Fast 34 Jahre ist es her, dass sich die DDR in die Geschichtsbücher verabschiedete. Aber vieles, was Millionen von DDR-Bürgern im Alltag, Tag für Tag erlebten, ist immer noch Teil der Erinnerungen. Manch einer sagt noch heute lieber Kaufhalle als Supermarkt, kauft dort Spee, Carnito und Jütro-Feinkost ein. Aber manches vergisst man auch mit der Zeit – oder hat es noch nie gewusst. Wussten Sie zum Beispiel jemals, wofür das AKA in AKA electric stand? Wir nehmen Sie mit auf eine kleine Reise zurück in der DDR. Überprüfen Sie, ob Sie noch wissen, was sich hinter den gebräuchlichsten Abkürzungen der Produkte von damals verbirgt.
AKA electric: Markenname für elektrische Kleingeräte. Kaffeemühlen, Haartrockner, Staubsauger. AKA war dabei eine Abkürzung für „Aktiv auf dem Markt – Konzentriert in der Handelstätigkeit – Aktuell im Angebot“.
AUBI: Autofahrer-Bier, das als alkoholfrei patentiert wurde, mit 0,3 Volumenprozent aber nur alkoholarm war. In der BRD gab es sowas erst sechs Jahre später. Aubi wurde auch in die USA und Großbritannien unter den Namen „Foxy light“ bzw. „Berolina“ exportiert.
AK75: Der erste Auto-Kassetten-Recorder der DDR, wurde 1975 vom VEB Fernmeldewerk Arnstadt entwickelt.
Bade Dich gesund mit Badusan
Badusan: Der Name ist eine phonetische Verballhornung des Satzes „Bade Dich gesund“. Ein Schaumbad mit Rosskastanienextrakt und ätherischen Ölen aus dem VEB Gerana Gera.
bebo sher: Markenname für Rasierapparate aus dem VEB Bergmann-Borsig Berlin, der Name ist eine Abkürzung aus Bergmann Borsig schnell hautschonend elektrisch rasiert.

Bino: Speisewürze, die in einer Flasche ähnlich wie die von Maggi verkauft wurde. Der Name war nicht ganz so lecker, er stand für Bitterfeld Nord. Produziert wurde der braune Tropfen vom VEB Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld. Der Werbespruch von damals: „Koche mit Liebe, würze mit BINO!“
BITO: Abkürzung für Bier-Tonikum. Der Haarfestiger verklebte die Haare so stark, dass auch die DDR-Punks ihre Iro-Frisur gerne mit BITO formten.
Cama: Der Westen hatte Rama, die DDR hatte Cama. Das stand für kalorienarme Margarine – ab 1971 die erste Delikatessmagarine der DDR, produziert im VEB Thüringer Ölwerke Gotha.
Carnito: Im Glas verkaufte Tomatensoße mit Fleischfetzen, die besonders Kinder liebten. Eine bräunlich-orange Tomatensauce, die nicht nach Tomaten schmeckte. Der Name setzt sich zusammen aus Carne (Fleisch) und der Endung -to für Tomate. Wird bis heute in abgewandelter Rezeptur verkauft.
Creck: Heute gibt es Crack, damals gab es Creck. Dem Schokoladenersatzprodukt wurde eine leistungsfördernde Wirkung nachgesagt. Das mit Eiweiß, Kalzium, Mineralstoffen und Lecithin angereicherte Produkt wurde mit „Freude und Energie für Kinder und Sportler“ beworben. Creck hieß die 100-Gramm-Tafel, weil der Mischung aus Hartfett, Zucker und etwas Kakao auch gemahlenes Knäckebrot untergemischt wurde.
Dederon: Mehr DDR im Namen ging nicht. Passend zur Kunstfaser gab es als Namen auch ein Kunstwort – zusammengesetzt aus D-D-R und der Endung -on.
el-ce-med: el für Elbe, ce für Chemie. Denn die Zahnpasta kam aus dem VEB Elbe-Chemie Dresden.
Elmi: Süßer Begriff, der den Namen des volkseigenen Betriebs geschickt verpackt. Elmi steht für „Erfurter Lebensmittelindustrie“: Der Backwaren- und Eis-Hersteller stellte elmi Schnittchen (ein Stollen) oder das Quarkdessert Leckermäulchen für Kinder her.
Fewa: Heißt einfach nur Feinwaschmittel. Fewa wurde 1932 in Chemnitz erfunden, war das erste vollsynthetische Waschmittel der Welt und wurde vom VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadt hergestellt.
Filinchen: Die große Liebe des Bäckers
Filinchen: Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Der Bäckermeister Oskar Kompa eröffnete 1946 in Apolda ein Geschäft. Das später so berühmte Waffelbrot entstand, als er seiner Jugendfreundin Felicitas (Kosename „Filinchen“) etwas ganz Besonderes backen wollte – mit einem Waffeleisen hergestellte dünne Platten aus Weizenteig. Thüringer Spezialität, die bis heute in Apolda produziert wird.
Geracord: Hat nichts mit Kordstoffen zu tun, sondern war ein Kassettenrecorder vom VEB Elektronik Gera.
Halko: Halberstädter Würstchen in der Büchse waren in der ganzen DDR ein Renner. Halko ist die Abkürzung für Halberstädter Konserven aus dem VEB Halberstädter Fleisch- und Wurstwarenwerke.
IFA: Ob Trabant, Wartburg oder der Lkw W50. Fast alle Straßenfahrzeuge der DDR wurden von Kombinaten gebaut, die zum Industrieverband Fahrzeugbau gehörten.
Jütro: Auch hier ließ der Name auf den Ort schließen. Jütro-Konserven und -Feinkostartikel (Ketchup, Mayo) kamen (und kommen bis heute) aus Jüterbog.
Kathi: Wenn Backmischung, dann „Kathi“. Der Name steht für die Gründer des Unternehmens, Kaethe und Kurt Thiele, die aber am 1. April 1972 enteignet wurden, von da an kamen das Mehl und die Backmischungen aus dem VEB Backmehlwerk Halle.

Lacufa: Lacke und Farben kamen in der DDR aus dem VEB Lacufa.
Malimo: Textil-Herstellungsverfahren, das Heinrich Mauersberger in den 50er Jahren erfand. Erst hießt das Produkt „Kettenstichware“, doch um es im Ausland zu vermarkten, musste ein neuer Name her. Malimo ist die Abkürzung für Mauersberger, Limbach-Oberfrohna (Wohnort des Erfinders) und dem Gewebe Molton.
MIFA: Klappräder kamen in der DDR von MIFA – und das stand für Mitteldeutsche Fahrradwerke.
Milwa: Ein mildes Waschmittel aus dem VEB Waschmittelwerk Schladitz.
Minol: Tanken konnte man in der DDR nur bei Minol. Der Name setzt sich zusammen aus Mineralöl und Oleum (lat. Öl).
MZ: Heute noch eine Kult-Motorradmarke. Maschinen wie die MZ ETZ 250 wurden im VEB Motorradwerk Zschopau produziert.
Narva: Wem in der DDR ein Licht aufgehen sollte, holte sich Glühbirnen von Narva. Der Name fügt die chemischen Abkürzungen N für Stickstoff, Ar für Argon und Va für Vakuum zusammen.
Ogema: Der Lieferant für Obst- und Gemüsekonserven, Ogema war eine Abkürzung für Obst-Gemüse-Marmelade.
Orwo: Filme, Fotomaterial und Musikkassetten kam aus dem VEW Orwo – Original Wolfen.
Pebe: Im Westen spielte man mit Lego, im Osten mit Bausteinen von Pebe – dahinter verbargen sich die Initialen PB des Firmengründers Paul Bernhardt. Hergestellt wurden sie dann vom VEB Plastica Bad Kösen.
Die DDR mit viel Licht
Polylux: Bis heute sagen viele Menschen aus den neuen Bundesländern Polylux statt Overheadprojektor. Ein zusammengesetztes Wort aus Poly (griechisch für viel) und Lux (lateinisch für Licht).
Rema: Radios wie das Rema andante und das Rema toccata, die in der Fabrik für Rundfunk, Elektrotechnik und Mechanik in Stollberg im Erzgebirge gebaut wurden.
Rewatex: Wäsche wurde in der DDR bei Rewatex gereinigt. Dahinter verbarg sich die Abkürzung für Reinigen und waschen von Textilien.
RFT: Ähnlich wie IFA, kein einzelnes Kombinat, sondern eine herstellerübergreifende Marke. Hier für Heimelektronik, ursprünglich Rundfunk- und Fernmelde-Technik. Das Kombinat Rundfunk- und Fernsehtechnik, mit dessen Stammbetrieb „VEB Fernsehgerätewerk Staßfurt“, war seit 1980 Alleinhersteller von Heimelektronik in der DDR.

Riwa Spezial: Das war ein Grobwaschmittel für Weiß- und Buntwäsche aus dem Konsum-Seifenwerk Riesa. Riwa stand für Riesa-Waschen.
Spee: Auch das bis heute so beliebte Waschmittel Spee ist eine Abkürzung, die so gar nicht nach sauberer Wäsche klingt. Spee heißt eigentlich Spezial-Entwicklung.
TR 3 bis TR 15: Das waren Trockenrasierer aus dem VEB Elektrogerätewerk Suhl.
WOK: Die DDR hatte auch was auf der Pfanne. WOK hatte damals eine ganze andere Bedeutung und stand für Waschen ohne Kochen, ein Waschmittel aus dem VEB Waschmittelwerk Genthin.
WM 66: Das wohl bekannteste Haushaltsgerät der DDR. Mit dem Namen machte man es sich wieder einfach. WM steht einfach für teilautomatische Waschmaschine. Hergestellt wurde die im VEB Waschgerätewerk Schwarzenberg.