Märchen aus dem Osten

DDR-Film „Der Teufel vom Mühlenberg“: So traurig starben die Stars

Das Märchen war das dritte, das bei der DEFA entstand. „Der Teufel vom Mühlenberg“ zog mehr als vier Millionen Menschen in die Kinos der DDR.

Author - Florian Thalmann
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Das Märchen „Der Teufel vom Mühlenberg“ war der dritte Märchenfilm der DEFA - und wurde in der DDR mit über vier Millionen Kinobesuchern zum Erfolg.
Das Märchen „Der Teufel vom Mühlenberg“ war der dritte Märchenfilm der DEFA - und wurde in der DDR mit über vier Millionen Kinobesuchern zum Erfolg.DEFA/Youtube

Es gibt viele Märchenfilme aus der DDR, die heute fast vergessen sind. Während sich viele an Streifen wie „Die Geschichte vom kleinen Muck“, „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und „Das Zaubermännchen“ noch ganz genau erinnern, müssen Sie bei DIESEM Titel vielleicht etwas länger im Gedächtnis kramen: Kennen Sie noch den DEFA-Streifen „Der Teufel vom Mühlenberg“? Das buchstäblich sagenhafte Märchen wurde im Harz und im Studio in Babelsberg gedreht, wurde nach der Veröffentlichung ein großer Erfolg. Wir erinnern an das Märchen und die Stars, die es so besonders machten.

Klassiker aus der DDR: Erinnern Sie sich an „Der Teufel vom Mühlenberg“?

Das Märchen „Der Teufel vom Mühlenberg“ erblickte im Jahr 1955 das Licht der Filmwelt – und war der dritte Märchenfilm, der bei der DEFA entstand. Und er trat in riesige Fußstapfen: Mit „Das kalte Herz“ aus dem Jahr 1950 und „Die Geschichte vom kleinen Muck“ von 1953 gingen dem Streifen „Der Teufel vom Mühlenberg“ zwei Filme voraus, die echte Publikumshits wurden. Auch wenn der Film an die Erfolge seiner Vorgänger nicht anknüpfen konnte, erreichte er in der DDR immerhin mehr als vier Millionen Kinozuschauer, wurde damit trotz allem zum Erfolg.

Aber: Erinnern Sie sich an den Film und an die Story? Die basierte nicht, wie bei den Vorgängern, auf einem Märchen von Wilhelm Hauff, sondern auf einer berühmten Sage aus dem Harz. Es geht um einen Mühlenbesitzer, der von seiner Geldgier gesteuert wird. Seine Mühle steht auf einem Berg, die Bauern bringen ihr Getreide lieber zu einer Mühle, die im Tal liegt. In einer Gewitternacht verkleidet er sich deshalb als Teufel, stiehlt das Mehl der Mühle im Tal und zündet sie an. Der Plan geht auf: Die Bauern der Umgebung müssen ihr Mehl zukünftig in der Bergmühle mahlen lassen.

„Der Teufel vom Mühlenberg“ kam im Jahr 1955 in die Kinos - und folgte auf „Das kalte Herz“ und „Die Geschichte vom kleinen Muck“.
„Der Teufel vom Mühlenberg“ kam im Jahr 1955 in die Kinos - und folgte auf „Das kalte Herz“ und „Die Geschichte vom kleinen Muck“.DEFA-Stiftung

Doch damit scheint auch das Leben von Jörg und Anne zerstört: Jörg gehört zur Waldmühle, Anne arbeitete dort als Magd. Beide sind ineinander verliebt. Jörg will fortan sein Geld auf einer Burg verdienen, Anne beginnt, für den bösen Bergmüller zu arbeiten.  Sie kommt seinen Schandtaten jedoch auf die Spur, weil sie die versteckten Mehlsäcke der Bauern findet, die er vor seiner Brandstiftung aus der Mühle gestohlen hat. Gemeinsam mit Jörg, den Bauern und den Waldgeistern beginnt sie mit dem Wiederaufbau der Mühle. Der Bergmüller geht leer aus. Allerdings will er in seiner Wut Rache üben. Am Ende vernichtet ein Blitz die Bergmühle – und das Strafgericht der Waldgeister verwandelt ihn in zu Stein. Die Sage, auf der der Film „Der Teufel vom Mühlenberg“ basiert, besagt, dass die Statue noch heute im Harz zu finden ist.

Gedreht wurde der Streifen „Der Teufel vom Mühlenberg“ zu Teilen in den natürlichen Landschaften im Harz – die berühmte „Steinerne Renne“ westlich von Hasserode in dem Mittelgebirge diente als Filmkulisse. Das Harz-Dorf, das in dem DEFA-Streifen zu sehen ist, wurde allerdings auf dem Außengelände der Filmstudios in Babelsberg nachgebaut. Der Grund: An dem Film aus der DDR wirkten Kinderdarsteller mit, die nicht im Harz drehen durften, weil das zu weit entfernt lag. Seine Premiere feierte der Film am 7. April 1955 im Kino Babylon in Berlin. Noch heute wird er regelmäßig in den öffentlich-rechtlichen Programmen gezeigt.

„Der Teufel vom Mühlenberg“ wurde im Harz und in Babelsberg gedreht

Am Erfolg des Märchens aus der DDR-Zeiten hatten auch zwei Schauspieler ihren Anteil: Eva Kotthaus und Hans-Peter Minetti übernahmen in „Der Teufel vom Mühlenberg“ die Rollen von Jörg und Anne, die sich in einen Kampf gegen das Böse begeben. Die beiden hatten bei „Der Teufel vom Mühlenberg“ eine Gemeinsamkeit: Für Kotthaus und Minetti war der Streifen der zweite ihrer Karriere.

Eva Kotthaus wurde im Jahr 1932 in Düsseldorf geboren, absolvierte nach der Schule ihre Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Danach war sie an mehreren Theatern beschäftigt, kam dadurch auch nach Berlin. Im Jahr 1954 war sie erstmals im Film zu sehen, weil sie im DEFA-Streifen „Kein Hüsung“ mitspielte. Danach folgte „Der Teufel vom Mühlenberg“. In zahlreichen weiteren Produktionen war sie danach auf der Leinwand und im Fernsehen zu sehen, für den Film „Himmel ohne Sterne“ erhielt sie im Jahr 1956 sogar das „Filmband in Silber“.

Anne aus „Der Teufel vom Mühlenberg“: Das traurige Ende der Schauspielerin

Ihre Karriere im Osten endete aber schnell: Nach einem ersten Auftritt im TV-Film „Das heiße Herz“ wirkte Kotthaus nach 1957 nur noch an West-Produktionen mit. Ihren letzten Auftritt hatte sie im Jahr 2000, damals stand sie in der Folge „Ophelias Rache“ der Fernsehserie „Auf eigene Gefahr“ vor der Kamera. Eva Kotthaus starb im Jahr 2020 – laut Berichten nach langer, schwerer Krankheit. Den Film-Fans der DDR bleibt sie vor allem als Magd Anne in „Der Teufel vom Mühlenberg“ in Erinnerung.

Auch Hans-Peter Minetti spielte im DDR-Märchen „Der Teufel vom Mühlenberg“ mit. Er trat danach noch in rund 60 weiteren Produktionen der DEFA auf.
Auch Hans-Peter Minetti spielte im DDR-Märchen „Der Teufel vom Mühlenberg“ mit. Er trat danach noch in rund 60 weiteren Produktionen der DEFA auf.Werner Schulze/imago

An ihrer Seite im Film: Hans-Peter Minetti. Er wurde im April 1926 in Berlin geboren, studierte in Kiel, Hamburg und Berlin, kam währenddessen durch Studentenbühnen mit dem Theater in Kontakt. 1949 siedelte er in die DDR über, wurde dort unter anderem Mitglied im Zentralrat der FDJ und stand in vielen Theatern auf der Bühne. 1954 hatte er in der Biografie „Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse“ seinen ersten Auftritt im Film, im darauffolgenden Jahr folgte „Der Teufel vom Mühlenberg“.

Star aus „Der Teufel vom Mühlenberg“ spielte in 60 DEFA-Produktionen mit

Der Auftakt für eine steile Karriere bei der DEFA: In rund 60 Produktionen für Kino und Fernsehen stand Hans-Peter Minetti in der Folge vor der Kamera. Dazu gehören unter anderem der Kriminalfilm „Spur in die Nacht“ und die Kult-Filme „Nackt unter Wölfen“ und „Spur der Steine“. Auch im Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot“ stand Minetti für die DEFA vor der Kamera, verkörperte hier einen Berggeist. Später leitete er auch die Staatliche Schauspielschule Ernst Busch und wurde Präsident des Verbandes der Theaterschaffenden – ein Amt, das er von 1984 bis zur Wende ausübte.

Nach der Wende erhielt er immer weniger Angebote für Rollen, tourte mit Solo-Theaterproduktionen durch das Land.  Sein Abschied von der Bühne des Lebens geschah plötzlich: Am 10. November 2006 starb Hans-Peter Minetti während eines Kuraufenthaltes in Tschechien an Herzversagen. Der Schauspieler wurde in Berlin beigesetzt, sein Grab befindet sich auf dem berühmten Dorotheenstädtischen Friedhof.