Es gibt viele Stars aus der DDR, an die sich die Menschen, die damals im Osten aufwuchsen und lebten, noch heute gern erinnern. Dazu gehören Schauspieler, Komiker, Moderatoren und Musiker – doch es gibt noch andere Stars, die damals auf dem Gipfel der Popularität waren. Wir haben heute ein ganz besonderes Beispiel für Sie: Kennen Sie noch den Minol-Pirol? Der pfiffige Vogel war nicht nur der bunteste Vogel der DDR, sondern auch der bekannteste: Er wurde als Maskottchen für den VEB Kombinat Minol geschaffen, der die DDR mit Mineralölprodukten versorgte, unter anderen die Tankstellen des Ostens betrieb. Wir erinnern an den lustigen Vogel – und erzählen seine spannende Geschichte!
Der Minol-Pirol war ein Werbemaskottchen – und wurde zum DDR-Star!
Wer wissen will, wie der Minol-Pirol aussah, findet die Antwort unter anderem im gigantischen Fundus des DDR Museum Berlin. Denn: Wie viele andere Werbefiguren sind hier auch Exemplare des Minol-Pirol erhalten, werden für die Nachwelt aufgehoben. Und das gleich in mehreren unterschiedlichen Varianten. Denn: Minol-Pirol ist nicht gleich Minol-Pirol!
Die erste Variante, die im Juni 1960 das Licht der Werbewelt erblickte, war gelb, trug eine blaue Hose und einen blauen Hut, beides versehen mit dem Logo des VEB Kombinat Minol. Besonders auffällig war das etwas speziell geformte Gesicht – es kam daher, dass mit dem Minol-Pirol eine Mischung aus Vogel und Ölkanne dargestellt werden sollte. Die modernisierte Version, die Jahre später den alten Minol-Pirol ablöste, kam etwas geschmeidiger daher, mit sanfteren Gesichtszügen, roter Hose und Kappe und versehen mit den entsprechenden Logos.
Während man eine solche Figur heute als Plunder abtun könnte, war der Minol-Pirol zu DDR-Zeiten ein echter Superstar. Und das hatte einen Grund: Der VEB Kombinat Minol gehörte zu den bekanntesten Unternehmen, die es zur damaligen Zeit in der DDR gab. Nach der Gründung im Jahr 1956 versorgte der VEB die DDR mit Kraftstoffen und Schmierstoffen. Der VEB Kombinat Minol residierte dabei zunächst im sogenannten Minolhaus am Berliner Alexanderplatz. Unglaublich: Als im Jahr 1989 die Mauer fiel, hatte das Unternehmen einen Bekanntheitsgrad von sagenhaften 97 Prozent. Das heißt: Knapp 16 Millionen DDR-Bürgern war Minol ein Begriff.


Das dürfte zum einen daran gelegen haben, dass Minol die Tankstellen der DDR betrieb – als die Mauer fiel, gab es auf dem gesamten Gebiet der DDR mehr als 1.200 Stück. Nach der Wende wechselte das Unternehmen in den Besitz einer französischen Firma, deren Nachfolger heute das Unternehmen „Total“ ist. 2003 und 2004 eröffnete das Unternehmen sogar neue Minol-Tankstellen in Berlin, Chemnitz und Leipzig. Die Tankstellen machten später dicht, dafür wurden im Laufe der Jahre neue in Zeitz, Heidenau und Wesenberg eröffnet.
Tankstellen der DDR: Der Minol-Pirol war das Maskottchen der VEB Kombinat Minol
Doch nicht nur die Tankstellen waren es, die Minol zu einer echten Größe in der DDR machten – die große Bekanntheit hatte der VEB ganz sicher auch dem Minol-Pirol zu verdanken! Das Maskottchen erblickte im Jahr 1960 das Licht der Welt, wurde im Puppenstudio des Deutschen Fernsehfunk entwickelt. Zuständig dafür war Puppengestalter Heiner Knappe, der auch an anderen Produktionen des DDR-Fernsehens mitwirkte, unter anderem bei „Unser Sandmännchen“ beteiligt war. Leben eingehaucht bekam der Minol-Pirol von Peter Blümel, einem Trickfilmregisseur, der auch anderswo die Puppen tanzen ließ.

Der Minol-Pirol tauchte in 30 Werbefilmen auf – und wurde in der ganzen DDR bekannt
Er realisierte für die Sendung „Gut aufgelegt“ beispielsweise die ersten Puppen-Clips zu populären Schlagern. Für den Abendgruß bei „Unser Sandmännchen“ entwickelte Peter Blümel die Puppentrick-Serie „Spielzeugkiste“, von der zwischen 1966 und 1987 insgesamt 70 Folgen ausgestrahlt wurden. Am Nachfolger, der Puppenserie „Plumps“, war Blümel ebenfalls beteiligt. Für den VEB Minol erschuf er insgesamt 30 kurze Filme zu je 45 Sekunden, in denen der Minol-Pirol auftrat und den Zuschauern etwa Hinweise zur Pflege ihrer Autos und zum Benzinsparen gab.

Die kurzen Filmchen mit dem Minol-Pirol wurden damals in der Sendung „Tausend Tele-Tipps“ ausgestrahlt. Ins kollektive Gedächtnis brannten sich dabei auch die Werbesprüche ein, die der Minol-Pirol drauf hatte: Neben „Stets dienstbereit zu Ihrem Wohl, ist immer der Minol-Pirol“ gab es auch den bekannten Slogan „Den Tele-Tip, der helfen soll, gibt Ihnen der Minol-Pirol“. Und das hinterließ Spuren! „War in einem Natur- und Jagdmuseum und da war ein Pirol – da musste ich sofort an den Minol-Pirol denken“, schreibt ein Nutzer unter einem Werbevideo aus der DDR, das den Minol-Pirol zeigt. So geht es sicher vielen, die den buntesten Vogel der DDR damals im Fernsehen erlebten.
Kennen Sie noch den Minol-Pirol? Schicken Sie uns Ihre Erinnerungen!
Haben Sie Erinnerungen an den Minol-Pirol und an andere Werbefiguren der DDR? Erzählen Sie uns davon! Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften per Mail an wirvonhier@berlinerverlag.com.