Mit dem Herbst hat auch die herrliche Zeit der Märchenfilme begonnen – für einen gemütlichen Nachmittag oder Abend holen viele, wenn es draußen früher dunkel wird, gern einen alten Film-Schinken aus dem Schrank. Es sind vor allem die wundervollen Märchen der DEFA, die noch heute begeistern. Bei einem Märchen-Klassiker aus der DDR übrigens nicht nur im Osten Deutschlands, sondern auch auf der anderen Seite der Welt! Denn: „Das singende, klingende Bäumchen“ ist nicht nur hierzulande Kult – sondern auch in Großbritannien. Hätten Sie es gewusst?
„Das singende, klingende Bäumchen“ ist einer der schönsten Märchenfilme der DEFA
An welchen Film denken Sie zuerst, wenn Sie an die Märchenfilme der DEFA denken? Vielen kommen sofort „Das Zaubermännchen“ in den Sinn, vielleicht auch „Frau Holle“, „Das kalte Herz“ oder „Die Geschichte vom kleinen Muck“. Zu den schönsten Märchenfilmen, die bei der DEFA jemals produziert wurden, gehört aber auch dieser: „Das singende, klingende Bäumchen“. Die Geschichte über eine unzufriedene Prinzessin und ihre Erlebnisse ist aber nicht nur im Osten Deutschlands ein echter Klassiker, sondern auch in Großbritannien!
Schon im Jahr 1957 feierte der Film in der DDR Premiere. Vor der Kamera unter anderem: Schauspielerin Christel Bodenstein, die die Prinzessin spielte – und Charles Hans Vogt, der in die Rolle des Königs schlüpfte. Die Story von „Das singende, klingende Bäumchen“: Ein schöner Prinz – gespielt von Eckart Dux – kommt ins Schloss des Königs, um die Prinzessin für sich zu gewinnen. Doch die ist arrogant – und kippt sein Geschenk, eine Truhe voller Perlen, mit den Worten „Jeder Tölpel kann mir solche Perlen schenken!“ auf dem Boden aus. Der Prinz soll ihr, wenn er um ihre Hand anhalten will, das singende, klingende Bäumchen bringen.

Das Bäumchen findet er in einem Zauberreich bei einem Zwerg, doch der will einen Deal: Das Bäumchen werde nur singen und klingen, wenn die Prinzessin den Prinzen wirklich liebt. Bleibt es stumm, soll der Prinz in einen Bären verwandelt werden, dann muss er für alle Ewigkeit im Zauberreich des Zwergen leben. Der Handel geht schief, das Bäumchen bleibt stumm, der Prinz wird zum Bären. Weil die Prinzessin das singende, klingende Bäumchen aber unbedingt haben möchte, schickt sie ihren Vater los, den König. Er wiederum trifft den Bären – und der fordert als Preis für das Bäumchen das erste Wesen, das dem König nach der Heimkehr begegnet. Es ist die Prinzessin, die es kaum erwarten kann, von ihrem Vater das Bäumchen zu bekommen.
Die Story der eitlen Prinzessin: Darum geht es in „Das singende, klingende Bäumchen“
Weil der König seine Tochter nicht hergeben will, wird sie daraufhin im Schloss bewacht. Der Bär kommt, holt sie sich, entführt sie ins Zauberreich – hier trägt der Zwerg seinen Teil dazu bei, dass sich die hochnäsige Prinzessin nach und nach in einen guten Menschen verwandelt. Nur: Wird das singende, klingende Bäumchen am Ende singen und klingen, wird der Prinz von seinem Fluch erlöst und werden Prinz und Prinzessin das große Glück finden? Wer das wissen möchte, muss zur DVD greifen oder – sofern noch vorhanden – die VHS-Kassette einlegen.

In Großbritannien ist „Das singende, klingende Bäumchen“ ein echter Kult-Film!
Das tun übrigens auch viele Menschen in England. Der Grund: „Das singende, klingende Bäumchen“ ist auch hier ein echter Kult-Film. Der Grund: Bei der BBC wurde man schon kurz nach der Premiere des Films in Deutschland auf den Streifen aufmerksam. Im Jahr 1964 wurde „Das singende, klingende Bäumchen“ als dreiteilige Serie unter dem Titel „The Singing Ringing Tree“ ausgestrahlt. Und beeindruckte die TV-Zuschauer! Der Film sei „ein Kultklassiker mit dem Ruf, eine der gruseligsten Sachen zu sein, die jemals im Kinderfernsehen gezeigt wurden“, heißt es etwa in einem Bericht des „Telegraph“.
Hier wird auch eine Expertin zitiert, die „Das singende, klingende Bäumchen“ auch in einem Buch über Fantasy-Filme besprach. „Harry Potter und die Herr der Ringe-Filme haben die Idee von Fantasy mit einer starken moralischen Botschaft wieder in den Mainstream gebracht“, sagte Marina Warner. „Irgendwie hat die ostdeutsche Staatspädagogik es geschafft, dies auf eine Weise zu tun, die idyllischer und herzerwärmender ist als diese Blockbuster-Filme.“ Mehrfach wurde die Ausstrahlung nach der TV-Premiere wiederholt. Spannend dabei: In Fernsehen in Großbritannien lief das DDR-Märchen damit wesentlich früher als im West-Fernsehen – hier war der Film erst 1988 zu sehen. ■