Gute alte Zeit

Rentnerparadies DDR: Keine Steuern, keine Krankenkassenbeiträge!

In der DDR hatten Rentner eine Reihe von Vorteilen, die heute fast utopisch anmuten. Der Berliner KURIER zeigt, was alles anders und besser war.

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Für Rentner war das Leben in der DDR schön. Auch im Strandurlaub.
Für Rentner war das Leben in der DDR schön. Auch im Strandurlaub.BildFunkMV/imago

Der Berliner KURIER berichtete gerade erst über die Vorzüge der DDR-Frauenrente mit 60. Aber in der DDR hatten Rentner eine Reihe weiterer Vorteile, die heute fast utopisch anmuten. Diese Vergünstigungen verliehen dem Rentnerdasein eine besondere Würde und in erster Linie natürlich auch ein Gefühl der Sicherheit. Viele der heutigen Senioren in Deutschland vermissen das. Die folgenden Punkte zeigen, wie gut ältere Menschen in der DDR abgesichert waren.

Zunächst ist wichtig zu wissen, dass DDR-Rentner keine Krankenkassenbeiträge zahlten – ein Konzept, das in der heutigen Zeit kaum vorstellbar ist. Die Pflegeversicherung, die heute einen bedeutenden Kostenfaktor darstellt, gab es damals schlichtweg nicht. Diese Befreiung von den Krankenkassenbeiträgen bedeutete für DDR-Rentner eine spürbare Entlastung und sorgte dafür, dass ihre Renten im Wortsinn netto waren – jeder Pfennig konnte also für das tägliche Leben verwendet werden.

Ein weiterer bedeutender Vorteil war die Steuerfreiheit der Renten. Während heutige Rentner in Deutschland einen Teil ihrer Einkünfte an das Finanzamt abführen müssen, blieben DDR-Renten vollkommen unangetastet. Dieser Umstand trug wesentlich dazu bei, dass die Renten in der DDR zwar oft nicht besonders hoch waren, aber ohne Abzüge direkt den Rentnern zur Verfügung standen. Die Bruttorenten entsprachen also den Nettorenten – ein Luxus, den heutige Rentner in Deutschland kaum mehr kennen.

Rentner wurden in der DDR geschont

Auch in anderer Hinsicht wurden DDR-Rentner geschont. Haushalte, in denen beide Partner Rentner waren, mussten keine Rundfunkgebühren entrichten. Diese Befreiung war nicht nur eine finanzielle Erleichterung, sondern auch ein Zeichen des Respekts, den die Gesellschaft ihren älteren Bürgern entgegenbrachte. Die Kultur des Gebens und Unterstützens stand im Vordergrund, nicht das Abkassieren, wie es heute üblich ist.

Wer als Rentner in der DDR zusätzlich noch einer Beschäftigung nachging, konnte ebenfalls aufatmen. Die Lohnsteuer auf ein solches Nebeneinkommen betrug gerade mal sechs Prozent. Das stand in starkem Kontrast zu den höheren Steuersätzen, die heute auf zusätzliche Einkünfte erhoben werden. Durch die niedrige Besteuerung wurde das Weiterarbeiten im Alter gefördert, ohne dass dies zu einer finanziellen Belastung wurde.

DDR-Rentner in ihrer Wohnung. Sie genossen viele Vorzüge.
DDR-Rentner in ihrer Wohnung. Sie genossen viele Vorzüge.Ulrich Hässler/imago

Ein weiterer interessanter Aspekt des Rentensystems in der DDR war der Rentenbeginn. Der Eintritt in die Rente erfolgte jeweils zu Beginn eines Monats. Wurde eine Person also am 31. Mai zum Rentner, so erhielt sie bereits für den gesamten Mai die volle Rente. Dies sorgte dafür, dass niemand ein Monatseinkommen verlor – ein kleines, aber nicht unwichtiges Detail, das die Wertschätzung für die Rentner in der DDR unterstreicht.

Das Rentensystem der DDR basierte auf einem simplen, aber effektiven Modell. Die Sozialversicherungsbeiträge der Berufstätigen betrugen konstant zehn Prozent des Bruttolohns, wobei die Höchstgrenze bei einem Jahresgehalt von 7200 Mark lag. Dieser Betrag von maximal 60 Mark monatlich floss ausschließlich in die Rentenkasse, andere Sozialversicherungen wie heute gab es nicht.

Rentner genossen zu DDR-Zeiten höhere Wertschätzung

Wer wollte, konnte zusätzlich zur Freiwilligen Zusatzrentenversicherung (FZR) beitreten und so seine spätere Rente aufbessern. Bei einem Einkommen von beispielsweise 900 Mark im Monat zahlte man dann anstatt der 60 Mark aus der Pflichtversicherung insgesamt 90 Mark, um sich eine höhere Rente zu sichern.

Ingrid Schumann aus Halle zum Berliner KURIER: „Abschließend sei bemerkt, dass die Rentner zu DDR-Zeiten eine höhere Wertschätzung als in der heutigen BRD erhielten und nicht zum Buhmann für Kostenexplosionen in den Rentenkassen gemacht wurden, in die der Staat auch noch willkürlich eingreift, indem er diesen Kassen Leistungen aufdrückt, die dort nicht hingehören.“

Der Vergleich mag ein bisschen nostalgisch anmuten, er zeigt aber vor allem eins: wie sehr sich die Zeiten geändert haben und wie unterschiedlich Rentner in der DDR und im wiedervereinigten Deutschland behandelt wurden und werden. Die Erinnerung daran wirft Fragen auf, die in der heutigen Rentendebatte eine bedeutende Rolle spielen sollten. Warum? Ganz einfach: Letztlich geht es um die Frage, wie eine Gesellschaft ihre älteren Bürger behandelt – und was sie ihnen für ein Leben nach der Arbeit zugesteht.

Übrigens, auch im Westen gab es mal eine andere Rentenpolitik. KURIER-Leser Joachim Schötz schreibt uns dazu: „Vor langer Zeit im geteilten Deutschland war es auch in der damaligen BRD und in Berlin (West) der Fall, dass Rentner keine Krankenkassenbeiträge von ihrer Rente zahlen mussten, auch keine Pflegeversicherung. Der Krankenkassenbeitrag für Rentner wurde damals vollständig von dem Rentenversicherungsträger übernommen. Versteuert wurde damals von der Rente nur der sogenannte Ertragsanteil. Das betraf nur einen winzigen Teil aller Rentner, nämlich die ganz wenigen, die eine extrem hohe Rente hatten. Alle anderen Rentner, die übergroße Mehrheit, mussten keine Einkommensteuer von der Rente zahlen. Die mittlerweile abgeschaffte Wertschätzung der Rentner gab es damit in beiden deutschen Staaten. Die Verachtung der Rentner durch die immer weiter fortschreitende Ausplünderung der Renten  wurde im Laufe der Zeit immer schlimmer, egal wer gerade regierte.“

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