Viele offene Fragen nach dem 1:1 des 1. FC Union gegen den VfL Bochum. Die Gäste haben nach dem Feuerzeugwurf Einspruch gegen die Spielwertung angekündigt und hoffen auf drei Punkte am grünen Tisch. Doch wie das DFB-Sportgericht entscheidet, ist völlig offen. Hoffnung für die Eisernen: Schiedsrichter Martin Petersen widerspricht der Bochumer Darstellung!
„Aus unserer Sicht hätte der Schiedsrichter das Spiel abbrechen müssen, das ist nicht geschehen“, erklärte VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig nach Spielende. Er geht davon aus, dass das Spiel nachträglich für Bochum gewertet werde, „wenn man das Regelwerk auslegt“.
Kein Spielabbruch beim 1. FC Union: Schoss der VfL Bochum ein Eigentor?
Ein mögliches Problem: Schiedsrichter Petersen schildert das Ergebnis der wilden Diskussionen, die fast eine halbe Stunde lang während der Spielunterbrechung in den Katakomben des Stadions An der Alten Försterei stattfanden, ganz anders: „Beide Mannschaften haben sich bereit erklärt, weiterzuspielen. Die Sicherheitsverantwortlichen haben mir gesagt, dass die Sicherheit der Spieler gewährleistet ist.“
Bochum wollte also zunächst den Spielabbruch, stimmte aber dann doch zu, weiterzuspielen. Fraglich, ob sich der Revierklub damit ein Eigentor schoss. Im Nachgang erklärten die VfL-Verantwortlichen, man habe nur unter Protest weitergespielt. Der VfL sieht durch die Tatsache, dass sein Torhüter Patrick Drewes, der nach unauffälligen Tests bereits in der Nacht das Krankenhaus wieder verlassen konnte und von Berlins Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe hart kritisiert wird, nicht mehr weiterspielen konnte, eine Schwächung gegeben.
Skandal in Köpenick: Vergleichsfälle gibt es nicht
Fakt ist: Einen wirklich vergleichbaren Fall gab es in der Bundesliga bisher nicht. Die Rechts- und Verfahrensordnung des DFB besagt allerdings, dass Vereine für das Verhalten ihrer Fans haften.

Im März 2022 wurde der VfL selbst Opfer dieser Regel. Damals traf ein Bochumer Fan Schiedsrichter-Assistent Christian Gittelmann mit einem Bierbecher. Das Spiel gegen Mönchengladbach wurde abgebrochen und später für die Gäste gewertet. Ähnlich lief es 2015, als Schiedsrichter Petersen bei einem Pokalspiel von einem Feuerzeug getroffen wurde. Die Partie wurde abgebrochen und für RB Leipzig gewertet.
Union-Fan droht empfindliche Geldstrafe
Am ehesten vergleichbar ist Unions Skandal, mit dem Golfball-Vorfall von 2000, als ein Freiburg-Fan Bayern-Torhüter Oliver Kahn traf. Kahn konnte beim Bayern-Sieg weiterspielen, und Freiburg musste lediglich eine Geldstrafe in Höhe von 75.000 Euro zahlen.
Petersens erhät für sein Vorgehen an der Wuhle auf jeden Fall Rückendeckung von DFB-Schiedsrichter-Lehrwart Lutz Wagner: „Sobald die Sicherheit gewährleistet ist, muss das Spiel fortgesetzt werden.“ Gleichzeitig fordert Wagner: „So etwas darf keine Nachahmer finden.“
Nach Feuerzeugwurf: Diese Strafen drohen dem 1. FC Union
Apropos: Der mutmaßliche Täter (27) wurde schnell aus dem Union-Block geholt, verhaftet und könnte neben einer Geldstrafe auch Schadensersatz leisten müssen sowie ein Haus- und Stadionverbot aufgebrummt bekommen.
Und was kommt auf den 1. FC Union zu? Die Eisernen erwartet mindestens eine Geldstrafe und möglicherweise ein Teilausschluss der Fans auf Bewährung. Die bisherigen Maßnahmen des Vereins zur Identifizierung des Täters könnten mildernd wirken. Auch weitere Auflagen sind möglich: Bochum musste damals ein Konzept zur Einführung eines hochauflösenden Videoüberwachungssystems erarbeiten und ein Pfandbecher-Mehrwegsystem einführen. Ob es aber wirklich auch zu einer Pleite am Grünen Tisch kommt, ist offen. ■