Eröffnung im Jahr 2027

Vergnügungspark aus der DDR: Will jemand den neuen Spreepark sehen?

Seit Jahren laufen im Ex-Vergnügungspark im Plänterwald die Sanierungsarbeiten. Doch das Projekt ist zum Scheitern verurteilt. Ein Kommentar.

Author - Florian Thalmann
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Das Riesenrad im Spreepark soll sich nach der Eröffnung wieder drehen – es ist die einzige Attraktion, der neues Leben eingehaucht wird.
Das Riesenrad im Spreepark soll sich nach der Eröffnung wieder drehen – es ist die einzige Attraktion, der neues Leben eingehaucht wird.Bernd Friedel/imago

Noch immer fiebern viele dem Freizeit-Comeback des Jahrzehnts entgegen: Im Jahr 2027 soll der Spreepark im Plänterwald in Berlin wieder seine Pforten für Besucher öffnen. Nach langer Sanierung unter Federführung der landeseigenen Grün Berlin GmbH soll sich dann unter anderem das Riesenrad wieder drehen. Doch nun zeigt sich: Aus den hochtrabenden Park-Plänen könnte ein Millionengrab werden. Die Sanierung des Parks wird nämlich teurer als gedacht. Die spannende Frage: Will überhaupt jemand den neuen Spreepark sehen?

Der Kulturpark Plänterwald war der einzige Vergnügungspark der DDR

Das einstige Vergnügungs-Juwel der DDR blickt auf eine lange Geschichte zurück: Schon im Jahr 1969 wurde der Kulturpark Plänterwald eröffnet, war damals der einzige Freizeitpark der DDR. 1,7 Millionen Besucher lockte der Park jedes Jahr an. Sie sausten hier auf Karussells und Achterbahnen durch warme Sommertage, genossen die Freizeit auf dem herrlichen Gelände. Auch nach der Wende stand das Vergnügen im Vordergrund, war der Spreepark ein Freizeitpark für die ganze Familie. Mit Fahrgeschäften, Leckereien und den berühmten Clowns Hops und Hopsi. Doch mit Vergnügen und Spaß ist hier dank Eingreifen des Landes nun Schluss.

Seit Jahren wird das Gelände umgestaltet und in einen neuen Park für Kunst und Kultur verwandelt. Der Spreepark kehrt zurück – so schön diese Nachricht klingt, so viel Falsches steckt darin. Blättert man sich durch die Kommentarspalten in den sozialen Netzwerken, stößt man schnell auf Menschen, die sich freuen, dass es im Plänterwald bald wieder Rummel gibt. Und die vermutlich enttäuscht sein werden, wenn sie sehen, was daraus geworden ist: ein „moderner, umweltverträglicher Kunst- und Kulturpark“, heißt es auf der Park-Website. Zwar soll sich das Riesenrad wieder drehen, doch das wird für Freizeitpark-Fans wohl das einzige Highlight bleiben.

Die einstige Achterbahn Spreeblitz soll im neuen Spreepark zum Fußweg werden. Eine Achterbahn zu Fuß erkunden – Vergnügungspark-Fans können sich nichts Schöneres vorstellen.
Die einstige Achterbahn Spreeblitz soll im neuen Spreepark zum Fußweg werden. Eine Achterbahn zu Fuß erkunden – Vergnügungspark-Fans können sich nichts Schöneres vorstellen.dpa

Denn zum Vergnügungspark wird der Spreepark nicht, stattdessen entsteht hier ein abgehobenes Vergnügungsviertel für Liebhaber von Kunst und Kultur. Als gäbe es für sie in Berlin nicht schon genug. Da gönnt sich Berlin lieber die Peinlichkeit, als Hauptstadt Deutschlands keinen Vergnügungspark zu haben. Paris hat das Disneyland, Kopenhagen das Tivoli, Helsinki hat den herrlichen Park Linnanmäki und Wien den Prater. Und in Berlin? Hier kann man die Achterbahn „Spreeblitz“ bald zu Fuß erkunden, während man den im Rahmenplan angekündigten „Installationen und Skulpturen, Interventionen und Performances“ entgegenfiebert.

Bericht: Kosten für den neuen Spreepark stiegen auf knapp 89 Millionen Euro

Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich die Menschen, die den Park früher erlebt haben, auf „Interventionen“ freuen werden. Die einzige Intervention, die hier nötig gewesen wäre, wäre eine mit den Machern gewesen. Denn als wäre es nicht schon schlimm genug, dass mit der Freizeitpark-Tradition des Geländes gebrochen wird, wird es nun auch noch richtig teuer: Laut einem aktuellen Bericht der B.Z. sind die Kosten inzwischen auf knapp 89 Millionen Euro gestiegen, 2023 waren es demnach noch fast 17 Millionen weniger.

Früher war der Spreepark ein Freizeitpark für die ganze Familie. Doch mit Vergnügen ist seit der Übernahme des Parks Schluss.
Früher war der Spreepark ein Freizeitpark für die ganze Familie. Doch mit Vergnügen ist seit der Übernahme des Parks Schluss.Lem/imago

Was soll der Eintritt in den neuen Spreepark kosten?

Und auch der Eintrittspreis scheint nicht geklärt zu sein. Er soll einen Teil dazu beitragen, den Park zu finanzieren. Als der Umbau des Spreeparks begann, war von einem Ticketpreis von 3 Euro die Rede – inklusive Fahrt mit dem Riesenrad. Eine Jahreskarte sollte laut Christoph Schmidt, Geschäftsführer der landeseigenen Grün Berlin GmbH, 12 Euro kosten. Es scheint nicht sicher zu sein, dass es dabei bleibt. Eine Anfrage des KURIER zu den geplanten Eintrittspreisen blieb bisher unbeantwortet.

Laut dem Bericht müsse das Land Berlin im ersten Jahr des Betriebs 44 Prozent der Kosten übernehmen, danach noch ein Drittel, schreibt die B.Z. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es dabei bleiben wird. Denn klar dürfte sein: Jeder, der den fertigen Park einmal gesehen hat, wird nicht ständig wiederkommen. Während ein echter Vergnügungspark hier zum dauerhaften Anziehungspunkt geworden wäre, wird aus dem einstigen DDR-Schmuckstück nun ein Park, den man sich zwar ganz bestimmt angucken kann. Bei dem es aber auch reicht, wenn man ihn mal gesehen hat. Schade nur, dass die Kosten für diese fatale Fehlentscheidung am Ende beim Steuerzahler hängen bleiben.

Was halten Sie vom neuen Spreepark? Hätten Sie sich eher einen echten Vergnügungspark gewünscht – oder freuen Sie sich auf den neuen Kunst- und Kulturpark? Schicken Sie uns Ihre Meinung an wirvonhier@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!