Fast 35 Jahre ist es jetzt her, dass die D-Mark die Mark der DDR ablöste. Am 1. Juli 1990 kam es zur Währungsunion. Aber einige Preise aus der Zeit davor haben sich anscheinend in meinem Gehirn festgemeißelt. Gerade bei Lebensmitteln. Kein Wunder, wenn man Jahr für Jahr das Gleiche für eine Schrippe zahlte, weil die DDR viele Preise eingefroren hatte. An welche Preise von damals können Sie sich noch bis heute erinnern?
Zwei Dinge verbinde ich bis heute mit dem Bäcker meiner Kindheit in Berlin-Karolinenhof, der direkt an der Straßenbahnhaltestelle Vetschauer Allee lag. Die sehr lange Schlange, die sich jeden Samstagmorgen bildete, weil alle frische, noch heiße Schrippen und Semmeln wollten. Und an die Preise dafür.
DDR: Das Rinderfilet war Bückware
5 Pfennig für die Schrippe, 10 Pfennig für die Semmel (in Berlin eine doppelte Schrippe), 1,05 Mark für das Mischbrot. Wollte ich nach dem Einkauf noch ein Stieleis mit Schokoladenüberzug (0,40 Mark mit Pflanzenfett, 0,45 Mark mit Milchfett) essen, musste ich eine Station mit der Straßenbahn zum Konsum fahren. Fahrpreis: 10 Pfennig, für Erwachsene 20 Pfennig. Noch leckerer, aber seltener zu bekommen, war das polnische Stieleis (halb und halb Erdbeere und Vanille) für 25 Pfennig.

Karolinenhof ist ein kleines Örtchen am Ufer des Langen Sees, damals noch mit Post und eigener Postleitzahl (1187). Es gab einen Lebensmittelladen, den Bäcker und gleich gegenüber einen Fleischer, daneben noch ein kleiner Gemüseladen, wenn ich mich recht erinnere. Und der Kunde war nicht immer König in der DDR. Als meine Mutter einmal vier Schnitzel kaufen wollte und darauf bestand, diese nicht von dem fetten, bereits angeschnittenen Stück zu bekommen, sondern von dem mageren daneben, gab es Ärger. Der EVP (Einzelhandelsverkaufspreis) für Schnitzelfleisch lag übrigens bei 10 Mark pro Kilogramm.
Schweinefilet (10,60 Mark pro Kilogramm) und Rinderfilet (13,20 Euro) waren nicht viel teurer, dafür aber Bückware, die selten offen auf der Verkaufstheke lag. Schweinegulasch kostete 8,40 Mark, Eisbein 4,40 Mark und Hackepeter 7,60 Mark. Die Auswahl war begrenzt. Es gab nicht 37 verschiedene Salamisorten, sondern zwei bis drei: Kochsalami für 0,80 Mark pro 100 Gramm und Salami, schnittfest oder ausgereift für 1,08 bzw. 1,14 Mark. Das Schnäppchen war Preßkopf-Sülzwurst für 0,40 Mark pro 100 Gramm. Braunschweiger (!) Mettwurst kostete 0,68 Mark, grobe Teewurst 0,84 Mark, feine 0,92 Mark.
Lebensmittel für den täglichen Bedarf waren sehr billig, Genussmittel teurer. So kostete die 0,33-Liter-Flasche Mineralwasser (12 Pfennig, Pfand: 30 Pfennig), bei Bier aber lag der Preis fünfmal höher: 61 Pfennig für die 0,33-Liter-Flasche (30 Pfennig Pfand). Weitere Preise: 0,37 Mark für einen Becher Bautzener Senf, 1,15 für eine Flasche Werder-Ketchup, 1,40 Mark für ein Kilogramm Weizenmehl. Butter war vergleichsweise wieder teuer: 2,40 bzw. 2,50 Mark – je nach Fettgehalt.

Jahrzehntelang festgeschriebene Preise, die die Herstellungskosten oft nicht mehr deckten. Deshalb waren später eingeführte Waren im Vergleich meist sehr viel teurer. Für die Dose Kakaopulver Trink-Fix musste 8 Mark gezahlt werden, für die 125-Gramm-Packung Mocca-Fix 8,75 Mark. Die 100-Gramm-Tafel Rotstern-Schokolade kostete 2,80 Mark. Aber billiger ging immer – zur Not auch mit Ersatzprodukten. 500 Gramm Malzkaffee gab es für 0,50 Mark, die bestenfalls schokoladenähnliche Schlager-Süßtafel für 0,80 Mark.
DDR-Arbeiter liebten Vierzehnfuffziger
Auch harter Alkohol musste hart bezahlt werden, wurde aber auch in rauen Mengen gekauft. „Goldi“ (Goldbrand für 14,50 Mark), ein Weinbrandverschnitt, auch „Vierzehnfuffziger“ oder „Arbeiterbrause“ genannt, war ein beliebtes Tröpfchen, Nordhäuser Doppelkorn (17,60 Mark) noch etwas teuer. Und wer ganz viel Geld übrig hatte, konnte auch in den Delikatläden einkaufen: Da gab es Whisky für 80 Mark, aber auch Champignons für 21 Mark die Dose, Ananas für 14,50 Euro.
Natürlich gab es in der DDR auch sowas wie Inflation. Man merkte es nur nicht an den Waren des täglichen Bedarfs. Dafür stiegen zum Beispiel die Preise für Technik in schwindelerregende Höhen. Ein Farbfernseher „Colorett“ kostete Ende der 80er-Jahre 6300 Mark, die Waschmaschine WA 66 2600 Mark. Und 550 Mark musste man für die BSS01, die einzige Spielkonsole der DDR, zahlen. Vier kleine Spielchen, die an „Pong“ erinnern. Viel Geld bei einem DDR-Durchschnittsverdienst von 1300 Mark (1989).