Wer in die Film-Geschichte der DDR blickt, dem fallen sicherlich viele erfolgreiche Streifen ein, deren Bilder sich ins Gedächtnis gebrannt habe. Mal sind es die Karl-May-Verfilmungen, mal Klassiker wie „Die Legende von Paul und Paula“ – doch bei vielen dürften auch die DEFA-Märchenfilme Spuren hinterlassen haben. Vom ersten DEFA-Streifen „Das kalte Herz“ über „Die Legende vom Kleinen Muck“ bis hin zu „König Drosselbart“. Aber: Erinnern Sie sich auch noch an „Das Zaubermännchen“? Wir blicken zurück auf einen der schönsten Märchenfilme der DEFA - und verraten, was aus den Stars des Film-Klassikers wurde.
DDR-Märchen „Das Zaubermännchen“: Können Sie sich an den Film-Klassiker erinnern?
„Das Zaubermännchen“ gehört bis heute unangefochten zu den schönsten Märchenfilmen der DDR – und auch in der gesamten DDR-Filmgeschichte ist der Streifen, der 1960 in die Kinos kam, in der Top-Liste dabei: Mit mehr als 4,4 Millionen Kinozuschauern belegt „Das Zaubermännchen“ den 25. Platz der erfolgreichsten Filme der DDR. Und das nicht ohne Grund: Die liebevolle Inszenierung mit hübschen Kulissen, tollen Schauspielern, schönen Effekten und nicht zuletzt einer wahrhaft märchenhaften Vorlage weckt noch heute Retro-Gefühle bei vielen Zuschauern, die den Film aktuell unter anderem beim Streaming-Anbieter Netflix begutachten können.
Der Film „Das Zaubermännchen“ ist die DEFA-Adaption des Märchen-Klassikers „Rumpelstilzchen“ der Gebrüder Grimm. Der Film handelt von einem Müller (gespielt von Karl-Heinz Rothin), der nicht gern arbeitet, sondern nur seinen Müllerburschen Hans (Reinhard Michalke) schuften lässt. Weil er nicht nur faul, sondern auch ein echter Angeber ist, erzählt er dem Schatzmeister des Königs, seine Tochter Marie (gespielt von Karin Lesch) könne Stroh zu Gold spinnen. Daraufhin wird sie vom König ins Schloss gesperrt, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Hilfe kommt von einem Zaubermännchen: Das Rumpelstilzchen (Siegfried Seibt) rettet die Müllerstochter fortan Nacht für Nacht, spinnt immer größere Mengen Stroh zu Gold.

Was wurde aus den Schauspielern, die für „Das Zaubermännchen“ vor der Kamera standen?
Doch dafür muss die junge Frau dem Zaubermännchen ihr erstes Kind versprechen ... ein Versprechen, das ein Jahr später auch eingelöst werden muss. Doch als Marie, inzwischen verheiratet mit dem König, ihr Baby nicht abgeben will, stellt das Zaubermännchen ihr eine Bedingung. Errät sie seinen Namen, darf sie das Kind behalten. Das ganze Königreich macht sich auf die Jagd nach dem Namen des Zaubermännchens. Und auch Müllerbursche Hans, noch immer der beste Freund von Königin Marie, hilft dabei. Der Film, der bereits 1977 im Fernsehen der DDR zu sehen war, wurde nach einer Inszenierung des Potsdamer Hans Otto Theaters gedreht, brachte die Bühnen-Variante des Rumpelstilzchen auf die Mattscheibe.
Aber: Was wurde aus den Schauspielern? Der wohl größte Star im Märchen-Klassiker war Siegfried Seibt – ihn ließ die Rolle des Rumpelstilzchen nicht los. Märchenhaft erweckte er die Figur für die DEFA zum Leben – und ein paar Jahre später schlüpfe er für die DDR-Serie „Spuk unterm Riesenrad“ noch einmal in die Rolle. Dieses Mal spielte er die Geisterbahnfigur von Rumpelstilzchen, die, gemeinsam mit Riese und Hexe, im Vergnügungspark im Berliner Plänterwald zum Leben erwacht. „Das Zaubermännchen“ war die erste große und populäre Produktion, an der Seibt mitwirkte. Es folgten Auftritte in „Die Abenteuer des Werner Holt“, „Polizeiruf 110“ – und in „Spuk im Hochhaus“ spielte er einen Bewohner des Hochhauses. Siegfried Seibt starb im Jahr 1982 im Alter von 62 Jahren nach einer Krebserkrankung.
DEFA-Film „Das Zaubermännchen“ war ein echter Märchen-Klassiker aus der DDR
Auch Müller Karl-Heinz Rothin und sein Müllerbursche Hans (Reinhard Michalke) erlebten besonders Karrieren. Für Michalke war „Das Zaubermännchen“ ebenfalls einer der ersten Filme nach dem Schauspiel-Studium in Schöneweide. Es folgten verschiedene Produktionen im TV und auf der Bühne, darunter Auftritte bei „Polizeiruf 110“ und „Der Staatsanwalt hat das Wort“. Er starb im Dezember 2001 in Berlin. Karl-Heinz Rothin stand nur für wenige Filme vor der Kamera, war vor allem auf der Bühne aktiv. So gründete er die erste Kleinkunstbühne der DDR, den „Keller 68“ in Gera. Dort entstand auch das Kabarett „Fettnäpfchen“. Allerdings beendete er seine Kabarett-Karriere 1988, weil mehrere seiner Stücke verboten wurden. Er spielte noch Theater, ging dann 1992 in den Ruhestand. Er starb 2016.

Schauspielerin Karin Lesch trat später auch in „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ auf
Und was wurde aus der schönen Müllerstochter Marie? Schauspielerin Karin Lesch hatte die Rolle schon vor dem DEFA-Dreh am Potsdamer Theater verkörpert, stammte außerdem aus einer märchenhaften Familie: Ihre Mutter war die bekannte Schauspielerin Mathilde Danegger, die man unter anderem aus ihrem Auftritt im DEFA-Märchen „Frau Holle“ kennt, wo sie die Hauptrolle spielte. Für Lesch war „Das Zaubermännchen“ einer von mehreren Märchen-Auftritten: Jahre danach spielte sie auch die Königin im Klassiker „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Heute lebt die Schauspielerin laut Berichten zurückgezogen bei Berlin.
Bleibt nur noch einer: der König! Gespielt wurde der von Nikolaus Paryla – der Schauspieler wurde zu einem der erfolgreichsten aus dem Märchen „Das Zaubermännchen“. Er trat vor und nach der Wende in zahlreichen Produktionen auf, war unter anderem im „Tatort“, in „SOKO“ und sogar auf dem „Traumschiff“ zu sehen. Für seine Arbeit erhielt er auch mehrere Auszeichnungen. DDR-Serien-Kennern dürfte der Name auch in einem anderen Zusammenhang bekannt vorkommen: Nikolaus Paryla ist der Cousin von Schauspielerin Katja Paryla, die unter anderem die Rolle der Jette Deibelschmidt in „Spuk im Hochhaus“ und die Hexe in „Spuk unterm Riesenrad“ spielte. ■