Erst Verkehrs-, jetzt Ideen-Chaos

Wuhlheide-Brücke: Mächtige Politiker wollen Neubau verhindern

Bezirksverordnete verfolgen andere Pläne für die wichtige Wuhlheide-Kreuzung. Der Verkehr könnte so viel schneller wieder rollen.

Author - Berliner KURIER
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Bagger reißen die marode Wuhlheide-Brücke ab. Inzwischen rollen schon wieder die Straßenbahnen.
Bagger reißen die marode Wuhlheide-Brücke ab. Inzwischen rollen schon wieder die Straßenbahnen.imago

Die marode Wuhlheide-Brücke in Berlin-Oberschöneweide ist fast abgerissen. Aber was kommt jetzt? Gibt es einen Brücken-Neubau? Oder plant Berlin mit einer anderen Lösung für den Verkehr? Die Antwort dürfte viele Berliner erstaunen.

Offenbar plant der Senat keinen Neubau der abgerissenen Wuhlheide-Brücke. Zumindest geht die zuständige Verwaltung für Verkehr jetzt intern auch von so einem Szenario aus. Zwar teilte Sprecherin Petra Nelken dem KURIER am Mittwoch mit: „Die Entscheidung darüber ist noch nicht offiziell getroffen worden.“ Überlegungen zu Alternativen scheinen aber konkrete Formen anzunehmen.

Was mit dem zentralen Knotenpunkt an Edisonstraße, Treskowallee, An der Wuhlheide und der Rummelsburger Straße genau passieren wird, bleibt weiter offen. Was man allerdings weiß, ist: Der klassische Brückenneubau ist zu aufwendig, zu teuer und viel zu langwierig. Ein neuer Vorschlag aus der Bezirkspolitik rückt darum ins Rampenlicht.

Es sind die Fraktionen von SPD, Linken und Grünen in Treptow-Köpenick, die den Brückenneubau verhindern möchten und den Senat auf einen neuen Kurs bringen wollen: Ein moderner Kreisverkehr soll her – und zwar mit Straßenbahn mitten hindurch. Darüber berichtet auch die Berliner Morgenpost. In einem gemeinsamen Antrag zur BVV-Sitzung am 12. Juni fordern sie, dass diese Idee ernsthaft in die Neuplanung einbezogen wird. Damit soll das Dauerchaos beim Verkehr auf der wichtigen Kreuzung endlich entschärft werden.

Auch Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) unterstützt die Straßenbahn-Pläne für die Wuhlheide-Kreuzung.
Auch Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) unterstützt die Straßenbahn-Pläne für die Wuhlheide-Kreuzung.Verwendung weltweit, Usage Worldwide

Allerdings ist das nicht alles. Die Parteien wollen eine neue Straßenbahntrasse errichten lassen – vom beliebten FEZ-Berlin bis hin zum Ostkreuz. Die Strecke soll entlang der Straße An der Wuhlheide und der Rummelsburger Landstraße verlaufen und sogar bis zur Anschlussstelle Blockdammweg reichen. Ziel ist es, mehr ÖPNV, weniger Stau und eine bessere Anbindung für Zehntausende Berlinerinnen und Berliner zu schaffen.

Auch Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) unterstützt die Pläne. Er hatte die Idee bereits öffentlich ins Spiel gebracht, die freigewordene Fläche der abgerissenen Brücke für die Straßenbahn zu nutzen. Damit wäre nicht nur ein verkehrstechnischer Engpass beseitigt – auch kulturelle Einrichtungen wie das FEZ, die Parkbühne Wuhlheide oder das Stadion An der Alten Försterei wären so besser erreichbar.

Tram rollt schon wieder im Bereich Wuhlheide-Brücke – Autos müssen noch warten

Die rot-rot-grüne Allianz verweist laut Morgenpost auf Beispiele aus anderen europäischen Städten: In Leipzig, Karlsruhe, Basel oder Wien laufen Kreisverkehre mit integrierter Tram schon heute reibungslos. Der Schlüssel sei eine klare Vorrangregelung – etwa durch Ampelschaltungen oder eine bauliche Trennung. So könnten gefährliche Kreuzungen entschärft und die Leistungsfähigkeit sogar gesteigert werden.

Während in den Verwaltungen über die Zukunftsvisionen diskutiert wird, läuft schon die Neuplanung des Verkehrsknotens. Der zuständige Ausschuss hat Ende Mai grünes Licht für erste Schritte gegeben. Dabei soll der Umweltverbund aus Tram, Fahrrad und Fußgängern in den Mittelpunkt rücken. Denkbar ist sogar eine Brücke speziell für Radler und Fußgänger – über die Kreuzung hinweg.

Der vollständige Abriss der Brücke ist zwar noch nicht abgeschlossen, doch die ersten Erleichterungen sind da: Seit Donnerstag verkehren die Trams wieder im Kreuzungsbereich. Auch Fußgänger und Radfahrer kommen durch. Nur für Autofahrer bleibt es weiter zäh – frühestens am Freitag (6. Juni) könnten sie wieder freie Fahrt bekommen. Bis dahin heißt es: Geduld haben – oder gleich auf die Tram umsteigen.

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