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DDR-Film „Frau Holle“: Das wurde aus den Stars des Märchenklassikers!

Mit dem Herbst hat die Märchenzeit begonnen. Wir erinnern an den DEFA-Film „Frau Holle“, einen besonders schönen Ost-Klassiker – und an seine Stars!

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Die DEFA-Verfilmung von „Frau Holle“ (hier: Karin Ugowski als Goldmarie und Mathilde Danegger als Frau Holle) gehört zu den Märchenklassikern der DDR.
Die DEFA-Verfilmung von „Frau Holle“ (hier: Karin Ugowski als Goldmarie und Mathilde Danegger als Frau Holle) gehört zu den Märchenklassikern der DDR.DEFA/Youtube

Mit dem Herbst hat in vielen Haushalten in Deutschland auch die Märchen-Zeit begonnen – und da werden besonders gern die alten Märchenfilme geschaut, die man noch von früher kennt. Wer im Osten aufgewachsen ist, hat damit ein ordentliches Repertoire aus DEFA-Filmen vor sich. In den Studios in Babelsberg entstanden zahlreiche Klassiker, die auch heute noch gern geschaut werden. Erinnern Sie sich etwa an die herrliche Verfilmung von „Frau Holle“, die 1963 uraufgeführt wurde? Mit hübschen Kulissen, tollen Schauspielern und einer lehrreichen Geschichte ist der Film noch heute ein echter Hingucker! Wir erinnern an den DDR-Streifen – und verraten, was nach „Frau Holle“ aus den Mitwirkenden wurde.

Die DEFA-Verfilmung von „Frau Holle“ feierte im Jahr 1963 ihre Premiere in Weißensee

Das Märchen „Frau Holle“ von den Gebrüdern Grimm kennen wohl die meisten – und wer im Osten aufwuchs, konnte obendrein noch die wohl schönste Verfilmung des Märchenklassikers erleben. 1963 wurde die DEFA-Version des Klassikers in Berlin-Weißensee uraufgeführt, begeisterte danach die Zuschauer. Und das lag nicht nur an der Neuinszenierung von Günter Kaltofen (der übrigens auch andere Filme wie den Märchenklassiker „Das Zaubermännchen“ schuf) und den minimalistischen Kulissen, die so aussahen, als seien sie aus Papier gebastelt – sondern auch an den DEFA-Stars.

Doch zuerst zur Story: „Frau Holle“ erzählt die Geschichte einer Witwe, die mit ihren beiden Töchtern in einem Haus auf dem Land wohnt. Die eine – ihre leibliche Tochter – ist faul und unerzogen, die andere – ihre Stieftochter – ist fleißig und muss alle Aufgaben im Haushalt erledigen. Zu den Figuren des Films gehören auch drei Waldarbeiter, die Holz aus dem Wald holen – doch dass es noch nicht geschneit hat, erschwert ihnen die Arbeit. Eines Tages sitzt die fleißige Marie am Brunnen und spinnt mit dem Spinnrad, als sie sich in den Finger sticht – das Blut verschmiert die Spule. Sie will das Garn im Brunnen auswaschen, doch dabei fällt ihr die Spule hinein.

Katharina Lind spielte im DEFA-Film „Frau Holle“ die Pechmarie.
Katharina Lind spielte im DEFA-Film „Frau Holle“ die Pechmarie.DEFA/Youtube

Aus Angst vor der Stiefmutter springt sie hinterher – und landet im Himmel, bei der gutmütigen Frau Holle. Sie hilft ihr im Haushalt, schüttelt unter anderem täglich die Betten auf. Die Folge: Es schneit auf der Erde! Für ihren Fleiß wird Marie mit Gold überschüttet, als sie durch das Tor vor dem Haus von Frau Holle den Heimweg antritt. Das passt der bösen Stiefmutter gar nicht: Sie schickt auch ihre faule Tochter zu Frau Holle, doch weil diese dort lieber fünfe gerade sein lässt, wird sie bei der Heimreise statt mit Gold mit Pech überschüttet. „Das Pech blieb fest an ihr hängen – und wollte, so lange sie lebte, nicht abgehen“, berichtet Frau Holle am Ende des Films.

Das Märchen „Frau Holle“ wurde etliche Male verfilmt – aber nie so schön wie in der DDR!

Das Märchen „Frau Holle“ der Gebrüder Grimm wurde übrigens etliche Male verfilmt – doch diese Version ist die einzige, die es in der DDR gab. Sie entstand in den Studios in Potsdam-Babelsberg und ist noch heute vielen auch aufgrund der tollen Ausstattung in Erinnerung: Die Kulissen waren sehr einfach gehalten, die Bäume in den Außenszenen etwa sehen aus, als habe man sie aus Papier gebastelt. Auch die übrigen Möbel und Requisiten im Haus der Stiefmutter und bei Frau Holle waren eher einfach gehalten. Die Lieder aus dem Film dürften vielen noch in den Ohren klingen: Zu hören waren „Frau Holle, Frau Holle, heut schüttelst du die Betten aus“, außerdem „Aufgewacht“ und „Als ich klein war“.

Und was wurde aus den Darstellern des Märchenklassikers? Eine Schauspielerin erlebte mit dem Film ihren Durchbruch in der Märchenwelt der DEFA: Karin Ugowski. Sie spielte die Goldmarie – ihr erster Film, aber lange nicht der letzte. Nach der tollen Performance bei „Frau Holle“ übernahm sie auch Rollen in „König Drosselbart“ und „Die goldene Gans“. Sie stand außerdem unter anderem für die erfolgreiche Serie „Rentner haben niemals Zeit“ vor der Kamera – und trat auch nach der Wende im Fernsehen auf, etwa in „Praxis Bülowbogen“, „In aller Freundschaft“ und „Hinter Gittern – Der Frauenknast“. Auch heute ist sie noch im Filmbereich aktiv – als Mitglied der Deutschen Filmakademie.

Ihre Stiefschwester im Film wurde verkörpert von Katharina Lind, die an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam ihre Schauspielausbildung absolviert hatte. „Frau Holle“ war für sie nicht der erste Film – sie hatte bereits an Produktionen wie „Der Tag des Ludger Snoerrebrod“ und „Napoleon in New Orleans“ (beides 1961) mitgewirkt. Sie stand nach „Frau Holle“ ebenfalls in weiteren Produktionen vor der Kamera, unter anderem im Märchen „Die goldene Gans“. Auch auf vielen Theaterbühnen konnten ihre Fans sie erleben.

Karin Ugowski spielte in der DEFA-Verfilmung von Frau Holle die Goldmarie, ist heute Mitglied der Deutschen Filmakademie.
Karin Ugowski spielte in der DEFA-Verfilmung von Frau Holle die Goldmarie, ist heute Mitglied der Deutschen Filmakademie.Uwe Meinhold/imago

Aus der Öffentlichkeit hat sie sich inzwischen zurückgezogen. „Es war ausgefüllt, mein Leben, bis zur Wende. Danach kam nichts mehr. Jetzt liebe ich es, in Museen zu gehen, zu lesen“, sagte sie in einem Interview gegenüber dem Onlineportal prominentimostblog. An „Frau Holle“ und ihren Auftritt als Pechmarie denkt sie aber gern zurück. „Wenn das ginge, würde ich die Figur sehr gern noch mal spielen. Aber ganz anders. Noch trotziger und widersprüchlicher. So, wie die Kinder heute sind.“

Und wer war die titelgebende Figur, Frau Holle? Die strenge Herrscherin über den Schnee wurde von Mathilde Danegger verkörpert, die abseits von Auftritten in Filmen vor allem in der Berliner Theaterlandschaft ihre Spuren hinterließ: Sie stand nach ihrer Schauspielausbildung und Engagements in verschiedenen Theatern lange im Berliner Ensemble und später im Deutschen Theater Berlin auf der Bühne. Ihre Tochter ist Karin Lesch, die Märchen-Fans aus dem Osten ebenfalls kennen dürften: Sie spielte unter anderem die Müllerstochter in der Rumpelstilzchen-Version der DEFA, „Das Zaubermännchen“. Zu Daneggers Filmen gehörten neben „Frau Holle“ „Geliebte weiße Maus“, „Der fliegende Holländer“ (beides 1964) und „Das Tal der sieben Monde“ aus dem Jahr 1966. Sie starb bereits 1988 in Ost-Berlin.

Herbert Graedtke spielte in Frau Holle den Waldarbeiter Mathias – und stand danach für verschiedene Produktionen vor der Kamera und auf der Bühne.
Herbert Graedtke spielte in Frau Holle den Waldarbeiter Mathias – und stand danach für verschiedene Produktionen vor der Kamera und auf der Bühne.Arvid Müller/imago

Schauspieler Herbert Graedtke aus „Frau Holle“ starb erst im September 2024 in Radebeul

Eine interessante Laufbahn hat auch Herbert Graedtke hingelegt: Der junge Schauspieler verkörperte in „Frau Holle“ den Waldarbeiter Mathias, der mit seinen Kollegen Holz ins Haus der Witwe liefert. Nach „Frau Holle“ und anderen Filmproduktionen wie „Der fliegende Holländer“ zog der Schauspieler nach Sachsen, wo er unter anderem in der berühmten Felsenbühne Rathen spielte. Bis ins hohe Alter trat er als Schauspieler auf, engagierte sich außerdem für die Karl-May-Festspiele und war Mitglied des Stadtrats Radebeul für die SPD. 2006 wurde er mit dem Kunstpreis der Großen Kreisstadt Radebeul geehrt. Im September 2024 starb Graedtke im Alter von 82 Jahren in Radebeul. ■