Manche Dinge ändern sich nie - dazu gehört auch die Tatsache, dass viele Menschen besondere Anlässe gern im Gasthaus verbringen. Wenn es etwas zu feiern gibt, gehen die Berliner auch heute gern in ihre Lieblings-Gaststätten. Und das war auch zu DDR-Zeiten so! Aber: Erinnern Sie sich noch, was es in Lokalen wie dem „Gastmahl des Meeres“ oder in der Gaststätte „Zum Schusterjungen“ gab? Wir haben in alten Speisekarten gewühlt - und zeigen, was damals auf der Karte stand und was es kostete.
Im DDR Museum Berlin werden auch Speisekarten aus der DDR aufbewahrt
Der Grund, dass man das heute noch nachvollziehen kann, ist einfach: Etliche Dokumente aus der damaligen Zeit sind noch heute erhalten, schlummern in den Museen und Archiven überall in Deutschland. Das beste Beispiel ist das DDR Museum in Berlin: Die Betreiber pflegen neben einer Dauerausstellung in der Karl-Liebknecht-Straße 1 auch ein Depot, in dem mehr als 300.000 Objekte aus der DDR-Zeit untergebracht sind. Dazu gehören Speisekarten, die darüber Aufschluss geben, was es vor der Wende in den Gaststätten Berlins gab - und was es kostete.
Wer ins Archiv des Museums blick, stößt etwa auf eine gelb leuchtende Speisekarte, die ins Lokal „Zum Schusterjungen“ gehörte - es befand sich in der Dimitroffstraße 9. Und: Das Gasthaus gibt es noch immer! Inzwischen ist aus der Dimitroffstraße die Danziger Straße geworden, die Gaststätte serviert Klassiker der Hausmannskost. Und was gab es früher? Auf der Karte von 1970, die im Fundus des DDR Museum Berlin schlummert, war unter anderem eine Brühe mit Ei für 60 Pfennig und eine Gulaschsuppe mit Brot für 85 Pfennig zu haben. Eine Riesenboulette mit Setzei und Bratkartoffeln gab es für 2,15 Mark. Mit Zwiebelsoße und Bratkartoffeln kostete sie 1,90 Mark, mit Currysoße und Reis 2,10 Mark.

Günstiger war der „Schusterhappen“ - hinter diesem Namen verbarg sich eine Boulette, die mit einem halben gekochten Ei garniert wurde, dazu gab es Brot. Ein kleiner Snack für nur eine DDR-Mark. Teurer waren da das Bauernfrühstück für 2,15 Mark, die Sülze mit Remouladensoße und Bratkartoffeln für 1,80 Mark und das Setzei mit Schinken und Brot für 1,75 Mark. Für den ganz kleinen Hunger standen außerdem Rollmops mit Brot (60 Pfennig), Brathering mit Brot (1 Mark), Eiersalat mit Brot (1,65 Mark) und ein gemischter Krautsalat für 40 Pfennig auf der Karte. Letztere Gerichte waren sicher auch eher als Snack zum Alkohol gedacht, denn der floss in der Urberliner Kneipe: Es gab unter anderem den „Droschkenkutscher“ (Molle mit Korn für 1,18 Mark), die „Kavalierslage“ (Pils, Weinbrand und Zigarre für 1,65 Mark) und den „Maurertod“ (Boonekamp mit Pfefferminz für 1,15 Mark).
Das Lokal „Zum Schusterjungen“ ist nicht das einzige in Berlin, dessen Speisekarten für die Nachwelt erhalten blieben - auch alte Karten aus dem Kult-Gasthaus „Rübezahl“ am Müggelsee finden sich noch im Depot des Museums. Heute lockt das gleichnamige Ausflugsziel im Sommer etliche Besucher an den Müggelsee - und auch früher wurde hier ordentlich gespeist. Beispiele gefällig? Die hübsch illustrierte Karte von 1981 zeigt unter anderem, dass es hier „Brotspeisen“, „Eierspeisen“ und „Pfannengerichte“ gab, aber auch „Fertiggerichte“, auf die man nicht so lange warten musste. Zu haben waren unter anderem „Ochsenmark auf Toast, überbacken“ für 3,05 Mark, „Omelette gefüllt mit feinem Ragout“ für 4,45 Mark und „Paprikaschnitzel mit Schoten und Reis“ für 6 Mark. Bei den Fertiggerichten standen „Falscher Hase“ mit Pilzsoße, Mischgemüse und Kartoffelpüree für 4,40 Mark und Sahnegulasch mit Käse-Spaghetti für 5,80 Mark zur Auswahl.

Im Bereich „Deftige Speisen“ fanden die Besucherinnen und Besucher unter anderem Hausmacher-Blutwurst mit Sauerkraut und Petersilienkartoffeln für 3,55 Mark und Berliner Eisbein mit Erbspüree, Sauerkraut und Dampfkartoffeln für 6,10 Mark. Das Sülzkotelett mit Remouladensoße und Röstkartoffeln kostete hier 5,40 Mark. Beim Nachtisch ging es sparsamer zu: Naschkatzen konnten aus Ananas-Quarkspeise für 2,95 Mark und Obstsalat mit Curacao für 3,90 Mark wählen.
Auch die Gaststätten der Kette Gastmahl des Meeres waren bei vielen beliebt
Beliebt war auch die Gaststätten-Kette „Gastmahl des Meeres“. Die Fischgaststätten wurden von Rudolf Kroboth erfunden, der Anfang der 1960er-Jahre Werbeleiter beim Fischkombinat Rostock war. Außerdem war er Gastgeber der TV-Sendung „Tip des Fischkochs“. Das erste Restaurant eröffnete 1966 in Weimar, es folgten schnell unzählige weitere Gaststätten. Ende 1989 waren es Gasthäuser an 33 Standorten. Berliner dürften sich vor allem an die Filiale am Alexanderplatz, Ecke Spandauer Straße erinnern – doch was gab es hier? Als Vorspeise wurde etwa Japanischer Fischsalat mit Toast für 1,50 Mark serviert – die Soljanka mit Fisch war ebenfalls für 1,50 Mark zu haben. Außerdem gab es unter anderem Hering „Hausfrauenart“ mit Kartoffeln und Salat für 2,50 Mark und Heilbuttsteak vom Grill mit Kräuterbutter, Pommes Frites und gemischtem Salat für 4 Mark.
Die Speisekarte verrät auch, dass nicht immer alles verfügbar war – so gibt es „Seelachsfilet oder ein gleichwertiges Fischfilet nach Cottbusser Art“ für 3,50 Mark. Die „Stralsunder Mix-Grillplatte“ aus verschiedenen Edelfisch-Sorten kostete 4,50 Mark und der gedünstete Zander mit zerlassener Butter, Kartoffeln und Salat immerhin 3,50 DDR-Mark. Und übrigens: Wer nach dem Fisch-Dinner noch Hunger hatte, konnte beim Nachtisch zuschlagen. Auf der Karte: Pfirsichkompott für 0,70 Mark und Pflaumenkompott für 0,55 DDR-Mark. ■