Opfer der eisernen Entwicklung

Frust beim 1. FC Union: Wie lange macht Andras Schäfer das noch mit?

Der Ungar verlor seinen Stammplatz unter Trainer Bo Svensson an Aljoscha Kemlein. Vor dem Duell gegen den VfL Bochum sitzt der Stachel bei ihm tief.

Author - Sebastian Schmitt
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Aljoscha Kemlein (20, l.) hat Andras Schäfer (25, r.) im Mittelfeld des 1. FC Union in dieser Saison den Rang abgelaufen.
Aljoscha Kemlein (20, l.) hat Andras Schäfer (25, r.) im Mittelfeld des 1. FC Union in dieser Saison den Rang abgelaufen.Contrast/imago

Das hat sich Andras Schäfer (25) ganz anders vorgestellt. Der Nationalspieler ist beim 1. FC Union eigentlich eine feste Größe und verlängerte erst im Sommer seinen Vertrag vorzeitig bis 2027. Doch plötzlich ist Schäfer Opfer der eisernen Entwicklung, da er unter Trainer Bo Svensson (45) seinen Stammplatz im Mittelfeld an Aljoscha Kemlein (20) verloren hat. Vor dem wichtigen Heimspiel gegen den VfL Bochum (Samstag, 15.30 Uhr, Sky) schiebt Schäfer jedenfalls zum ersten Mal in Köpenick so richtig Frust.

Aus seinen Gefühlen macht Schäfer keinen Hehl: „Ich probiere, professionell zu sein. Aber es war schwierig, zuletzt nicht im Team zu sein und nicht so viele Minuten zu bekommen.“ Beim 2:3 in Stuttgart stand der Ungar nach mehr als zwei Monaten endlich mal wieder in der Startelf – eine Erlösung. Daran änderte auch die bittere Pleite nichts: „Dass ich jetzt wieder von Anfang an spielen durfte, bedeutet natürlich eine Menge für mich.“

Stammplatz futsch: Schäfer-Märchen beim 1. FC Union bröckelt

Seit dem 6. Spieltag muss sich Andras Schäfer (2.v.l.) hinter Aljoscha Kemlein (l.) anstellen und kommt meist nur noch als Joker zum Einsatz.
Seit dem 6. Spieltag muss sich Andras Schäfer (2.v.l.) hinter Aljoscha Kemlein (l.) anstellen und kommt meist nur noch als Joker zum Einsatz.Contrast/imago

Der Stachel sitzt tief, weil Schäfer es gewohnt war, immer zu spielen, nachdem er sich beim 1. FC Union nach einer gewissen Anlaufzeit durchgesetzt und sich auch nach schweren Verletzungen immer wieder zurück in die Startelf gekämpft hatte. Schäfer und Union, das war eine Erfolgsgeschichte – für ihn und für die Eisernen.

Der Ungar steht beispielhaft für die lange Zeit so erfolgreiche Einkaufspolitik von Ex-Manager Oliver Ruhnert (53). Kaum bekannt, nahm seine Karriere in Köpenick richtig Fahrt auf. Schäfer entpuppte sich nicht nur wegen seiner Mentalität als absoluter Volltreffer, sodass man erst im Sommer die Zusammenarbeit voller Freude vorzeitig bis 2027 verlängerte. Doch jetzt droht das alles zu zerbrechen.

1. FC Union: Aljoscha Kemlein verdrängt Andras Schäfer

Der Grund: die eiserne Entwicklung. Seit Jahren sehnen sich Fans und Präsident Dirk Zingler (60) nach dem ersten Talent seit Steven Skrzybski (32, 2000 bis 2018 bei Union), das sich aus der eigenen Jugend bei den Profis durchsetzt. Mit Aljoscha Kemlein (20), der im Mittelfeld an der Seite von Rani Khedira (30) seit dem 6. Spieltag gesetzt ist und beim VfB nur eine Verschnaufpause erhielt, ist das nun endlich wieder der Fall – zum Leidwesen von Schäfer.

An seiner neuen Rolle hat der Blondschopf jedenfalls zu knabbern. Seine Startelf-Chance hat er in Stuttgart dennoch genutzt: Nach einer feinen Einzelaktion servierte er Danilho Doekhi (26) eine perfekt getimte Flanke zum 1:0. Dass danach selbst eine 2:0-Führung nicht zum ersten Sieg seit dem 20. Oktober und dem 2:0 in Kiel reichte, wurmt auch Schäfer: „Mit zwei Auswärtstoren muss man auch gewinnen.“

1. FC Union: Reservist Andras Schäfer warnt vor Bochum

Schäfer weiß, dass angesichts der eisernen Sieglos-Serie vor dem Duell mit Schlusslicht VfL Bochum nicht nur für ihn die Stunde geschlagen hat und warnt: „Das wird ein sehr schwieriges und wichtiges Spiel für uns. Darauf müssen wir uns fokussieren.“

Ganz klar: Schäfer hat auch als Reservist nur den 1. FC Union im Sinn. Das ehrt ihn. Dennoch wird er sich seine neue Situation ganz genau anschauen – und sie im Winter vielleicht neu bewerten. ■