DEFA-Klassiker

DDR-Kultfilm: Was wurde eigentlich aus dem „kleinen Muck“?

Der Streifen war der erfolgreichste DEFA-Film, wird in der Weihnachtszeit wieder mehrfach ausgestrahlt. Aber: Was wurde aus dem Schauspieler Thomas Schmidt, der die Hauptfigur in dem Märchenklassiker spielte?

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Legendäres Foto: Der kleine Muck auf dem DVD-Cover zum Film.
Legendäres Foto: Der kleine Muck auf dem DVD-Cover zum Film.Foto: Icestorm Media

Jeder, der im Osten aufwuchs, kennt die Märchenfilme der DEFA – doch jene, die damals vor der Kamera standen und Millionen erfreuten, sind heute nahezu vergessen. Ein echter Klassiker ist der Film „Die Geschichte vom kleinen Muck“ über einen kleinen Jungen namens Muck, der im Orient lebt.

Er hat einen Buckel, wird von den Menschen in seinem Umfeld ausgelacht. Also begibt er sich in die Wüste, um einen Kaufmann zu suchen, der das Glück zu verkaufen hat. Auf dem Weg kommt der kleine Muck an ein Zauberstöckchen und zwei Zauberpantoffeln, mit denen er blitzschnell laufen kann. Viele Abenteuer folgen. „Der kleine Muck“ gilt mit über 13 Millionen Kinobesuchern in rund 60 Ländern noch heute als erfolgreichste Produktion der DEFA-Geschichte. Über die Weihnachtstage wird der Streifen wieder gezeigt – unter anderem am 12. (14.40 Uhr, rbb) und am 26. Dezember (9 Uhr, rbb).

Er spielte die Rolle kurz nach seinem elften Geburtstag

Und das liegt auch an ihm: Thomas Schmidt schlüpfte im Jahr 1953 in die Rolle des Muck – kurz nach seinem elften Geburtstag. „Für mich war das Gelände in Babelsberg einfach ein riesengroßer Abenteuerspielplatz. Diese arabischen Bauten erschienen mir so unglaublich hoch und beeindruckend“, erzählte er Jahre später in einem Gespräch mit der SUPERillu. „Das Interessanteste waren aber die Drehpausen. Da war ich immer bei den Kulissenbauern hinter der Bühne und hab mit denen gehämmert. Und dann waren ja auch viele andere Kinder da. Und die Elefanten und Löwen vom Zirkus Busch. Es war einfach großartig.“ Aber: Was wurde aus dem Kinder-Star?

Die DVD ist bei Icestorm Media erschienen.
Die DVD ist bei Icestorm Media erschienen.Foto: Icestorm Media

Nach der Produktion floh Schmidt mit seiner Mutter und seinem Stiefvater 1955 in den Westen. Der Grund: Sein Stiefvater, der als Drehbuchautor tätig war, fühlte sich in seiner Kreativität eingeengt. „Er sollte das Drehbuch zum Tapferen Schneiderlein schreiben und wurde vor ein Gremium beordert, von dem die DEFA politisch kontrolliert wurde“, erzählte Schmidt. „Da wollte man ihn zwingen, das Schneiderlein anzulegen wie Wilhelm Pieck, der ja ein Mann aus dem Volk war und Präsident der DDR wurde.“ Schmidt übernahm noch einige kleinere Rollen und war im TV zu sehen, hängte die Schauspielkarriere dann aber an den Nagel.

Schmidt starb mit 66 Jahren nach einer Leukämieerkrankung

Stattdessen ging er in die Wissenschaft! Er studierte Psychologie und Medizin und arbeitete zuletzt an der Medizinischen Hochschule Hannover. Dort wurde er sogar mit einer Erfindung bekannt: Schmidt entwickelte eine Nasendusche zum Spülen der Nase mit einer Kochsalzlösung. Im Juli 2008 starb er im Alter von 66 Jahren nach einer Leukämie-Erkrankung. Den Zuschauern bleibt er als Muck in Erinnerung.

Á propos: Wie hoch fiel eigentlich die Gage für das Spielen des Films aus? Schmidt im Interview: „Ich persönlich habe keinen Pfennig gekriegt. Es gab wohl einen Vertrag mit meiner Mutter. Meine Eltern kauften ein Auto für die Familie, und ich glaube, sie haben die Gage mit verwendet. Mir wäre es lieber gewesen, sie hätten einen der Affen gekauft, die im Film vorkommen.“