Das Jahr neigt sich dem Ende zu – und schon gibt es Krawall um Silvester. Umweltverbände fordern bundesweit einen Jahreswechsel ohne Feuerwerk. Drohnen mit Lichtspielen statt krachenden Leuchtraketen am Himmel, so soll es auch in der Hauptstadt sein. Die Feuerwerks-Industrie wehrt sich dagegen. Dabei steht schon jetzt fest: In Berlin wird es zu Silvester 2024 ein Böllerverbot geben.
Es gibt Zeitgenossen, die können es einfach nicht lassen. Bereits jetzt ziehen vor allem Jugendliche durch die Gegend und lassen es krachen. Mit Böllern, die aus Polen stammen, die dort, im Gegensatz zu Deutschland, das ganze Jahr lang verkauft werden dürfen. Darunter sind auch gefährliche Kracher, die den deutschen Sprengstoffbestimmungen nicht entsprechen und daher bei uns verboten sind.
Das vorzeitige Herumgeböller forderte schon sein erstes Opfer in Berlin. Im Ortsteil Lichtenrade hatte vor wenigen Tage ein Minderjähriger im Garten seiner Eltern Knaller gezündet. Der Böller explodierte in der Hand des Jungen. Das Ding sprengte seine ganze Hand weg – Not-OP! Ereignisse wie diese rufen seit Jahren die Deutsche Umwelthilfe (DUH) auf den Plan, die auch für den Jahreswechsel 2024/2025 ein Böllerverbot für ganz Deutschland fordert. Dabei müsse man ja noch nicht einmal auf ein leuchtendes Spektakel am Himmel verzichten, so die Umweltschützer.
An diesem Wochenende demonstrierte die DUH am Berliner Kulturforum, wie mittels Drohnen ein leuchtendes Feuerwerk ohne Krach und Qualm ablaufen kann. Motive wie Tiere oder Sektgläser wurden mittels mehrerer Drohnen in den dunklen Himmel gezeichnet.
Böllerverbot in Berlin: Drohnen statt Feuerwerksraketen zu Silvester 2024
Ein Großteil der Menschen in Deutschland wünsche sich „eine Silvesternacht ohne Tausende Verletzungen, millionenfaches Tierleid, Müllberge und gefährliche Luftverschmutzung“, teilte die DUH mit. Ein breites Bündnis rund um die Umweltschutzorganisation unterstütze diese Forderung.

„Es geht uns nicht darum, Silvester madig zu machen“, sagt Hanna Rhein. „Wir wollen ein gemeinsames Silvester feiern, das für Tier, Menschen und Umwelt ungefährlich ist.“ Allein 27 Menschen mussten in der Silvesternacht 2023/2024 im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) behandelt worden. Die Klinik sprach von zum Teil „dramatischen Amputationsverletzungen“. Insgesamt gab es Sprengverletzungen an den Händen und im Gesicht, schwere Augenverletzungen und Brandwunden.
Oft werden aber die Verletzungen durch unsachgemäßen Gebrauch oder durch das Verwenden von selbstgebastelte und illegal erworbenen Böllern mit hoher Sprengkraft verursacht. „Die Bundesrepublik verfügt bereits jetzt über eine der strengsten Gesetzgebungen in Bezug auf die Verwendung von Feuerwerk“, sagt Ingo Schubert, Vorstand des Bundesverbandes Pyrotechnik. Daher würde der „jedes Jahr gebetsmühlenartig wiederholten Verbotsforderungen jegliche Grundlage“ fehlen.
Zumal sich Privatpersonen ein Silvesterfeuerwerk mit Drohnen kaum leisten können. Die Kosten für ein böllerfreies Himmelsschauspiel belaufen sich je nach Drohnen auf mindestens vierstellige Summen. Der Stromverbrauch liegt bei dem Tagesverbrauch eines Zwei-Personen-Haushalts.
Dazu kommt: Um Drohnen hoch am Himmel fliegen zu lassen, braucht man Genehmigungen. Auch bei der Drohnenshow der Umweltschützer am vergangenen Sonnabend mussten Erlaubnisse bei der Polizei eingeholt werden. Allerdings ist das Silvester-Geböller auch nicht ganz billig. Rund 180 Millionen Euro sollen die Deutschen an Knallern und Raketen beim Jahreswechsel 2023/2024 verballert haben. Und natürlich ist sie auch nicht gut für die Umwelt.
Die Luftverschmutzung ist neben dem Müll das größte Problem der Knallerei. In der Silvesternacht 2023/2024 wurde der höchste Wert in der Frankfurter Allee in Berlin mit 791 Mikrometern gemessen. Selbst unter günstigen Witterungsbedingungen kann dieser Wert kaum so schnell sinken, dass im Tagesdurchschnitt am Ende ein Normalwert unter 50 Mikrogramm herauskommt.
Während sich nun also wieder die Umweltschützer mit der Feuerwerksindustrie kracht, steht schon jetzt fest: In Berlin wird es auch dieses Jahr ein Böllerverbot geben. Allerdings nicht in der ganzen Stadt, dazu müsste der Bund die Sprengstoffverordnung ändern – und das will man nicht.

Das Böllerverbot soll an einigen brisanten Orten der Stadt ausgesprochen werden. Senat und Polizei würden derzeit über die Lage der „Zonen“ noch beraten. Die genauen Orte und Bestimmungen würden dann rechtzeitig vor Silvester veröffentlicht, antwortete die Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Vasili Franco, die der dpa vorliegt.
Silvester 2024: So ist das Böllerverbot in Berlin geplant
Für den Jahreswechsel 2023/2024 wurden in Berlin folgende Böllerverbotszonen festgelegt: am Alexanderplatz, im Schöneberger Steinmetzkiez und im Bereich Sonnenallee, Friedel-/Reuter-/Pannier-/Tellstraße, wo es zum Jahreswechsel 2022/2023 zu heftigen Ausschreitungen kam.
Auch in diesem Jahr dürften Bereiche am Alex, in Schöneberg und an der Neuköllner Sonnenallee zu Böllerverbotszonen erklärt werden. Davon gehen Experten schon jetzt aus. Schließlich werde man bei der Festlegung der Bereiche auch die Erfahrungen der vergangenen Jahre auswerten, teilte der Senat mit.
Zu klären sei in diesem Zusammenhang, ob in diesen Bereichen durch das Verbot die gefährliche Böllerei eingedämmt wurde und ob die Polizei so viele zusätzliche Einsätze leisten könne. Wie in den vergangenen Jahren solle es dann Absperrungen, Kontrollen durch die Polizei und ein „offensives Ansprechen relevanter Personen(-gruppen)“ durch Polizisten geben.
Mit welchen Erfahrungen die Polizei in die Beratung über die Verbotszonen gehen wird, zeigt die Statistik aus der letzten Silvesternacht: Zwar sei das Konzept mit den Verbotszonen aufgegangen, gab es dennoch in anderen Stadtteilen heftiges und zum Teil auch gefährliches Feuerwerk auf den Straßen. Die Polizei nahm knapp 400 Menschen vorläufig fest, oft wegen Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz. 54 Polizisten wurden verletzt.

Dieses Jahr soll es bereits im Vorfeld Maßnahmen geben, um Silvester-Randale zu vermeiden, in denen vor allem Jugendlichen mit Böllern auf andere Menschen werfen, dabei auch Polizisten und Feuerwehrleute im Visier haben. Dazu gehört die Kontrolle des Feuerwerksverkaufes.
Böllerverbot in Berlin: Polizei und Ordnungsämter gegen illegalen Böller-Verkauf im Einsatz
Polizei und Ordnungsämter wollen an den drei Verkaufstagen (28. – 31. Dezember) ganz genau die Läden kontrollieren, „um den sicheren Gebrauch erlaubter Produkte zu gewährleisten“, teilte die Senatsinnenverwaltung mit. Außerdem werde man in Schulen und Jugendeinrichtungen gehen, „um Jugendliche über die gesetzlichen Bestimmungen und potenziellen Gefahren im Umgang mit pyrotechnischen Erzeugnissen zu sensibilisieren.“
Auch die Feuerwehr wird unterwegs sein. Sie organisiert Workshops und Begegnungen mit Jugendlichen, um „mehr Nähe“ zu ihnen und ihren Familien in den Kiezen aufzubauen. „Dies fördert einen respektvollen und gewaltfreien Umgang miteinander und ermöglicht das Verständnis für die Rolle von Rettungskräften als ,Helfer in der Not‘.“
Liebe Leser, was sagen Sie zu einem Böllerverbot? Braucht man wirklich die Silvesterknallerei? Oder sollte man auf diese Tradition nicht verzichten? Wie feiern Sie den Jahreswechsel? Schreiben Sie uns an wirvonhier@berlinerverlag.com oder kommentieren Sie unseren Beitrag auf Facebook oder bei X. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften! ■