Erinnern Sie sich noch?

DDR-Legende „Die dicke Tilla“: DAS macht der Star des Films heute!

„Die dicke Tilla“ war ein erfolgreicher Kinder- und Jugendfilm der DEFA – mit wichtiger Botschaft. Wie geht es der dicken Tilla heute?

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Die dicke Tilla wurde im gleichnamigen Film gespielt von Carmen Sarge. Der Film ist ein echter Klassiker unter den Kinder- und Jugendfilmen der DEFA.
Die dicke Tilla wurde im gleichnamigen Film gespielt von Carmen Sarge. Der Film ist ein echter Klassiker unter den Kinder- und Jugendfilmen der DEFA.DEFA/Youtube

An welche Filme erinnern Sie sich, wenn Sie an die Kinder- und Jugendfilme der DEFA denken? Ein Streifen, der in der DDR große Erfolge feierte, kommt Ihnen bestimmt in den Sinn: „Die dicke Tilla“. Der Film, der im Jahr 1982 in die Kinos der DDR kam und nach einem Kinderbuch von Autorin Rosel Klein gedreht wurde, begleitete etliche Kinder und Jugendliche durch die Schulzeit. Vor allem die Hauptfigur blieb sicherlich vielen Zuschauern in Erinnerung: Die namensgebende dicke Tilla, die zuerst eine neue Mitschülerin drangsaliert, sich später mit ihr anfreundet. Aber: Was macht die Schauspielerin, die im Film die dicke Tilla spielte, eigentlich heute?

Kultiger Film aus der DDR: Das ist die Story von „Die dicke Tilla“

Können Sie sich an den Film „Die dicke Tilla“ erinnern? Falls nicht: Die Story des Streifens, der 1982 in die Kinos der DDR kam, dreht sich um Tilla, die in ihrer Schule als Anführerin und Klassenstärkste auftritt. Dann kommt eine neue Mitschülerin in die Klasse: Die schüchterne Anne wird von Tilla sofort drangsaliert und schikaniert. Tilla verprügelt Anne sogar, macht ihr Fahrrad kaputt, hetzt die Mitschüler gegen das Mädchen auf. Doch für die Aggressionen des Mädchens scheint es eine Erklärung zu geben: Tilla wuchs ohne Mutter auf, wird zu Hause selbst von ihren älteren Brüdern schikaniert.

Doch dann kommt es zu einer Situation, die das Verhältnis der beiden Mädchen verändert: Tilla verfolgt Anne, in einer Scheune stranden die beiden. Sie klettern auf das Gebälk, kommen von selbst nicht mehr herunter. Dadurch kommen sie ins Reden, sprechen miteinander – und lernen dabei, respektvoll miteinander umzugehen. Ein Film, der sich für Toleranz einsetzt und damit den jungen Zuschauerinnen und Zuschauern eine wichtige Botschaft vermittelt: Das Leben ist doch viel schöner, wenn man freundlich zueinander ist.

Schauspielerin aus „Die dicke Tilla“: Carmen Sarge hauchte der Figur Leben ein

Doch damit die Botschaft funktioniert, musste Regisseur Werner Bergmann erst ein wahres Ekel schaffen. In diesem Fall sollte es dich dicke Tilla sein – und SIE hauchte der Figur Leben ein: Schauspielerin Carmen Sarge schlüpfte für den Film in die Rolle von Tilla. Die Kinderdarstellerin kommt ursprünglich aus Potsdam, wurde als Tilla bekannt, legte aber keine Karriere in Film und Fernsehen hin. „Die dicke Tilla“ sollte ihr einziger Film bleiben. Danach tauchte sie nicht mehr auf der Leinwand auf, auch nicht nach der Wende.

Erinnern Sie sich noch an „Die dicke Tilla“? Der Film lief 1982 in den Kinos der DDR an.
Erinnern Sie sich noch an „Die dicke Tilla“? Der Film lief 1982 in den Kinos der DDR an.DEFA/Youtube

Was wurde aus der Schauspielerin, die als „dicke Tilla“ so vielen Kindern vermittelte, dass Freundlichkeit der Schlüssel zum Glück sein kann? Carmen Sarge studierte nach dem Abitur evangelische Theologie! Sie arbeitete von 2008 bis 2018 als Pastorin in den Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden in Delitzsch und Bitterfeld. Hier fand die SuperIllu den ehemaligen Kinder-Star, blickte mit ihr zurück auf den Film. Carmen Sarge erzählte im Interview unter anderem, dass ihr erster Drehtag für „Die dicke Tilla“ nicht gerade angenehm gewesen sei.

Carmen Sarge erinnert sich: So lief der Dreh für den DDR-Film „Die dicke Tilla“

Sie habe für eine Szene Kartoffelpuffer backen müssen. „Im Studio war es unerträglich, heiß und verqualmt, die Küche schmuddelig“, sagte sie. Die Szene ist im Film zu sehen: Tilla steht am Herd und kümmert sich um das Essen, die Brüder sitzen am Tisch und nerven. „Wie lange dauert’s denn noch, Tillalein?“, fragt einer der beiden. „Kann mich ja nicht zerreißen“, antwortet sie genervt. Erst im Verlauf der Dreharbeiten habe Carmen Sarge verstanden, dass diese Szene eine Schlüsselszene des Films gewesen sei. „Tilla wird von ihren Brüdern drangsaliert, der Vater erwartet, dass sie die Hausfrauenrolle der Mutter übernimmt, die weg ist und die kleineren Geschwister mitgenommen hat. Darunter leidet Tilla, und keinen interessiert es.“

Die dicke Tilla hatte es selbst nicht immer leicht. Auch um ihre eigene Geschichte geht es im verlauf des Films aus der DDR.
Die dicke Tilla hatte es selbst nicht immer leicht. Auch um ihre eigene Geschichte geht es im verlauf des Films aus der DDR.DEFA/Youtube

Sie selbst sei als Zehnjährige aber ganz anders gewesen als Tilla, verriet sie. In einem Interview mit dem „Spiegel“ sagte sie: „Ich mochte noch nie den Ton angeben, viel lieber hätte ich damals die zarte, beliebte Anne gespielt.“ Der große Vorteil der Potsdamerin, die beim Dreh 11 Jahre alt war: „Ich war als Kind schon empathisch und konnte mich in Tilla hineinversetzen. Ich verstand, dass sie sich verloren fühlt, ihre Stärke missbraucht, um Zuwendung zu bekommen.“ Doch eines sei gleich geblieben, urteilt auch die „Super Illu“: Der Blick, den Carmen Sarge drauf hat, sei der gleiche, den Tilla immer wieder zeigt.  „Ich habe immer so geguckt“, sagte sie.

„Die dicke Tilla“: Hier sehen Sie den Kult-Film aus der DDR kostenlos!

Noch heute ist „Die dicke Tilla“ ein echter Filmklassiker, in den viele Kinder mal wieder reinschauen könnten – er gehört zu den Filmen der DEFA, die auf dem Videoportal Youtube kostenlos zur Verfügung stehen. Und Carmen Sarge? Sie hat 2019 noch einmal den Arbeitsplatz gewechselt, ist heute Pastorin in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Siegen-Weidenau. Filme gibt es nicht mehr, Auftritte aber schon: Die Predigten der Pastorin, die einst als dicke Tilla ein Star im Kino der DDR war, kann man sich heute im Internet anhören. ■