Kunden entsetzt

Achtung, BVG-App lässt das Deutschlandticket verschwinden!

Bei der Fahrkartenkontrolle wird die Panne entdeckt. Die Kontrolleurin kennt kein Erbarmen. Für das fehlende Deutschlandticket muss geblecht werden. 

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Böse Überraschung: Plötzlich ist das Deutschlandticket aus der BVG-App verschwunden.
Böse Überraschung: Plötzlich ist das Deutschlandticket aus der BVG-App verschwunden.Jürgen/Ritter

Ein Alptraum für jeden Pendler: Auf einer sommerlichen Zugfahrt von Rostock nach Rendsburg verschwindet plötzlich das Deutschlandticket aus der BVG-App. Bei der Fahrkartenkontrolle wird die Panne entdeckt, und trotz einer freundlichen Schaffnerin gibt es kein Entkommen.

Erhöhtes BVG-Beförderungentgelt: Betroffene bleibt auf Bearbeitungsgebühr sitzen

Das erhöhte Beförderungsentgelt in Höhe von 60 Euro kann nur noch abgewendet werden, wenn das Ticket wieder in der App auftaucht und bei der Bahn nachgereicht wird. Am Ende bleibt die Reisende aber doch auf einer Bearbeitungsgebühr sitzen, sieben Euro  – eine bittere Pille, schließlich liegt der Fehler bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und nicht bei der Frau. Die Urlaubsstimmung ist jedenfalls dahin.

Dieser Horrortrip ist keine Erfindung einer KI. Eine Redakteurin der Berliner Zeitung (Bezahlschranke) erlebte ihn tatsächlich. Und sie machte ihren Frust jetzt öffentlich, denn es blieb nicht bei dieser einzigen Panne. Der Alptraum wiederholte sich.

Bei einer Kontrolle am Berliner Bahnhof Friedrichstraße fehlt plötzlich das Radticket in der BVG-App. Mit schwerem Gepäck und vollen Einkaufstüten beginnt die nächste Odyssee. Zwar gibt es eine Auftragsbestätigung per E-Mail, die bestätigt, dass das Fahrrad-Ticket bezahlt ist, doch der Kontrolleur kann nicht weiterhelfen.

Es passiere „häufig“, sagt er, doch das ändere nichts an der Tatsache, dass die Reisende aussteigen müsse. Das Trauma um die verschwundenen Fahrscheine ist zurück – und die Lösung bleibt aus.

Neben dem Deutschlandticket verschwindet auch das Radticket aus der BVG-App

Seit einer Woche versucht die Betroffene verzweifelt, das Ticket wieder in die BVG-App zu bekommen – bisher ohne Erfolg. Die Servicehotline begrüßt sie freundlich und gendergerecht, aber die automatisierte Stimme versteht das Problem nicht.

Nach mehreren erfolglosen Versuchen, die Sachlage zu schildern, bringt der Trick mit den Wörtern „Deutschlandticket“ und „Abo“ endlich den Durchbruch: Ein echter Mitarbeiter ist am Telefon. Doch auch dieser kann das Ticket nicht in die App laden und verweist auf den App-Support, der schon vor einer Woche kontaktiert wurde – ohne Antwort.

Der Gipfelpunkt des Ärgers: Der Mitarbeiter empfiehlt, persönlich zum Servicecenter an der Jannowitzbrücke zu gehen. Doch für Berufstätige und Eltern mit Kindern ist das schlichtweg keine Option. Die Suche nach einer Lösung führt erneut zur Hotline, wo dann der sprichwörtliche Berliner Charme auf frustrierte Kunden trifft: „Da hab ick doch nüscht mit zu tun“, so die patzige Antwort. Der Geduldsfaden reißt, eine Lösung bleibt wohl aus.

Tausende in Berlin haben die BVG-App auf dem Smartphone.
Tausende in Berlin haben die BVG-App auf dem Smartphone.Depositphotos/imago

Das Problem scheint weit verbreitet zu sein. Bekannte und Kollegen berichten von ähnlichen Schwierigkeiten mit der neuen BVG-App. Tickets lassen sich nicht kaufen, die Bezahlfunktion streikt, Verbindungen werden falsch angezeigt und bei schlechtem Empfang geht gar nichts. Fahrgäste sind gezwungen, immer Screenshots ihrer Tickets zu machen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Auch die Bahn-App frisst Deutschlandticket

Wer übrigens innerhalb von zwei Jahren dreimal ohne gültiges Ticket erwischt wird, muss mit einer Strafanzeige rechnen. 2023 wurden knapp 3000 Personen wegen „Erschleichens von Leistungen“ angezeigt – ein Straftatbestand, der seit 1935 im Gesetz verankert ist. Für viele endet das sogar im Gefängnis. Rund 540 Menschen landeten allein im vergangenen Jahr hinter Gittern, weil sie die Geldstrafen nicht zahlen konnten, so die Berliner Zeitung. Der Weg nach Berlin-Plötzensee ist also kürzer, als man denkt.

Die BVG selbst verweist darauf, dass die Kontrolleure keine andere Möglichkeit haben: „Daher empfehlen wir, die App vor Fahrtantritt zu öffnen und das Ticket zu überprüfen. Sollte sich im Nachhinein herausstellen, dass ein gültiges Ticket vorhanden war, kann das Entgelt auf 7 Euro ermäßigt werden. Selbstverständlich erstatten wir kulant die Kosten, wenn nachweislich ein Problem mit der App zum Zeitpunkt der Kontrolle bestand.“

Kulanz gibt es, wenn ein technisches Problem vorliegt. Doch so richtig praktikabel klingt das nicht – der eigentliche Sinn einer Monatskarte ist ja, dass man einfach einsteigt. „Weil wir Dich lieben“ (so lautet ein Slogan der BVG) fühlt sich anders an.

Übrigens: Auch aus der App der Deutschen Bahn verschwindet hin und wieder das Deutschlandticket, fand der Berliner KURIER heraus. Warum die Konzerne das Technik-Problem nicht in den Griff kriegen, ist unklar.

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