Für mich damals, als kleinen Steppke, war natürlich die Tafel Vollmilchschokolade von Sarotti, die meine Oma aus dem Westen mitbrachte, das Beste. Die Wrigleys-Chewing Gums, die Maoam-Kaubonbons. Aber so manche Süßigkeit, der ich bis heute nicht widerstehen kann, hat ihren Ursprung in der DDR. Zum Beispiel Schokoladen-Kokosflocken. Erinnern Sie sich noch an die Preise ihrer Lieblingssüßigkeiten von damals?
Der kurze Weg aus dem Chemie-Labor des Kabelwerks Oberspree (KWO) in der Lauffener Straße zur Abendschule in der Plönzeile führte mich Mitte der 80er immer an einem Süßwarengeschäft in der Wilhelminenhofstraße vorbei. Dreimal in der Woche ging ich zur Abendschule, um mein Abitur zu machen. Immer nach der Arbeit im KWO, immer ab 16.45 Uhr. Und dafür brauchte ich Nervennahrung. Schokoladen-Kokosflocken waren damals meine Droge. 100 Gramm für 1,50 Mark. 300 Gramm schaufelte die Verkäuferin immer in ein kleines Papiertütchen. Und so überstand man dann auch den Russisch-Unterricht bei Frau Majewski.
Eine Kugel Eis für zehn Pfennig
Auch an Eisdielen konnte (und kann ich bis heute) nie vorbeigehen. Die Eisdiele Akla in der Köpenicker Bahnhofsstraße, die Eis-Konditorei Anett in der Grünauer Regattastraße, die es bis heute gibt – wenn auch nicht mehr mit den Preisen von einst. Nur 10 Pfennig für die Kugel Vanille und Erdbeere, 20 Pfennig für die Kugel Schoko musste man damals zahlen. Bei elf Kugeln lag mein Rekord als 12-Jähriger – bei den Preisen von damals auch bezahlbar vom Taschengeld.
Übrigens: Wer noch mal eine Kugel Vanilleeis essen will, die genauso wie damals schmeckt, muss ein paar Kilometer auf sich nehmen. In Klosterfelde, in der Bahnhofsstraße 27, nicht weit von Berlin entfernt, lockt die Eisdiele Neumann.
Wenn damals keine Eisdiele in der Nähe war: Im Lebensmittelladen (HO oder Konsum) gab es Stieleis mit Schokoladenüberzug (0,40 Mark mit Pflanzenfett, 0,45 Mark mit Milchfett). Aus dem sozialistischen Ausland: polnisches Stieleis (halb und halb Erdbeere und Vanille) für 25 Pfennig und gefrorenes Pfirsisch-Mark aus Ungarn (0,60 Mark).

Bezahlbar auch der Kuchen beim Bäcker. 0,40 Mark kostete der Apfelkuchen mit Decke, 0,55 Euro ein hoher Käsekuchen, 0,56 Euro ein Stück Kirsch-Käsekuchen. Schillerlocken (mit Creme gefüllte Blätterteigrollen) gab es für 30 Pfennig, Seezungen (Plätzchen-Doppeldecker mit Cremefüllung) für 30 Pfennige. Bis heute mein Favorit: Schweineohren, die damals noch Schweinsohren (je nach Größe 21 oder 28 Pfennige) hießen.
Übrigens: Negerküsse gab es auch schon in der DDR nicht mehr. Angeboten wurden sie als Mohrenköpfe und kosteten 50 Pfennig das Stück. Zu den teureren Leckereien zählten der englische Früchtekuchen (100 Gramm, 1 Mark) und Nougat-Häppchen (1,10 Mark). Ganz oben auf der Preisliste: der Berliner Rosinenstollen für 9 Mark.

Bei Schokolade wurde es für mich schon schwieriger. Sarotti aus dem Westen hatte mich verwöhnt. Aus der DDR mochte ich eigentlich als Kokosflocken-Fans nur „Cocos in Schokolade“ (1,65 Mark) und Vollmilch-Blockschokolade mit Haselnüssen (2,40 Mark) aus dem VEB Elfe Berliner Schokoladenwerk Berlin-Weißensee.
Ganz schlimm fand ich die Schlager-Süßtafel mit Erdnüssen (0,80 Mark) – meine Schwester aber liebte sie. Das war eine Schokolade fast ohne Schokolade und schmeckte auch so. Dafür wurden Hartfett, Zucker, Molke und Kakaopulver (nur 7 Prozent) sowie Erdnüsse zusammengerührt. Die Schlager-Süßtafel war das erste einer ganzen Reihe von Ersatzprodukten, die aus Mangel an importierten Rohstoffen (besonders Kakao) in den 80er Jahren produziert und verkauft wurden.
Kakao mussten für teure Devisen aus dem Westen exportiert werden. Deshalb war Schokolade in der DDR vergleichsweise teuer. 2 Mark kostete die „Bambina“-Schokolade von Zetti, 2,80 Mark die Vollmilchschokolade von Rotstern – vorne drauf nicht mit der Milka-Kuh in Lila, sondern braunen Kühen, die gemütlich weideten.
In Süßwarengeschäften und Lebensmittelläden gab es Edel-Bitter-Nuss-Schokolade von Rotstern (100 Gramm) für 5 Mark, Vollmilch-Katzenzungen für 4 Mark und Chokis, kleine Reliefs mit Tiermotiven aus Vollmilch-Schokolade (50 Gramm) für 2 Mark. Osterhasen (Hohlkörper) aus dem VEB Süßwarenfabrik Bergland Niederoderwitz kosteten stolze 6,55 Mark, billiger war der Schneemann für 4,60 Mark.
Kakaopulver für 8 Mark
Auch Nutella-Konkurrenz gab es der DDR: Nudossi (200 Gramm) für 3 Mark. Das beliebte Trumpf-Kakaopulver kostete damals zum Beispiel 8 Mark.
Preiswert waren Kleinigkeiten für zwischendurch – wie eine kleine Packung Zitronenbonbons (8 Pfennige), ein Päckchen Brausepulver (10 Pfennige) und das grünverpackte Päckchen Pfefferminzbonbons „Pfeffi“ (10 Pfennige) aus dem Konsum-Bonbonspezialbetrieb Konsü in Markkleeberg.

Viele der hier genannten Produkte können Sie übrigens auch in der Online-Datenbank (13.000 Objekte) des DDR Museums (Karl-Liebknecht-Straße 1) in Berlin durchstöbern.
Erinnern Sie noch an die Preise von damals? Schicken Sie uns doch Ihre Erinnerungen (gerne auch mit Foto) an leser-bk@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Nachrichten! ■