Ist das bitter! Der 1. FC Union und der VfB Stuttgart liefern sich ein irres Spektakel, in dem die Eisernen nach einer blitzsauberen 2:0 Führung am Ende einer atemberaubenden zweiten Halbzeit noch mit 2:3 als Verlierer vom Platz gehen. Erst Zahnweh, dann Bauchschmerzen: 1. FC Union leidet in Stuttgart!
Wo fängt man nach so einem Spiel an? Trainer Bo Svensson (45) ist die Enttäuschung nach Abpfiff auf jeden Fall deutlich ins Gesicht geschrieben. Der Däne erklärt komplett gefrustet am Dazn-Mikrophon: „Es ist schwer zu schlucken, wenn du hier 2:0 führst und mit 2:3 vom Platz gehst.“
Svenssons Laune ist mehr als verständlich. Denn der 1. FC Union beweist am Ende über fast 98 gespielten Minuten in Stuttgart, dass die Serie von sechs und nun sieben Spielen ohne Sieg eine reine Ergebniskrise ist. Denn die Eisernen sind trotz des aktuellen Negativ-Laufs von Anfang an im Spiel und machen dem Vizemeister das Leben verdammt schwer.
Bo Svenssons Union-Plan geht in Stuttgart zunächst auf
In der Abwehr, die auch ohne den Chef Kevin Vogt (33), der wegen einer Zahn-OP in Berlin bleiben muss, hoch konzentriert agiert und alles weg verteidigt, sodass die Schwaben nach den ersten 45 Minuten auf einen expected Goals Wert, also der Wahrscheinlichkeit ein Tor zu erzielen, von mickrigen 0,02 kommen.

In der Offensive, die sich nichts von ihrer bisherigen Harmlosigkeit anmerken lässt und am Neckar immer und immer wieder Nadelstiche setzt, gut kontert und den VfB zudem durch aggressives Gegenpressing gleich mehrfach in Bredouille bringt. Entsprechend verdient ist die Führung nach einem Kopfballtor von Verteidiger Danilho Doekhi (26), bei dem VfB-Keeper Alexander Nübel (28) nicht gut aussieht (37.).
1. FC Union kassiert in Stuttgart drei Tore in wenigen Minuten
Auch Svenssons Plan für Kapitän Christopher Trimmel (37) Robert Skov (28) zu bringen, der mit seinem Tempo und seinem linken Fuß auf der rechten Seite immer wieder das Spiel ankurbelt und gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit Rani Khedira (30) mit einer perfekten Flanke bedient, geht zunächst auf. Unions Kapitän, der an seinem Geburtsort und unter den Augen seines Bruders Sami Khedira (37) im Mittelfeld im ersten Abschnitt alles zusammenhält und abräumt, muss nur noch seine Haarspitzen hinhalten - 2:0 (48.). „Ich glaube ich war dran, aber das ist mir scheiß egal“, erklärt Khedira, der kaum Worte für das findet, was dann passiert und jedem Unioner verdammt weh tut.

Innerhalb von wenigen Minuten verlieren die sonst so stabilen Eisernen völlig die Kontrolle. Der eingewechselte Nick Woltemade (22) spielt Union schwindelig und darf gleich zweimal jubeln (51. und 59.). Das dritte Tor schenkt sich Union-Torhüter Frederik Rönnow (32) quasi selbst ein, indem der sonst so starke Rückhalt einen kolossalen Fehlpass direkt in den Fuß von VfB-Kapitän Atakan Karazor (28) spielt, der den Ball nur noch über die Linie schieben muss (69.). Khedira frustriert: „Weil wir es am Ende nicht sauber verteidigen, bestrafen für uns nach einer guten Leistung selbst und nehmen wieder nichts mit.“
Union-Fan nach Herzstillstand im Krankenhaus
Das Spektakel wird abrupt gestoppt, als ein Union-Fan im Gästeblock reanimiert werden muss. Beide Fanlager, die zuvor das alte Neckarstadion in ein Tollhaus verwandelt hatten, stellen den Support ein. Die plötzliche gespenstige Stille ist natürlich auch für die Spieler auf dem Rasen spürbar. Größe zeigt VfB-Trainer Sebastian Hoeneß (42) nach dem Spiel, der bevor er das Spiel analysiert, in Gedanken beim Union-Fan ist: „Das Wichtigste ist, dass der derjenige, der jetzt gerade auf dem Weg ins Krankenhaus ist, schnell wieder gesund wird.“
ℹ️ Reanimation erfolgreich, Patient auf dem Weg ins Krankenhaus: Kämpfen, Unioner! ❤️🩹 https://t.co/4FZatJhAku
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) December 6, 2024
Kurz zuvor setzt Svensson in der Schlussphase alles auf eine Karte, bringt nach Jordan (28) auch erstmals Ivan Prtajin (28) von der Bank und lässt Union mit gleich zwei Mittelstürmer angreifen. Außer Jordans abgefälschten Schuss, der gegen die Latte klatscht, passiert aber nicht mehr viel. Entsprechend groß ist der Frust bei allen Unionern nach dem maximal bitteren Spielverlauf und der dritten Pleite in Folge. Denn trotz einer guten Leistung, großer Moral und mehr Torschüssen als die Stuttgarter fahren die Eisernen mit leeren Händen und entsprechend großen Bauchschmerzen zurück nach Berlin. ■