„Sie schlief wie eine Prinzessin ein“

„Das singende, klingende Bäumchen“: DDR-Star Christel Bodenstein ist tot

86 Jahre wurde sie alt. Freunde und Kollegen trauern um die unvergessene Schauspielerin, die mit einem Märchenfilm zum Star wurde.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Schauspielerin Christel Bodenstein in einer Ausgabe der „Riverboat“-Talkshow (2018).
Schauspielerin Christel Bodenstein in einer Ausgabe der „Riverboat“-Talkshow (2018).Star-Media/imago

Es ist einer der beliebtesten Märchenfilme der DDR. „Das singende, klingende Bäumchen“ aus dem Jahr 1957, in dem die Berlinerin Christel Bodenstein als eine der schönsten Märchenprinzessin der Defa zu sehen war. Nun trauern Fans, Freunde und Bekannte um die einzigartige Schauspielerin, die vor wenigen Tagen im Alter von 86 Jahren gestorben ist.

Stieftochter Ulrike von Lenski bestätigte dem KURIER den Tod des DDR-Stars. „Christel ist am 5. Dezember gestorben. Um 23 Uhr ist sie im Kreise ihrer Familie ganz friedlich mit einem Lächeln eingeschlafen“, sagt von Lenski. „Wir haben ihr Rosen aufs Bett gelegt. Sie sah wie eine Prinzessin aus.“

Die Rolle einer Märchenprinzessin: Sie verhalf Christel Bodenstein zum künstlerischen Durchbruch. In dem Film „Das singende, klingende Bäumchen“, der gerade in der ARD-Mediathek zu sehen ist. Die Berliner Schauspielerin, die zunächst die Ballettschule absolviert hatte, hatte in diesem Defa-Film als Prinzessin Tausendschön ihre erste Hauptrolle.

„Für mich war sie ein großes Vorbild, als ich den Film sah“, sagt Entertainerin Dagmar Gelbke (74) dem KURIER. „So wie sie wollte ich später immer als Künstlerin sein. Für mich und viele Menschen wird Christel immer die unvergessene Prinzessin unserer Kindheit bleiben.“

Entertainerin Dagmar Gelbke: „Christel Bodenstein wird die unvergessene Prinzessin unserer Kindheit bleiben“

Vor fast zehn Jahren wurde der Defa-Märchenklassiker von der ARD neu verfilmt. Und auch in dieser Version vom „Singenden, klingenden Bäumchen“ war Christel Bodenstein wieder zu sehen. Natürlich nicht als die launische Prinzessin Tausendschön, die unbedingt dieses Bäumchen haben wollte, sondern als liebe Kräuterfrau.

Christel Bodenstein in dem Defa-Märchenklassiker „Das singende, klingende Bäumchen“ (1957)
Christel Bodenstein in dem Defa-Märchenklassiker „Das singende, klingende Bäumchen“ (1957)Ronald Grant/imago

„Viele rieten mir ab, mitzumachen“, sagte Bodenstein damals dem KURIER. „Wohl aus Angst, die Neuverfilmung würde einem der besten Kino-Märchenfilme der Defa nicht gerecht werden. Ich finde, beide Filme tun sich nicht weh. Die Fernsehversion ist sogar eine Würdigung des Klassikers, den noch heute Millionen lieben und gerne sehen.“

„Das singende, klingende Bäumchen“ war nicht ihr erster Märchenfilm. Nach dem Christel Bodenstein noch als Schauspielstudentin in dem Slatan-Dudows-Film „Der Hauptmann von Köln“ (1956) ihr Debüt gab, stand sie danach schon im Defa-Streifen „Das tapfere Schneiderlein“ vor der Kamera, spielte die Tochter des Schlossgärtners.

Christel Bodenstein (in der Neuverfilmung des Märchenklassikers „Das singende, klingende Bäumchen“ (2016): In dem Remake spielte sie an der Seite von Jytte-Merle Böhrnsen (Prinzessin), Lucas Prisor (Prinz) und Heinz Hoenig (König) eine Kräuterfrau.
Christel Bodenstein (in der Neuverfilmung des Märchenklassikers „Das singende, klingende Bäumchen“ (2016): In dem Remake spielte sie an der Seite von Jytte-Merle Böhrnsen (Prinzessin), Lucas Prisor (Prinz) und Heinz Hoenig (König) eine Kräuterfrau.Eventpress/imago

1966 hatte sie die Titelrolle im Klassiker „Der kleine Prinz“. „Für mich sind Märchen immer etwas Schönes, weil sie die Fantasie der Kinder anregen“, sagte Christel Bodenstein einst dem KURIER.

Christel Bodenstein: Für sie waren Märchen immer etwas Schönes

Die Schauspielerin verstand es auch, die Zuschauer in anderen Rollen zu verzaubern. Bei der Defa spielte der Märchen-Star an der Seite von vielen großen Schauspielern der DDR. Einer von ihnen war Manfred Krug. Bodenstein war mit ihm unter anderem in dem Film „Beschreibung eines Sommers“ (1962) zu sehen.

Christel Bodenstein mit ihrem Sohn Mirko (1968)
Christel Bodenstein mit ihrem Sohn Mirko (1968)privat

Einen anderen Star heiratete Christel Bodenstein – den legendären Defa-Regisseur Konrad Wolf (1925-1982, „Solo Sunny“, „Der geteilte Himmel“). Das war 1960. Aus dieser Ehe (bis 1978) stammt Sohn Mirko. Mit dem Schauspieler und Dramaturgen Hasso von Lenski war Bodenstein dann bis heute in zweiter Ehe verheiratet.

Christel Bodenstein mit ihrem Mann Hasso von Lenski
Christel Bodenstein mit ihrem Mann Hasso von LenskiAndreas Weihs/imago

Die Schauspielerin startete in den 70ern ihre zweite Karriere als Chansonsängerin. Und nach dem Mauerfall hatte sie weiter gut zu tun, wirkte in dem ZDF-Thriller „Die Kaltenbach-Papiere“ von Rainer Erler („Fleisch“) mit, spielte an der Seite von Mario Adorf eine Journalistin. Zuvor war sie in der letzten Serie des Deutschen Fernsehfunks, „Die Spreewaldfamilie“, zu erleben.

Christel Bodenstein: „Jetzt ist sie ein echter Star im Universum“

Entertainerin Dagmar Gelbke lernte „ihr Vorbild“ in den 80er-Jahren im Friedrichstadt-Palast kennen, als Christel Bodenstein dort als Regieassistentin in der „Kleinen Revue“ (heute Quatsch-Comedy-Club) arbeitete. „Sie war eine tolle Frau“, sagt Gelbke.

Auch der einstige Friedrichstadt-Palast-Regisseur Emil M. Neupauer (79) schwärmt: „Christel war ein wundervoller Mensch und Kollege“, sagt er dem KURIER. Auf einem Treffen von DDR-Stars hatte Neupauer am Nikolaustag von Bodensteins Tod erfahren. „Uns hat es die Sprache verschlagen“, sagt er. „Christel war ein deutscher Filmstar“, sagt Neupauer. „Jetzt ist sie ein echter Star im Universum. Wir werden sie nie vergessen.“

Christel Bodenstein und Ulrike von Lenski (2023)
Christel Bodenstein und Ulrike von Lenski (2023)privat

Vor vier Jahren hatte sich Christel Bodenstein aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Ihr und ihrem Mann ging es nicht mehr gesundheitlich gut. Sie wohnten bis vor kurzem noch in einer Wohnung im Berliner Ortsteil Plänterwald.

„Ihr Sohn Mirko, Nachbarn und ich haben uns jeden Tag um die beiden gekümmert“, sagt Ulrike von Lenski. Doch dann wurde es mit der Gesundheit immer schlimmer.

Christel Bodenstein: Die Familie war bei ihr, als sie friedlich einschlief

„Anfang August mussten wir den Notarzt rufen, Christel kam in die Klinik, Nierenversagen wurde bei ihr festgestellt“, sagt Ulrike von Lenski. Später musste der Notarzt auch wegen Hasso von Lenski gerufen werden. Die Familie entschloss sich schweren Herzens, dass das Paar seinen Lebensabend in der Domizil-Seniorenresidenz in Baumschulenweg verbringt.

„Ich bin den dortigen Mitarbeitern so dankbar, wie liebevoll sie sich um die beiden Tag und Nacht kümmerten“, sagt von Lenski. „Sie haben Christel, die sehr starke Schmerzen hatte, noch drei letzte Lebensmonate in Würde ermöglicht.“

Die Kinder, Freunde, Nachbarn: Stets waren sie bei Christel Bodenstein und ihrem Mann zu Besuch in der Seniorenresidenz. Am 5. Dezember erhielt die Familie dann früh die Nachricht, dass die Schauspielerin im Sterben liegt. „Wir haben alle mit ihr die letzten Stunden verbracht, bis sie dann am späten Abend einschlief“, sagt Ulrike von Lenski. „So hatte sie es sich gewünscht.“

Auch der Ort ihrer letzten Ruhestätte ist ein Wunsch der Schauspielerin. „Sie wird auf dem Friedhof in Grünau bei ihrer Mutter beigesetzt werden“, sagt von Lenski. ■