Das graue, nasskalte Wetter, das Cheftrainer Bo Svensson (45) und seine Spieler zum Wochenstart in Köpenick erlebten, spiegelt beim 1. FC Union nach dem 2:3 in Stuttgart exakt die Stimmung wider und erinnert mehr und mehr Unioner an das schlimme Schlamassel der vergangenen Saison. Svensson auf Fischer-Kurs: 1. FC Union spielt sich Richtung Katastrophe!
Nein, damit hat rund um die Wuhle bis vor wenigen Wochen wirklich keiner mehr gerechnet. Vielmehr dachten alle Unioner nach dem guten Saisonstart, die Sorgen des Vorjahrs endgültig abgelegt zu haben. Einige Spieler und sogar Manager Horst Heldt schielten ganz offen schon wieder nach Europa. Pustekuchen!
Union-Parallelen zur Krise unter Urs Fischer
Nach drei Pleiten in Folge und mittlerweile sechs Spielen ohne Sieg hat sich die Stimmung pünktlich zu Heldts 55. Geburtstag um 180 Grad gedreht. Heimlich, still und leise kriecht der Albtraum der vergangenen Saison bei den Eisernen wieder in die Köpfe. Statt ans internationale Geschäft denken viele mittlerweile wieder an die Fischer-Katastrophe.

Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr nahm die so erfolgreiche Ära von Urs Fischer (58) ein brutales Ende, nachdem der Schweizer keine Kraft mehr hatte, Union nach dem Absturz wieder auf Kurs zu bringen, und letztlich trotz massiver Rückendeckung der Klub-Bosse selbst die Trennung forcierte.
Krise des 1. FC Union: Bo Svensson wirkt immer dünnhäutiger
Tatsächlich gibt es einige alarmierende Parallelen zum Vorjahr: Die Pleite in Stuttgart beschert vielen Unionern jedenfalls ein ganz böses Déjà-vu. Denn die Nerven liegen langsam, aber sicher blank. Genau wie Svensson schimpfte Fischer im Herbst nach der 0:2-Pleite im DFB-Pokal beim VfB auf den Schiedsrichter und holte sich, anders als der Däne, der wegen Meckerns die Gelbe Karte sah, sogar nach Spielschluss die Rote Karte ab.
Wie Fischer wirkt auch Svensson immer dünnhäutiger, was sich nicht nur an seinem TV-Auftritt und der anschließenden Pressekonferenz bemerkbar machte. Auch die Aussagen seiner Spieler erinnern an so manche Worthülsen der vergangenen Saison. Auch damals wurde gewarnt, gelobt und gemeckert. Verändert hat sich dennoch nichts.

So gleich die Schablone auch wirkt, aus Union-Sicht gibt es (noch) einen wichtigen Unterschied: Unter Fischer stürzten die Eisernen am 11. Spieltag nach wettbewerbsübergreifend 14 Spielen ohne Sieg auf den letzten Tabellenplatz ab. Derzeit ist die Lage nach 13 Spieltagen trotz des Negativlaufs noch nicht so bedrohlich. Wie schnell sich jedoch die Dinge ändern können, erlebt Union gerade am eigenen Leib.
1. FC Union braucht einen Sieg, sonst ...
Klar ist: Oberste eiserne Prämisse ist und bleibt der Klassenerhalt. Dass es aber mittlerweile im sechsten Bundesliga-Jahr gern etwas mehr sein darf, hat Präsident Dirk Zingler (60) vor der Saison klargemacht und nach dem guten Start nochmals unterstrichen: „Wir sind ambitioniert und wollen Erfolg. Für mich geht es Union immer gut, wenn wir am Sonntagabend in der ‚Tagesschau‘ auf der ersten Seite der Tabelle stehen.“ Von Platz neun, also der ersten Seite der Tabelle, ist Union derzeit nur drei Punkte entfernt. Doch der Abstand zu einem Abstiegsplatz schrumpft von Woche zu Woche.
Fakt ist: Die letzten zwei Spiele des Kalenderjahres gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten VfL Bochum (Sonnabend, 15.30 Uhr) und in Bremen (21. Dezember) werden im Hinblick darauf, wie es in Köpenick weitergeht, brutal wichtig, vielleicht sogar entscheidend sein. Springt dabei nicht mindestens ein erlösender Sieg heraus, spielt sich der 1. FC Union in eine Katastrophe, die eine Trainerdiskussion, wie sie unter Fischer nie geführt wurde, bei aller eisernen Wagenburgmentalität zu Weihnachten unvermeidbar macht. ■