Bei den heutigen Preisen in der Gastronomie erinnert sich mancher an die Zeiten in der ehemaligen DDR. Bezahlen war damals eher nicht das Problem. Man musste einen Platz kriegen. Was übrig ist von der DDR, viele Relikte aus der damaligen Zeit, schlummern heute unter anderem im Fundus zahlreicher DDR-Museen in ganz Deutschland, werden in Gruppen in den sozialen Netzwerken und auf Webseiten archiviert. Dazu gehören auch Speisekarten aus der DDR! Wer wissen will, was es in Gaststätten, Hotels und sogar auf Ausflugsschiffen in der DDR zu essen gab, wird schnell fündig, Heute werfen wir einen Blick in die Speisekarten der Interhotels. Vorsicht, es wird lecker!
Die Hotels der Kette Interhotel befanden sich in allen großen Städten der DDR
Die Häuser der Kette Interhotel waren nicht für Jedermann. Die Kette wurde am 1. Januar 1965 gegründet, bestand zu Hochzeiten aus 37 Hotels der gehobeneren Klasse – sie befanden sich in allen größeren Städten der DDR. Besonders gern wurden hier Gäste aus dem sozialistischen Ausland bewirtet und beherbergt. Zu den Standorten der Edel-Häuser gehörten unter anderem Berlin, Dresden, Erfurt, Gera und Halle, aber auch Karl-Marx-Stadt (das heutige Chemnitz), Magdeburg, Leipzig, Potsdam, Rostock und Weimar. Nach der Wende wurden die Hotels zunächst durch die Interhotel AG weitergeführt, später verkauft.
Zum Luxus der Hotels gehörte auch die kulinarische Versorgung in den Restaurants – und daran erinnern noch heute Speisekarten, die sich in verschiedenen Archiven finden. In einer Facebook-Gruppe zum Thema DDR wurde etwa eine der Karten veröffentlicht – sie stammte aus dem Interhotel in Potsdam. Es handelt sich – wohlbemerkt – nur um eine Angebots-Karte, die Gerichte, die hier vermerkt waren, galten nur in einer Woche im April 1984. Die Gäste konnten zwischen verschiedenen Kategorien wählen: Neben Vorspeisen und Suppen gab es natürlich Fisch- und Fleischgerichte, aber auch Wild- und Geflügelgerichte und Süßspeisen.

Speisekarten aus dem Interhotel: Was gab es in der DDR – und was kostete es?
Und wie sahen die Preise aus? Als Vorspeise erwartete die Gäste mariniertes Forellenfilet in pikanter Tomaten-Cocktailsoße, dazu wurde Filinchen gereicht – das Knusper-Brot gibt es noch heute in vielen Supermärkten. Preis für das Gericht: 5 Mark. Geschmorte Hühnerleber mit Champignons auf Toast war für 5,65 Mark zu haben. An der Suppen-Front gab es Spargelsuppe für 1,95 Mark, Tomatensuppe für 1,65 Mark und Spanische Hühnerlebersuppe für 1,35 Mark.

Und bei den Hauptgerichten? Da standen unter anderem grüner Aal mit Petersilienkartoffeln und Gurkensalat für 9 Mark, Forelle Müllerin mit Petersilienkartoffeln und Gurkensalat für 11,70 Mark und Zanderfilet mit Krabbenweinsoße mit gratiniertem Spargel und Zwiebelreis für 14,75 Mark auf der Karte. Wer lieber Fleisch wollte, konnte Rindsgulasch mit Butternudeln für 5,55 Mark oder Schweizer Sahnesteak mit Pommes Frites und Bohnensalat zu 10,95 Mark genießen. Außerdem gab es Hackfleischroulade mit Bohnengemüse und Kartoffelpüree (4,90 Mark)und Kasselersteak mit Setzei und Zwiebelkartoffeln (7,90 Mark) und Wildschweinbratwurst mit Ananas-Letschogemüse und Kartoffelpüree (6,80 Mark).
Essen in der DDR: Auf der Speisekarte im Interhotel erscheinen die Preise recht hoch
Auffällig ist: Die Preise erscheinen, verglichen mit anderen erhaltenen Speisekarten aus der DDR, recht hoch. Aber: Es handelte sich eben um ein Haus der Interhotel-Kette. „Für 1984 eine vollkommen normale Karte, wenn man in Potsdam, Kleinmachnow oder Berlin gelebt hat. Auch für ein Interhotel vollkommen normale Preise“, schreibt eine Nutzerin auf Facebook. Und einer kommentiert: „Da waren im Interhotel die Preise etwas teurer! Konnte sich aber auch nicht jeder leisten.“ Für besondere Verwirrung sorgt der Weißwein „Liebfraumilch“ aus der DDR, eine Flasche ist auf der Karte mit einem Preis von 42 Mark vermerkt. Sie haben in westdeutschen Regalen damals 4 DM gekostet – und man habe immer eine Flasche im Haus gehabt, falls mal der Essig ausgehen sollte.


Auch das Berliner DDR Museum, das eine Dauerausstellung in der Karl-Liebknecht-Straße betreibt, hat Speisekarten im riesigen Fundus – etwa eine aus der „Astoria Klause“ des Interhotel Leipzig. Hier fallen die Preise im Vergleich zu den Speisen, die es in Potsdam gab, etwas niedriger aus. Und nicht nur das: Manche der Gerichte wirken etwas bodenständiger. So gab es unter anderem Paniertes Schweineschnitzel mit Mischgemüse und Röstkartoffeln für 4,15 Mark, Szegediner Gulasch mit Petersilienkartoffeln für 3,50 Mark und Berliner Eisbein mit Sauerkohl und Salzkartoffeln für 5,85 Mark. Bratwurst mit Sauerkohl und Kartoffeln war für 2,30 Mark zu haben.
Wer nur ein Süppchen essen wollte, konnte mit 90 Pfennig für eine Kraftbrühe und 1,15 Mark für eine Spargelcremesuppe ordentlich sparen. Und auch in der kalten Küche ging es wesentlich schlanker zu: Geflügelcocktail mit Wachtelei und Toast war für 3,60 Mark zu haben. Eiersalat mit Schinken kostete 2,35 Mark, eine gemischte Schinkenplatte mit Butter und Brot konnten sich die Gäste des Interhotel Astoria für nur 3,30 Mark schmecken lassen. Ab 18 Uhr gab es zum Abendbrot außerdem Tatarbeefsteak mit Butter und Brot für 3,90 Mark und Hackepeter mit Eigelb, Butter und Brot für 2,75 Mark. Das ließen sich viele Besucher des Hotels schmecken …
Haben Sie noch Erinnerungen an die Hotels und Gaststätten der DDR? Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften und Nachrichten unter wirvonhier@berlinerverlag.com.