Eigentlich hatte sich Cindy aus Marzahn schon lange von der Bühne verabschiedet – doch schon im vergangenen gönnte die Berliner Komikerin Ilka Bessin ihrer beliebtesten Kunstfigur ein fulminantes Comeback! Mit einer Bühnenshow begeisterte sie ihre Fans. Nun wird bei RTL sogar das 20-Jahre-Jubiläum der „Prinzessin aus dem Plattenbau“ gefeiert (Samstag, 20.15 Uhr). Für ihre Gags ist Cindy aus Marzahn legendär. Aber wissen Sie auch noch, wie herrlich sie auf der Bühne sogar die DDR und die Klischees im Westen auf die Schippe nahm?
Ilka Bessin wuchs in der DDR auf, lernte Köchin in einer DDR-Großküche
Ilka Bessin wuchs selbst in der DDR auf, ging dort zur Schule. In einem Interview mit der Zeitung „B.Z.“ verriet sie, dass sie früher eigentlich Oberstufenlehrerin für Staatsbürgerkunde und Geschichte werden wollte. Später kam es anders: Sie lernte Köchin in einer DDR-Großküche im VEB Wälzlagerfabrik Luckenwalde. „Ich kann Gulasch für 4000 Personen, aber bekomme keinen Rollbraten hin“, sagte sie. Zur Wende verlor sie ihre Anstellung. Bessin arbeitete später unter anderem als Hotelfachfrau und in der Gastronomie, bis der Durchbruch als Komikerin kam.
Ihre Kunstfigur Cindy aus Marzahn hatte nicht so viel Glück: Die übergewichtige Langzeitarbeitslose aus Marzahn, die schon lange Arbeitslosengeld II bezieht, nutzt Humor, um mit ihrer Situation zurechtzukommen – und rechnet bei ihren Auftritten ordentlich mit allem ab, was ihr in die Quere kommt. Auch um die DDR und ein Date mit einem Wessi ging es in einer ihrer beliebten Comedy-Nummern. Hier ging sie vor allem mit einem Vorurteil ins Gericht, das viele über die DDR haben: Dass es im Osten Deutschlands vor der Wende angeblich überhaupt nichts gab.
In einer Bühnen-Nummer rechnet Cindy aus Marzahn mit Klischees aus dem Westen ab
Cindy aus Marzahn berichtet in dem Comedy-Stück von einer Verabredung mit einem Mann aus dem Westen. Er habe sie gefragt, ob es stimme, dass es im Osten zu DDR-Zeiten kein Fleisch gab. Cindy aus Marzahn schaut an sich selbst herunter. „Ja, das stimmt, ich bin von der Baumrinde so dick geworden“, habe sie geantwortet. „Was habe ich früher an Baumrinde gefressen! Wenn du durch den Osten fährst: Keene Wälder da, ich war Mittagessen.“

Cindy aus Marzahn: Im Osten gab es früher nichts, nur Hoffnung
Man habe ja früher nichts gehabt, redet sie sich in Rage. „Nur Hoffnung.“ Dafür keine Straßen, keine Feldwege. „Der mit den größten Füßen ist vor gelaufen und hat eine Furche gezogen.“ Früher, in ihrer Kindheit zu DDR-Zeiten, habe sie kein Zuhause gehabt. „In Felsgrotten habe ick jehaust! Ab dem zwölften Lebensjahr habe ich draußen gewohnt, weil ich mit dme Arsch nicht mehr durch die Öffnung gepasst habe. Aber wir hatten ja Hoffnung.“ Oft habe sie vor den Felswänden gesessen, um Tautropfen zu sammeln und sich zu waschen.
Cindy aus Marzahn: Gag-Feuerwerk gegen Klischees aus dem Westen
Und das Feuerwerk gegen das DDR-Klischee geht weiter. Zur Schule sei sie nur bis zur vierten Klasse gegangen. „Zehn Klassen gab es bei uns nicht, so hohe Häuser hatten wir nicht“, sagt sie. „Im Zeichenunterricht hatte ich einen Tuschkasten – 18 verschiedene Grautöne! Und mein einziger Freund, den ich früher hatte, war ein Stein. Wie oft habe ich ihn gestreichelt, mein Gesicht an seins gelegt. Im Sommer habe ich gemerkt, dass es Pferdescheiße war. Aber ich hatte ja Hoffnung.“
Mit dem Sketch dürfte sie vielen Menschen im Osten Deutschlands aus der Seele gesprochen haben: Das Klischee, dass es im Osten zu DDR-Zeiten angeblich nichts gab, wird noch heute immer wieder hervorgezaubert. Zugegeben: Die Mangelwirtschaft war oft ein Thema, viele Produkte waren nicht immer vorrätig. Dass es aber gar nichts gab, ist übertrieben. In unserem großen Extra zum Sommer in der DDR zeigen wir etwa Gegenstände, die zum Sommer in der DDR gehörten und an die sich viele noch heute gern erinnern. Schauen Sie mal rein ...
Mit welchen Klischees über den Osten werden Sie noch heute konfrontiert? Schicken Sie uns Ihre Erlebnisse per Mail an wirvonhier@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!