Kennen Sie ihn noch?

DDR-Legende: Was wurde aus dem kleinen Muck? Das traurige Ende des Kinder-Stars

Der Film „Die Geschichte des kleinen Muck“ wurde zum erfolgreichsten DEFA-Film in der DDR. Doch was wurde aus dem Star des Kult-Streifens?

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Der Film „Die Geschichte vom kleinen Muck“ wurde zum erfolgreichsten Märchenfilm der DEFA. Schon in der DDR war der Streifen ein Hit. Aber: Was wurde aus dem kleinen Muck?
Der Film „Die Geschichte vom kleinen Muck“ wurde zum erfolgreichsten Märchenfilm der DEFA. Schon in der DDR war der Streifen ein Hit. Aber: Was wurde aus dem kleinen Muck?DEFA/Youtube

Es gibt Filme, die einfach jeder kennt, der im Osten aufwuchs – und dazu gehört ohne Zweifel die Geschichte vom kleinen Muck. Millionen erfreuten sich zu DDR-Zeiten an dem Märchenklassiker der DEFA, verfolgten die Abenteuer des kleinen Jungen namens Muck, der im Orient auf die Reise geht. „Die Geschichte vom kleinen Muck“ entstand bereits im Jahr 1953 nach einem Märchen von Wilhelm Hauff, gilt als erfolgreichster Film in der Geschichte der DEFA. Da fragen sich viele: Was wurde eigentlich aus dem kleinen Muck? Der Darsteller, der der besonderen Figur Leben einhauchte, erlebte leider ein trauriges und viel zu frühes Ende.

Das Märchen vom kleinen Muck begleitete unzählige Filmfans in der DDR – erinnern Sie sich noch an die Geschichte? Im Film geht es um einen kleinen Jungen namens Muck, der im Orient lebt – und sich auf die Suche nach einem Kaufmann macht, der das Glück zu verkaufen hat. Auf dem Weg kommt der kleine Muck unter anderem an Zauberpantoffeln, mit denen er blitzschnell laufen kann. Der Film begleitet ihn durch sein Abenteuer, das ihn unter anderem in den Palast des Sultans führt. Am 23. Dezember 1953 feierte der Streifen im Berliner Kino Babylon Premiere, trat danach seinen Siegeszug an: Mit rund elf Millionen Kinobesuchern in mehr als 60 Ländern gilt „Die Geschichte vom kleinen Muck“ als erfolgreichste DEFA-Produktion.

Daran hat vor allem ein Mann einen Anteil: Thomas Schmidt war es, der den kleinen Muck im Märchenfilm spielte. Und der damit über Nacht in der DDR zu einem echten Kinderstar wurde. Und das, obwohl er mit Schauspielerei eigentlich nichts am Hut hatte: Zwar wurde er als Sohn einer Schauspielerin und eines Arztes groß, interessierte sich aber schon früh eher für Wissenschaft. An seinem elften Geburtstag bekam er dann allerdings die Rolle des kleinen Muck angeboten – sein neuer Stiefvater hatte das Drehbuch dafür verfasst.

Kinderdarsteller Thomas Schmidt war elf Jahre alt, als er in der DDR den kleinen Muck spielte. Die Filmstudios waren für ihn ein riesiger Spielplatz.
Kinderdarsteller Thomas Schmidt war elf Jahre alt, als er in der DDR den kleinen Muck spielte. Die Filmstudios waren für ihn ein riesiger Spielplatz.DEFA/Youtube

Der Streifen entstand von Februar bis Juli 1953 auf dem Gelände der Filmstudios in Babelsberg – sie wurde für den kleinen Thomas Schmidt zu einem riesigen Spielplatz. „Diese arabischen Bauten erschienen mir so unglaublich hoch und beeindruckend“, sagte er Jahre später in einem Interview mit der Zeitschrift „SuperIllu“. Die Drehpausen seien für ihn besonders spannend gewesen, denn die Zeit verbrachte er meist bei den Kulissenbauern hinter der Bühne.

Der kleine Muck war Kult! So lief es hinter den Kulissen des DDR-Films

Und das war nicht das einzige Highlight: „Dann waren ja auch viele andere Kinder da. Und die Elefanten und Löwen vom Zirkus Busch. Es war einfach großartig“, berichtete Thomas Schmidt über Seine Zeit als kleiner Muck. Übrigens: Bekommen hat er für seine Rolle keinen einzigen Pfennig, sagte er. Das heißt: Er selbst nicht, seine Eltern schon. „Es gab wohl einen Vertrag mit meiner Mutter. Meine Eltern kauften ein Auto für die Familie, und ich glaube, sie haben die Gage mit verwendet. Mir wäre es lieber gewesen, sie hätten einen der Affen gekauft, die im Film vorkommen.“

Als die Produktion abgeschlossen war, nahm das Leben des kleinen Jungen aber eine Wende: Mit seiner Mutter und seinem Stiefvater musste er 1955 in den Westen fliehen. Der Grund: Der Stiefvater von Schmidt, der als Drehbuchautor arbeitete, fühlte sich immer mehr bei der Arbeit eingeschränkt. So sollte ihm etwa vorgeschrieben werden, wie sein Drehbuch zum Film „Das tapfere Schneiderlein“ auszusehen hatte. „Da wollte man ihn zwingen, das Schneiderlein anzulegen wie Wilhelm Pieck, der ja ein Mann aus dem Volk war und Präsident der DDR wurde“, sagte Schmidt im Interview.

Nach der Flucht in den Westen hängte Thomas Schmidt die Schauspielerei an den Nagel. Als kleiner Muck bleibt er trotzdem unvergessen.
Nach der Flucht in den Westen hängte Thomas Schmidt die Schauspielerei an den Nagel. Als kleiner Muck bleibt er trotzdem unvergessen.DEFA/Youtube

Im Westen war der Kinderstar aus „Die Geschichte vom kleinen Muck“ dann noch in kleineren Rollen im Fernsehen zu sehen, arbeitete als Synchronspecher. Doch dann hängte er die Schauspielkarriere an den Nagel, um sich seinem Lieblingsgebiet zu widmen – der Wissenschaft! Er studierte nach der Schule Psychologie und Medizin, arbeitete unter anderem an der Hochschule Hannover, wo er eine besondere Erfindung schuf, die vor allem Menschen mit Problemen der Nasenschleimhaut heute hilft: Thomas Schmidt entwickelte eine Nasendusche für die Nasenspülung mit Kochsalzlösung.

Er war der kleine Muck: DDR-Star starb im Alter von nur 66 Jahren

Doch das Leben des kleinen Muck endete viel zu früh: Thomas Schmidt erkrankte an Leukämie, starb bereits im Juli 2008 im Alter von nur 66 Jahren an der Erkrankung. Er hinterließ drei Söhne – und einen der wohl wichtigsten und bekanntesten Filme in der Geschichte der DEFA- Noch heute erinnern sich Fans an das Märchen vom kleinen Muck. „,Das kalte Herz‘ und ,Die Geschichte vom kleinen Muck‘ sind wirklich wahrhafte Meisterwerke“, schreibt etwa ein Nutzer auf dem Videoportal Youtube unter dem Film. „Was die damals noch junge DDR da geschaffen hat, ist einfach nur grandios.“ Ein anderer schreibt: „Zur damaligen Zeit konnte nicht mal Hollywood gegen diese Professionalität gegenhalten.“