Es gibt viele Märchenfilme, die untrennbar mit der Filmgeschichte der DDR verbunden sind. Streifen wie „Das Zaubermännchen“, „Der kleine Muck“, „Das kalte Herz“ oder „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gehören zu den absoluten Klassikern, die von der DEFA geschaffen wurden. Auch an „Das Feuerzeug“ haben viele Zuschauer lebhafte Erinnerungen. Der lustige Soldat, der in einer Höhle unter anderem riesigen Hunden begegnet, verzauberte die Film-Fans der DDR, zog Groß und Klein in seinen Bann. Was viele nicht wissen: Hinter Märchen-Star Rolf Ludwig liegt eine sehr traurige Geschichte.
„Das Feuerzeug“ ist einer der bekanntesten Märchenfilme der DDR
Dieser Film „Das Feuerzeug“ verzauberte und gruselte die Zuschauer in der DDR gleichermaßen – und hat noch heute einen festen Platz in den Herzen vieler Film-Fans, die damals aufwuchsen. Die Rede ist von „Das Feuerzeug“, einem der absoluten Märchenklassiker der DDR. Der Streifen der DEFA dreht sich um einen jungen Soldaten, der nach seinem Einsatz im Krieg in die Heimat zurückkehrt – gespielt wurde die Hauptrolle von Schauspieler Rolf Ludwig. Auf dem Weg nach Hause trifft er eine Hexe, die von einem Feuerzeug berichtet, das in einem hohlen Baum liegt. Der Soldat holt es – und mit ihm einige der Schätze, die in dem Baum versteckt sind.
Später entdeckt er, was das Feuerzeug kann: Wenn er es benutzt, kommen die Hunde aus dem Baum, bringen ihm Schätze. Mithilfe der Hunde verschafft sich der Soldat bald Zugang zur Tochter des Königs, der schönen Prinzessin. Sie wird vom König in einem Turm eingesperrt, weil es eine alte Weissagung gibt, laut der die Prinzessin in die Hände eines gewöhnlichen Soldaten fallen wird. Als der Soldat der Prinzessin immer wieder nahe kommt, wird er verhaftet und soll getötet werden. Doch das magische Feuerzeug und die drei Hunde retten ihn.

Mit seinem Auftritt als Soldat hat sich vor allem Schauspieler Rolf Ludwig einen Platz im Märchenhimmel gesichert. Dabei war „Das Feuerzeug“ längst nicht sein einziger Film. Ludwig wuchs in Dresden auf, absolvierte nach der Schule eine Lehre als Drucker, war im Zweiten Weltkrieg Jagdflieger bei der Luftwaffe. 1944 wurde er verwundet, kam in Gefangenschaft. Schon in dem Gefangenenlager beteiligte er sich im Lagertheater.
DDR-Star aus „Das Feuerzeug“: Nach dem Krieg wurde Rolf Ludwig zum Schauspieler
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schauspielerei zu seiner Passion. Er stand auf verschiedenen Bühnen, etwa bei der Theatergruppe „Heiterer Blick“ in Radebeul. Seine große Karriere begann dann an der Berliner Volksbühne. Später war er auch am Deutschen Theater zu sehen. Hinzu kam seine Arbeit beim Fernsehen und beim Film: Schon 1956 übernahm Rolf Ludwig die Hauptrolle im DEFA-Film „Der Hauptmann von Köln“, später kam „Das Feuerzeug“ hinzu, der Film erschien 1959. Auch in „Die Legende von Paul und Paula“ war Rolf Ludwig zu sehen – neben verschiedene Auftritten in „Polizeiruf 110“, „Der Mann mit dem Objektiv“, „Moritz in der Litfaßsäule“ und „Das Schulgespenst“. Zahlreiche weitere Filme schmücken seine Vita.
Doch so sehr ihn die Menschen in der DDR als Schauspieler liebten, so traurig war ein Aspekt seines Lebens: Rolf Ludwig war über viele Jahre schwer alkoholabhängig, bezeichnete sich in der Öffentlichkeit sogar selbst als „Suffkopp“. Immer wieder soll Ludwig betrunken auf der Bühne gestanden haben. Berichten zufolge rettete ihn nur die Tatsache, dass trotz des Alkoholkonsums keine Vorstellung ausfallen musste.
Die dunkle Seite von Rolf Ludwig aus „Das Feuerzeug“: DDR-Star nannte sich selbst Suffkopp
Seine Witwe Gisela Ludwig erzählte Jahre später in einem Interview mit der „SuperIllu“, wie schlimm es mit ihrem Mann war. Er habe zwar zu Hause keinen Tropfen getrunken, nicht einmal an Silvester. Doch die Geselligkeit in der Kneipe wurde für ihn zum Problem. „Der Geruch zog ihn magisch an. Er kannte seine Schwäche“, sagte sie. Sie wiederum tat alles, um ihn davon abzuhalten. „Ich holte Rolf immer vom Theater ab, denn auf dem kurzen Weg zu unserer Wohnung lag eine Kneipe neben der anderen“, sagte sie.

DDR-Star: Der Krieg machte Rolf Ludwig aus „Das Feuerzeug“ zum Trinker
Als Grund für die Trinkerei des Stars aus „Das Feuerzeug“ nannte sie ein Trauma aus dem Krieg. Als er in Gefangenschaft war, habe man ihn einmal zum Spaß an eine Wand gestellt und eine Erschießung simuliert. „Das war sein Albtraum, der immer wiederkam, den wollte er vergessen“, sagte seine Witwe. In seinem Leben habe er oft gehandelt wie der Soldat in „Das Feuerzeug“, beispielsweise auch mal eine ganze Kneipe eingeladen.
Erst im Jahr 1994, nach einer schweren Operation am Herzen, hörte er mit dem Trinken auf. Jahre später litt er an zwei Lungenentzündungen – und danach wurde bei Rolf Ludwig Krebs diagnostiziert. Es sei da bereits zu spät gewesen, um noch etwas gegen die Krankheit zu tun. Der Schauspieler aus „Das Feuerzeug“ starb am 27. März 1999 mit 73 Jahren in Berlin – in den Armen seiner Frau. Er habe schon geahnt, dass sein Tod kommen wird, berichtete Gisela Ludwig. „Am Abend zuvor saß er auf dem Sofa und sagte: Gisel, das war's. Ich hatte ein tolles Leben.“