Es sollte der langersehnte Befreiungsschlag werden. Doch nach dem 1:1 gegen den VfL Bochum herrscht in Köpenick brutale Ernüchterung. Ein Feuerzeugwurf und die sportliche Hilflosigkeit sorgen für Kritik und Krise. Während noch den Eisernen als Klub viel Ärger droht, wartet auf Trainer Bo Svensson (45) noch verdammt viel Arbeit. Fakt ist: Beim 1. FC Union wird es verdammt ungemütlich!
Ein Sieg, ganz egal wie, hätte alles rechtzeitig vor Weihnachten in Ordnung gebracht. Die Serie von wettbewerbsübergreifend acht Spielen ohne Erfolgserlebnis wäre endlich Geschichte gewesen, und die lauter werdenden Kritiker wären verstummt. Stattdessen werden die Stimmen immer lauter – vor allem in den eigenen Reihen. Doch der Reihe nach.
1. FC Union droht Pleite gegen Bochum am Grünen Tisch
Die sportliche Krise wurde noch vor dem Abpfiff von einigen Chaoten überschattet, die zu Beginn der Nachspielzeit auf die unsägliche Idee kamen, Gegenstände in Richtung des Bochumer Torhüters Patrick Drewes zu werfen, nachdem dieser sich beim Ausführen eines Abstoßes wiederholt viel Zeit gelassen hatte. Ein Feuerzeug traf den Keeper am Kopf, woraufhin Schiedsrichter Martin Petersen die Partie für fast 30 Minuten unterbrach. Erst danach – und nur unter Protest der Bochumer – wurden die letzten zwei Minuten zu Ende gespielt.

Der Ball rollte jedoch kaum noch. Union und Bochum einigten sich auf einen Nichtangriffspakt, nachdem Drewes nicht mehr weiterspielen konnte und die Gäste bereits alle drei Wechselmöglichkeiten ausgeschöpft hatten. Stürmer Philipp Hofmann schlüpfte kurzerhand ins Torwarttrikot. Union-Manager Horst Heldt erklärte das Ballgeschiebe so: „Bochum war durch die Aktion ein Mann weniger. Da ist klar, dass wir nicht auf Sieg spielen und nochmals angreifen.“
1. FC Union kommt kaum zu Torchancen
Der Eklat wird für Union, die den Täter zwar schnell identifizierten und Anzeige erstatteten, dennoch ein empfindliches Nachspiel haben. Neben einer Geldstrafe droht ein Teilausschluss der Fans auf Bewährung. Vor allem aber steht ein Verlust des Spiels am grünen Tisch im Raum. Bochum, dessen Torhüter sich benommen fühlte und sogar in Krankenhaus musste, kündigte bereits an, das DFB-Sportgericht einzuschalten, da sich der VfL benachteiligt sieht und auf Sanktionen pocht.
Union-Boss Dirk Zingler kritisiert Leistung
Vor dem Skandal wurde auch Fußball gespielt – 92 Minuten lang, zumindest formal. Böse Zungen könnten sagen, es sei probiert worden. Denn das, was Union gegen den Tabellenletzten zeigte, sorgte für große Ernüchterung. Trotz Überzahl nach nur 13 Minuten – Bochums Miyoshi hatte nach einem rüden Foulspiel zu Recht Rot gesehen – geriet man in Rückstand. Nach dem Ausgleich gab es in der zweiten Halbzeit keine einzige klare Torchance mehr.
Ganz klar: Nach dem guten Saisonstart ist Union auf dem Boden der Tatsachen zurück. Weil sich die Mannschaft unter Svensson im Vergleich zum Horror-Vorjahr spielerisch kaum entwickelt hat, wird die Kritik lauter. Sogar von oberster Stelle.
1. FC Union: Bo Svensson spricht von „fehlender Qualität“
Präsident Dirk Zingler (60) fand bereits zur Halbzeit deutliche Worte: „Wir sind nicht strukturiert genug und zu hektisch. Wir verteidigen auch gar nicht und laufen nur mit, obwohl wir in Überzahl sind und trotzdem in Rückstand geraten. Das darf uns nicht passieren.“

Svensson, zuletzt schon dünnhäutig und schmallippig, zieht anders als nach dem 2:3 in Stuttgart ein Fazit – und wird dabei deutlich: „Wir dürfen niemals in Rückstand geraten – beim Gegentor verteidigen wir sehr schlecht. Nach dem Ausgleich hatten wir einige gute Chancen, in Führung zu gehen. Doch in der zweiten Halbzeit fehlte uns einfach die Durchschlagskraft. Unsere Besetzung in der Box war nicht gut, und im letzten Drittel hat uns die Qualität gefehlt, Impulse zu setzen.“
Auweia, 1. FC Union: Fans pfeifen Spieler aus
Damit nicht genug: Auch zwischen vielen Fans und der Mannschaft brodelt es. Weil die Spieler nach dem Feuerzeugwurf auf die übliche Ehrenrunde verzichteten, gab es Pfiffe. Kapitän Trimmel, der das Gespräch am Zaun der Waldseite mit den Fans suchte, wurde teilweise angefeindet. Das gab es noch nie.
Fakt ist: Beim 1. FC Union wird es verdammt ungemütlich. Während dem Klub vom DFB Ärger droht, wartet auf Svensson und sein Team noch verdammt viel Arbeit, um die Sieglos-Serie von nunmehr acht Spielen im letzten Spiel vor Weihnachten beim SV Werder Bremen endlich zu brechen. ■