Erinnern Sie sich noch?

„Das singende klingende Bäumchen“: Das traurige Ende der DDR-Stars

Der DEFA-Film „Das singende, klingende Bäumchen“ von 1957 gilt als einer der schönsten Märchen der DDR. Wir erinnern an den zauberhaften Klassiker.

Author - Florian Thalmann
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Der Film „Das singende, klingende Bäumchen“ gilt noch heute als einer der schönsten Märchenfilme der DDR. Und das liegt auch an den Darstellern. Hier: Christel Bodenstein und Eckart Dux.
Der Film „Das singende, klingende Bäumchen“ gilt noch heute als einer der schönsten Märchenfilme der DDR. Und das liegt auch an den Darstellern. Hier: Christel Bodenstein und Eckart Dux.DEFA

An welchen Märchenfilm aus der DDR erinnern Siesich besonders gern? Ist es „Die Geschichte des kleinen Muck“, „Das Zaubermännchen“ oder doch der Klassiker „Schneewittchen“? Eine Geschichte, die neben Märchen wie „Das Feuerzeug“ und „Das kalte Herz“ noch heute zu den schönsten Filmen zählt, die die DEFA je hervorgebracht hat, ist „Das singende, klingende Bäumchen“. Das besondere Märchen war nicht nur im Osten ein Hit, sondern überzeugte sogar das Publikum in England, wurde zum Kult-Film. Aber: Was wurde aus den Stars des DDR-Films?

„Das singende, klingende Bäumchen“ ist eines der schönsten Märchen der DDR

Mit dem Film „Das singende, klingende Bäumchen“ machte die DEFA ihren Zuschauern bereits im Jahr 1957 ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk: Der Streifen lief am 13. Dezember 1957 in den Kinos der DDR an. Eine zweite Premiere feierte „Das singende, klingende Bäumchen“ ein knappes Jahr später, als der Film auch in den Kinos im Westen Einzug hielt. Sechs Millionen Menschen wurden in Ost und West in die Filmpaläste gelockt. Sie alle ließen sich von der Geschichte des Märchens verzaubern – und von den Tricks, die die Macher hier einsetzten.

Doch zuerst zur Story: Der Film „Das singende, klingende Bäumchen“ erzählt die Geschichte einer Prinzessin (gespielt von Christel Bodenstein), die in einem Schloss lebt. Ein Prinz (Eckart Dux) besucht das Schloss, um sie zur Frau zu nehmen, bringt ihr als Geschenk eine Truhe mit Perlen mit. Doch die Prinzessin verlangt ein ganz anderes Geschenk: Sie will das singende, klingende Bäumchen! Der Prinz macht sich auf die Suche, geht einen Deal mit einem Zwerg ein. Er erhält das Bäumchen, doch es soll nur singen und klingen, wenn die Prinzessin den Prinzen wirklich liebt. Klappt das nicht, muss der Prinz als Bär im Zauberreich der Zwerge leben.

Der Prinz wird im Märchen „Das singende, klingende Bäumchen“ aus der DDR in einen Bären verwandelt.
Der Prinz wird im Märchen „Das singende, klingende Bäumchen“ aus der DDR in einen Bären verwandelt.DEFA/Youtube

Die Story des DDR-Films: Darum geht es in „Das singende, klingende Bäumchen“

Der Prinz schlägt ein – und es kommt, wie es kommen musste: Das Bäumchen schweigt, der Prinz wird zum Bären, das Bäumchen kommt zurück in den Wald. Die Prinzessin fordert nun den König (Charles Hans Vogt) auf, das singende, klingende Bäumchen zu holen. Er wiederum verhandelt nun mit dem Bären, der die Prinzessin haben will: Der König bekommt das singende, klingende Bäumchen im Tausch gegen das erste Wesen, das ihm begegnet, wenn er zurück ins Schloss kommt. Doch statt wie üblich von den Hunden wird der König von der Prinzessin begrüßt, die daraufhin im Schloss bewacht werden muss.

Der Bär holt die Prinzessin daraufhin aus dem Schloss und verschleppt sie. Der Zwerg verpasst ihr außerdem ein hässliches Gesicht. Erst durch gute Taten kann die Prinzessin nach und nach ihre Schönheit wiedererlangen. Wird sich die Prinzessin vollends zum Guten wandeln? Wird sie sich sogar in den Prinzen verlieben? Verwandelt er sich zurück oder muss er für immer ein Bär bleiben? Hat auch dieses DDR-Märchen ein glückliches Ende? Und was wird aus dem singenden, klingenden Bäumchen? Wer das wissen will, der sollte mal wieder einen Blick in den Klassiker der DEFA riskieren.

Christel Bodenstein als Prinzessin und Richard Krüger als Zwerg im Märchen „Das singende, klingende Bäumchen“. Der Film ist eines der schönsten Märchen der DDR.
Christel Bodenstein als Prinzessin und Richard Krüger als Zwerg im Märchen „Das singende, klingende Bäumchen“. Der Film ist eines der schönsten Märchen der DDR.DEFA

Dass der Film „Das singende, klingende Bäumchen“ noch heute ein echter Klassiker der DDR ist, liegt an verschiedenen Dingen. Die zauberhafte Inszenierung in den Studios der DEFA macht auch diesen Film wunderschön – und die besonderen Trickeffekte, die von Ernst Kunstmann realisiert wurden, verzauberten die Zuschauer schon damals. Der Kameramann für Spezialeffekte war auch an zahlreichen anderen Filmen beteiligt, darunter „Die Geschichte vom kleinen Muck“ und „Das kalte Herz“.

DDR-Märchen „Das singende, klingende Bäumchen“ machte Christel Bodenstein bekannt

Doch es liegt auch an den Stars, die den Figuren des Märchens Leben einhauchten. Allen voran Christel Bodenstein, die ohne Frage zu den schönsten Märchenprinzessinnen der DDR gehörte, noch heute einen Platz im Herzen vieler Menschen hat, die mit den Filmen aufwuchsen. Bodenstein besuchte die Ballettschule der Leipziger Oper, später die Staatliche Ballettschule Berlin, wurde von DEFA-Regisseur Kurt Maetzig im Alter von 17 Jahren an einem Strand an der Ostsee entdeckt. Ihren ersten Filmauftritt hatte sie im DEFA-Märchen „Das tapfere Schneiderlein“ – doch vor allem „Das singende, klingende Bäumchen“ machte Christel Bodenstein bekannt.

Christel Bodenstein spielte Prinzessin Tausendschön im DDR-Märchen „Das singende, klingende Bäumchen“. Sie starb im vergangenen Jahr in einem Pflegeheim in Berlin.
Christel Bodenstein spielte Prinzessin Tausendschön im DDR-Märchen „Das singende, klingende Bäumchen“. Sie starb im vergangenen Jahr in einem Pflegeheim in Berlin.Andreas Weihs/imago

Es folgten zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen, darunter „Tatort Berlin“, „Der Kinnhaken“, „Viel Lärm um Nichts“, „Im Himmel ist doch Jahrmarkt“ und „Der Staatsanwalt hat das Wort“. Besonders spannend: Im Jahr 2016 kehrte sie noch einmal in die wunderbare Welt der Märchen zurück, am Ende ihrer Karriere: In einer Neuverfilmung von „Das singende, klingende Bäumchen“ war Bodenstein als Kräuterfrau zu sehen. Schon in den 1990er-Jahren hatte sie sich nach und nach aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Christel Bodenstein starb erst im Dezember vergangenen Jahres im Alter von 86 Jahren in einem Pflegeheim in Berlin. „Christel ist am 5. Dezember gestorben. Um 23 Uhr ist sie im Kreise ihrer Familie ganz friedlich mit einem Lächeln eingeschlafen“, teilte die Familie nach ihrem Tod mit.

An ihrer Seite in „Das singende, klingende Bäumchen“ standen drei Männer, die König, Prinz und Zwerg spielten. Der König wurde von Schauspieler Charles Hans Vogt verkörpert: Er wurde 1906 geboren, absolvierte seine Schauspielausbildung bei Paul Rose vom Rose-Theater in Berlin, trat danach bei kleineren Theaterproduktionen auf. Bei der DEFA wirkte er später in mehreren Filmen mit, spielte unter anderem einen Holzhändler in „Das kalte Herz“ und den Magier im Streifen „Die Geschichte vom kleinen Muck“. Er starb bereits am 18. März 1978 in Berlin.

Zwerg und Prinz aus „Das singende, klingende Bäumchen“: Das wurde aus den Stars

Der Prinz wurde von Eckart Dux verkörpert, geboren 1926. Auch er ist inzwischen im Märchen-Himmel, starb am 9. April 2024, im gleichen Jahr wie seine Prinzessin Christel Bodenstein. Dux wurde als Schauspieler im Film „Das singende, klingende Bäumchen“ bekannt, allerdings schmücken auch zahlreiche andere Produktionen seinen Lebenslauf. Seine Karriere spielte sich aber zu großen Teilen im Westen ab, das Märchen blieb die einzige DEFA-Produktion. Er war unter anderem bei „Wir Kellerkinder“ und „Meine Tochter und ich“ zu sehen, stand auch für den „Tatort“ vor der Kamera.

Und der Zwerg aus „Das singende, klingende Bäumchen“? Er wurde von einem Schauspieler namens Richard Krüger verkörpert, der allerdings nur in drei Märchenfilmen Auftritte hatte. Schon in den 50er-Jahren spielte er bei „Zwerg Nase“ und danach bei „Schneeweißchen und Rosenrot“ mit, „Das singende, klingende Bäumchen“ wurde seine dritte und letzte Produktion. Über sein Leben nach den Auftritten im Märchen ist nicht viel bekannt. Er starb im August 1995 in Prenzlau, im Jahr 2020 wurde sein Grab auf dem Friedhof der Stadt eingeebnet.