Die DDR hat viele Märchenfilme hervorgebracht, die noch heute einen festen Platz in den Herzen vieler Film-Fans haben – und die in Form von Videokassetten noch auf Dachböden im ganzen Land schlummern. Neben Klassikern wie „Die Geschichte vom kleinen Muck“, „Schneewittchen“, „Das kalte Herz“ und „Das Feuerzeug“ gehört dazu ohne Frage auch das Märchen „König Drosselbart“. Der Film, der 1965 erschien, zieht noch heute Märchen-Liebhaber in seinen Bann. Aber was wurde aus den Stars, die der Geschichte Leben einhauchten?
„König Drosselbart“: Manfred Krug und Karin Ugowski schufen ein Stück DDR-Filmgeschichte
Der DEFA-Märchenfilm „König Drosselbart“ von 1965 basiert auf dem gleichnamigen Märchen der Brüder Grimm. Im Mittelpunkt steht die hochmütige Prinzessin Roswitha (gespielt von Karin Ugowski), für die ein Mann gefunden werden soll. Doch bei einem Fest ihres Vaters König Löwenzahn (Martin Flörchinger) verspottet sie alle Bewerber – ganz besonders einen Mann, dem sie aufgrund seines Barts den Namen „König Drosselbart“ gibt (Manfred Krug).
Als Strafe bestimmt ihr Vater, dass sie den ersten Mann heiraten muss, der ihr vor dem Schloss begegnet. Sie wird einem fahrenden Spielmann übergeben, der sie mit harter Arbeit konfrontiert. Nach vielen Prüfungen lernt sie Demut und Mitgefühl. Am Ende stellt sich heraus, dass der Spielmann in Wahrheit König Drosselbart ist, der sie auf diese Weise zur Besinnung bringen wollte. Die beiden heiraten aus Liebe. Der Film enthält, wie viele Märchen, eine wichtige Lektion: Stolz und Arroganz können und sollten überwunden werden, denn sie gehören zu den Eigenschaften, die das Leben eines Menschen nur schwerer machen.

Der Streifen „König Drosselbart“ wurde in den Studios der DEFA in Babelsberg produziert – und wird noch heute als glänzendes Beispiel für die Märchenproduktionen der DEFA gehandelt. Denn auch heute noch läuft „König Drosselbart“ – wie auch Klassiker wie „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, „Schneewittchen“ und „Das singende, klingende Bäumchen“ regelmäßig im Fernsehen. Zu verdanken ist das auch den tollen Darstellern, die in dem Film ihre Auftritte hatten, allen voran König Drosselbart und Prinzessin Roswitha.
DDR-Star Manfred Krug schlüpfte für die DEFA in die Rolle von „König Drosselbart“
König Drosselbart wurde im Film von keinem geringeren als Schauspiel-Star Manfred Krug verkörpert. Er wurde 1937 geboren, siedelte 1949 mit seinem Vater von Duisburg in die DDR über. Nach dem Abitur studierte er Schauspiel an der Staatlichen Schauspielschule Berlin, musste die Ausbildung aber abbrechen. Stattdessen landete er später als Schauspielschüler am Berliner Ensemble. Er spielte zunächst Theater, war ab 1957 auch in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen der DDR zu sehen.
Einige der Filme, denen er mit seinem Spiel seinen Stempel aufdrückte, waren das Kriegs-Drama „Fünf Patronenhülsen“, der Spielfilm „Der Kinnhaken“ und der legendäre Film „Spur der Steine“, der von der DDR-Führung verboten wurde, erst rund um die Wendezeit wieder gezeigt werden durfte. Manfred Krug war auch als Jazzsänger aktiv. Seine Karriere in der DDR bekam aber einen Knick, als er 1976 ein Protestschreiben gegen die Ausbürgerung von Liedermacher Wolf Biermann unterschrieb. Krug bekam daraufhin keine Rollenangebote mehr, weshalb er einen Ausreiseantrag stellte, der genehmigt wurde. 1977 verließ er die DDR, konnte seine Karriere aber im Westen erfolgreich fortsetzen. Zu sehen war er unter anderem in „Liebling Kreuzberg“, auf dem „Traumschiff“ und in der „Sesamstraße“.
Manfred Krug starb im Alter von 79 Jahren an einer Lungenentzündung
Zuletzt lebte Krug in Berlin-Charlottenburg. Am 21. Oktober 2016 starb er im Alter von 79 Jahren. Er war zuvor an einer Lungenentzündung erkrankt. Allerdings war bekannt, dass er schon davor unter mehreren gesundheitlichen Problemen litt. So hatte er einen Schlaganfall, Magenprobleme, wurde am Herzen operiert. In einem Interview hatte er aber einmal gesagt, dass er sich über gesundheitliche Schwierigkeiten nicht wundert. „Wir essen nicht gesund, machen nicht ausreichend Sport. Da müssen wir uns nicht wundern, wenn wir irgendwann mal einen Schlaganfall kriegen“, sagte Krug. Er hinterließ ein gigantisches Erbe aus Filmen, Musik und Literatur – Rollen wie die in „König Drosselbart“ sind es, an die sich Märchen-Fans noch heute gern erinnern.

Schauspielerin Karin Ugowski gehörte zu den schönsten Märchen-Prinzessinnen der DDR
Auch von einer anderen bekannten Darstellerin mussten sich die Kino-Zuschauer der DDR bei „König Drosselbart“ verabschieden. Die Rede ist von Karin Ugowski, einer der schönsten Märchenprinzessinnen der DEFA. Sie spielte in „König Drosselbart“ Prinzessin Roswitha – und übernahm damit ihre dritte und letzte Rolle in einem DDR-Märchen. Zuvor hatte sie bereits in der DEFA-Verfilmung des Märchens „Frau Holle“ die Goldmarie gespielt – und übernahm in „Die goldene Gans“ die Rolle der Prinzessin, die nicht lachen konnte. Die Märchen waren die ersten Filme ihrer Karriere, legten aber den Grundstein für eine Laufbahn auf der Bühne und im Film.
Denn: Auch wenn Karin Ugowski nach „König Drosselbart“ aus der Welt der Märchen verschwand, war noch lange nicht Schluss mit der Schauspielerei! Sie spielte unter anderem bei den DEFA-Filmen „Der Doppelgänger“, „Die Beteiligten“ und „Ein brauchbarer Mann“ mit, blieb auf der Leinwand also erhalten. Auch in vielen Fernsehproduktionen und auf der Theaterbühne war sie zu sehen – und auch sie konnte nach der Wende an die in der DDR begonnene Karriere anknüpfen. So war sie unter anderem in „Praxis Bülowbogen“ zu sehen, bei „In aller Freundschaft“ und in „Hinter Gittern – Der Frauenknast“. Heute lebt sie an der Mecklenburgischen Seenplatte.