Die Frau mit den DDR-Dosen hat sich erfolgreich durchgekämpft: Ihre NVA-Suppe ist der Renner - nicht nur auf der Grünen Woche
Es gab Zoff um ihr Ost-Gericht. Doch Unternehmerin Antje Mandelkow hat die Krise gemeistert und steht nun mit ihrer Feldsuppe erfolgreicher als je zuvor da.

Wollen Sie einmal richtig in leuchtende Augen schauen? Dann ab zur Grünen Woche nach Berlin! Da steht in der Sachsen-Anhalt-Halle 23.b Antje Mandelkow (52) und strahlt vor Freude. Ihre NVA-Feldsuppe ist der Renner – nicht nur auf der Messe unter dem Funkturm. Dabei gerieten ihre Konserven einst in Kritik, weil sie angeblich das DDR-Regime verherrlichen würden. Das wäre für die kleine Suppen-Manufaktur mit damals 26 Mitarbeitern beinahe das Ende gewesen.
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Am Stand der „Kelles Klädener Suppenmanufaktur“ hat Chefin Antje Mandelkow voll zu tun. Der Andrang ist groß, die Besucher wollen unbedingt von der NVA-Feldsuppe probieren, die frisch zubereitet aus einem Kesseltopf serviert wird. Sogar Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) kommt vorbei, lässt sich das Ost-Gericht schmecken. Kritik gibt es keine. Im Gegenteil: Die Besucher kaufen nach der Verkostung gleich mehrere Konserven für daheim.
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Dass alles so gut für sie bei der ersten Grünen Woche nach der Corona-Zwangspause läuft, hätte sich Mandelkow gar nicht zu träumen gewagt. Insgesamt zum zehnten Mal ist die Unternehmerin mit ihrer NVA-Feldsuppe auf der Messe. „Dass ich jetzt hier bin, ist eigentlich ein Wunder.“

Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es eine heiße Diskussion um Konservendosen ostdeutscher Hersteller mit „Nudeln mit Tomatensauce & Jagdwurst“ oder „Schulküchen Soljanka“ mit Kindern in Pionieruniform und DDR-Staatswappen auf dem Etikett, die in Supermärkten verkauft wurden. Im Sommer 2022 kritisierte die Bundesstiftung für die Aufarbeitung der SED-Diktatur diese Produkte wegen ihrer Aufmachung, die „die SED-Diktatur verharmlosen“ würden.
Auch Mandelkows NVA-Suppe wurde mit diesen Gerichten in einem Topf geworfen, obwohl die Dosen gar nicht das DDR-Emblem zeigten. Die Stiftung forderte den Handelsriesen Rewe auf, diese Produkte aus dem Sortiment zu nehmen. „Das wäre für uns das Aus gewesen“, sagt Mandelkow.

Ärger um NVA-Suppe: So kämpfte Antje Mandelkow um ihre Manufaktur
Doch Aufgeben ist nicht ihr Ding. Am Messestand erzählt sie, wie sie um die Jobs ihrer Mitarbeiter und um die Manufaktur kämpfte, die sie vor 14 Jahren allein und nur mit einem Euro aus dem Boden stampfte. „Von Beginn an war die NVA-Feldsuppe dabei. Ein Gericht, das zu unserer ostdeutschen Geschichte gehört und den Menschen noch immer schmeckt. Damit verherrliche ich nicht das DDR-Regime“, sagt Mandelkow.
Trotz des Ärgers hielten die Kunden zu ihr. „Ich bekam viele Zuschriften, die mir Mut machten, mit der NVA-Feldsuppe weiter zu machen. Die Menschen wollten nun erst recht das Gericht kaufen“, sagt die Unternehmerin. „Auch die Supermarktkette hielt zu mir. Für das alles bin ich sehr dankbar.“

Der Siegeszug der NVA-Suppe: Sogar die Amis wollen sie
Und Mandelkow hat durch den Zoff um ihr Ost-Gericht auch noch neue Kundschaft dazu gewonnen. Bestellungen aus Österreich, sogar aus den USA und Australien gehen bei ihr ein. Auch eine neue Supermarktkette ist dabei, die allerdings wegen der Debatte die Dosen nicht mit dem Aufdruck NVA ins Regal stellen wollte. Es fand sich eine Lösung. „Statt die Bestellung stornieren zu lassen, habe ich einfach neue Etiketten ohne NVA drucken lassen“, sagt die Unternehmerin.
Dank der Erfolgswelle habe sie nun zwei weitere Mitarbeiter einstellen können, erzählt Mandelkow. „Täglich produzieren wir 4.500 Suppen-Dosen. Die Nachfrage nach der NVA-Feldsuppe ist mittlerweile so groß, dass ich mit der Produktion gar nicht so schnell hinterherkomme.“

Mandelkow verrät, dass in der NVA-Feldsuppe neben Kartoffeln und Gemüse aus Sachsen-Anhalt auch eine Zutat aus Berlin steckt. „Die Bockwurst kommt aus dem Berliner Fleischereibetrieb Mago“, sagt sie. Demnächst wolle die Unternehmerin auch Currywurst in ihr Produktprogramm aufnehmen.
Insgesamt vertreibt die „Kelles Manufaktur“ 18 Suppen, auch Fruchtgelees und Hühnerbrühe. Besonders stolz ist Mandelkow darauf, dass die Dosensuppen, die jetzt eine große Berliner Bäckerei-Kette anbietet, auch aus ihrer Manufaktur stammen.
Aus dem Ärger um das NVA-Gericht habe die Unternehmerin vor allem eins gelernt: „Jede Krise ist auch eine Chance“, sagt sie. „Und ich habe sie genutzt.“