Da hat sie sich aber etwas Schönes eingebrockt! Aber zum Glück muss Antje Mandelkow ihre leckeren Suppen nicht selber auslöffeln. Seitdem die DDR-Suppenfrau (die mit dem NVA-Erbsenfeldgericht) vor einem Monat mit ihren ostdeutschen Köstlichkeiten geradewegs in das noble KaDeWe einmarschierte, hat sie noch mehr zu tun. Denn die 54-Jährige steht jetzt nicht nur in ihrer „Kelles“-Manufaktur in Sachsen-Anhalt, sondern auch höchst persönlich in der legendären Feinschmeckerabteilung des Luxus-Kaufhauses im Westen Berlins. Da teilt sie ganz schön kräftig aus. Nämlich ihre leckeren Suppen, die sie dort der feinen Kundschaft anbietet. Wie das ankommt? Der KURIER war dabei.
Wer die sechste Etage im KaDeWe kennt, der weiß, da wird geschlemmt, was das Zeug hält. Sie ist noch immer der Anziehungspunkt der Kunden, die dorthin aus aller Welt kommen.
Edle Sachen gibt es zur Genüge, auch wenn die Feinschmeckerabteilung in den vergangenen Monaten etwas abgespeckt wurde. Doch dafür hat sie aber auch eine neue Kostbarkeit dazubekommen, die es da bisher noch nie gab. Die edlen Suppen aus dem Osten Deutschlands, die Antje Mandelkow fabriziert.

In diesen Oktobertagen fand nun die erste Verkostung ihrer Produkte statt. Zwischen Pasta, Torten, Fischabteilung und einem Südamerika-Imbiss ist sie mit ihrem kleinen, aber feinen Stand zu finden. Hinter zwei Kesseln steht sie da.
DDR-Suppenfrau: Mit viel Charme teilt sie im KaDeWe aus
Mit ihrem roten Kostüm ist die Suppenfrau auch gar nicht zu übersehen, die mit viel Elan aus der Altmärkischen Hochzeitssuppe und natürlich der beliebten Erbsensuppe à la Feldküche schöpft, so kleine Probierschüsseln füllt, um sie den Kunden anzubieten. Das sieht bei ihr ganz schön locker und professionell aus. Aber Antje Mandelkow gesteht: „Ich bin ganz schön aufgeregt.“
Denn im KaDeWe zu sein und Suppen auszuteilen, ist für sie schon etwas anderes, als wenn sie so eine Verkostung im Supermarkt durchführt. „Im Supermarkt weiß ich, wie gut meine Suppen ankommen, dank auch der vielen Stammkunden“, sagt Antje Mandelkow. „Aber im KaDeWe ist das irgendwie anders. Da sind die Kunden nicht so hektisch, wie im Supermarkt. Sie nehmen sich mehr Zeit, begutachten alles in der Lebensmittelabteilung ganz genau, bevor sie zugreifen. Sie sind schon wählerischer.“

Aber die Kundschaft kommt, gerade weil sie wählerisch – und auch neugierig ist. „Meine Dame, mein Herr, greifen Sie zu. Probieren Sie einmal meine herrlichen Suppen aus der Altmark als kleine Stärkung.“
Nein, Antje Mandelkow macht das nicht marktschreierisch. Mit viel Liebe und Herz preist sie die Suppen an. Und wenn der köstliche Duft, der aus den Kesseln strömt, nicht schon überzeugt hat, dann ist es der Charme der DDR-Suppenfrau, mit dem sie dann die Kunden für sich gewinnt.

DDR-Suppenfrau: Die KaDeWe-Kunden lassen es sich schmecken
Und die Herrschaften lassen es sich schmecken. „Da ist ja echter Spargel in der Hochzeitssuppe, das schmeckt vorzüglich“, sagt das plötzlich eine Dame im rheinischen Dialekt und will nun auch die Erbsensuppe probieren. „Ich verwende nur Zutaten aus der Region“, sagt ihr Mandelkow. „Und der Hühnerfond stammt von echten Suppenhühnern.“ Den Fond gibt es bei ihr auch noch extra am Stand.
Ein Ehepaar aus dem Vogtland ist auch neugierig geworden. Doch zum Probieren schickt der Mann seine Frau vor. Und sie ist begeistert. „Diese Hochzeitsuppe, da schmecke ich doch den Ei-Stich heraus. So mache ich daheim auch meine Festtagssuppe.“

Solche Sätze hört die DDR-Suppenfrau gerne. „Wenn jemand sagt, das schmeckt ja wie bei Mutter oder wie selbstgemacht, ist dies das schönste Kompliment“, sagt Mandelkow.
Und wenn dann noch Kunden nach den Suppendosen greifen, die speziell für das KaDeWe produziert wurden und um die fünf Euro kosten, und diese in ihren Warenkorb legen, weiß die DDR-Suppenfrau, dass sich ihre jahrelange, mühevolle Arbeit gelohnt hat.
DDR-Suppenfrau: Ihr langer Weg ins KaDeWe
Vor 16 Jahren hat sie mit dem Kochen der Köstlichkeiten begonnen. Auch das erzählt Antje Mandelkow immer wieder den Kunden im KaDeWe, die wissen wollen, woher sie eigentlich kommt. „Aus der Nähe von Stendal“, sagt sie und erzählt ihre Lebensgeschichte.

Als Kellnerin hatte sie zunächst in dem Gasthof ihrer Familie gearbeitet. Doch als das Geschäft nicht mehr so lief, fing Antje Mandelkow an, Suppen zu kochen. „Mein Mann ging es gesundheitlich schlecht, und ich hatte vier Töchter zu versorgen – irgendwie musste ich mich durchboxen.“
Also verkaufte sie ihre Suppen auf Dorffesten, bis eine Supermarktkette auf die Köstlichkeiten aufmerksam wurden und die Produkte ins Sortiment nahm. Auftritte auf der Grünen Woche folgten, es ging mit der DDR-Suppenfrau, trotz kurzem Ärger wegen der Aufschrift „NVA-Feldsuppe“ bekam, immer weiter aufwärts.
„Mit 18 Mitarbeitern fing alles in meiner Manufaktur an“, sagt Antje Mandelkow. „Heute sind es 28. Als ich damals anfing, wurde ich noch belächelt. Heute lache ich, weil ich mit meinen Produkten sogar im KaDeWe angekommen bin.“
Es mit Köstlichkeiten aus dem Osten Deutschlands in die Feinschmeckerabteilung des weltberühmten Luxuskaufhauses geschafft zu haben: Das soll ihr erste einmal einer nachmachen. Finden übrigens die Kunden im KaDeWe auch. Wie Karin Hagenlocker (76) aus Berlin-Lichterfelde, die vor allem von der Altmärkischen Hochzeitssuppe angetan ist. „Was soll ich sagen, es schmeckt einfach köstlich!“ ■