war. Die DEFA wollte Moik deshalb nicht mehr verpflichten. Der junge Schauspieler siedelte in die BRD über. Das Fernsehen und das Theater wurden daraufhin zu seinem Revier. Lutz Moik war unter anderem in der Serie „Till, der Junge von nebenan“ zu sehen, außerdem bei „Drüben bei Lehmanns“ und „Ein Herz und eine Seele“.
In den Jahren 1981 und 1983 folgte mit Auftritten in zwei Frankfurter Tatorten seine Zeit als Kommissar Bergmann, doch auch dieser Schritt in der Karriere wurde jäh unterbrochen. Der Grund: Kurt Moik erkrankte an Multipler Sklerose, wurde dadurch auch in seinem Beruf immer eingeschränkter. Zuletzt war der Star aus „Das kalte Herz“ unter anderem in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ zu sehen. Am 4. Juli 2002 starb Lutz Moik an seiner schweren Krankheit. Er wurde auf dem Friedhof Schöneberg III in Berlin-Friedenau beigesetzt.