Im Zusammenhang mit dem Fall der Mauer gibt es viele Momente, die unvergesslich sind – und an die sich vor allem die Menschen, die damals dabei waren, noch heute erinnern. Dazu gehören sicher auch die Ereignisse vor der Prager Botschaft: Über 4000 Flüchtlinge aus der DDR harrten hier teilweise wochenlang aus, um in den Westen zu fliehen. Hans-Dietrich Genscher verkündete am 30. September 1989 unter Jubel, dass der Weg frei sei. Doch manche Geheimnisse aus der damaligen Zeit sind noch immer nicht gelöst. Im DDR Museum Berlin wird etwa noch immer nach dem Besitzer eines Teddys gefahndet, der nach der Abreise der Menschen gefunden wurde. Findet der weiße Bär noch den Weg nach Hause?
Süßer Teddy blieb an der Prager Botschaft liegen: Wem gehört das DDR-Stofftier?
Im Netz machte das DDR Museum Berlin jetzt ein weiteres Mal auf den Fall des Teddybären aufmerksam, der in den Hinterlassenschaften der DDR-Bürger gefunden wurde, die vor der Prager Botschaft auf die Möglichkeit zur Ausreise in die Bundesrepublik warteten. Seit einem Jahr suchen die Museumsmacher den Besitzer – auch der KURIER berichtete über den skurrilen Fall.
„Der Teddybär war der letzte Anwesende in der Botschaft, nachdem die DDR-Bürger mit Sonderzügen in die Bundesrepublik ausgereist waren“, sagte Christian Seebode dem KURIER. Er entdeckte den Bären damals in einem der Zelte, die im Garten der Botschaft für die Menschen errichtet wurden. „In der Eile des nächtlichen Aufbruchs war er einem Kind abhandengekommen.“ Vermisst wurde der Teddybär offenbar noch nicht, denn nach dem Aufruf des Museums hat sich noch niemand gemeldet.
Für Seebode, der damals – wie auch seine Frau – als Diplomat in der Botschaft der Bundesrepublik in Prag arbeitete und sich um Aufnahme, Betreuung und Begleitung der Menschen aus der DDR kümmerte, ist der Teddy ein lieber Zeuge der deutschen Einheit, sagte er. „Wir wären sehr glücklich, wenn wir ihn zurückgeben könnten.“ Zurücklassen wollte das Paar den Bären nicht – das hätten sie nicht übers Herz gebracht, verrieten sie später. „Heute befindet sich der Teddybär in unserer Obhut und steht sinnbildlich für die zerbrechlichen Seiten der deutschen Einheit“, heißt es in einem Beitrag des DDR Museum Berlin auf Facebook.

Wenn das Kind, dem der Bär gehörte, damals sechs Jahre alt war, wäre der Besitzer des Stofftiers heute schon über 40 Jahre alt. Auch für die Macher des Museums wäre es schön, wenn sich das Rätsel des Bären noch lösen lässt – zu gern wüsste man, was aus dem Kind von damals wurde. Auch einige Nutzer auf Facebook drücken die Daumen. „Wie traurig. Ich habe meinen Teddy mal in der Bahn liegen lassen“, schreibt ein Mann unter dem Beitrag auf Facebook. „Nach Wochen meldete sich das Reichsbahn-Fundbüro.“
Wird das Geheimnis des Wende-Teddys doch noch gelüftet?
Ob sich der Besitzer oder die Besitzerin noch findet – und es nach der Wiedervereinigung von Ost und West auch mit der Wiedervereinigung von Mensch und Teddy klappt? Man darf gespannt sein. Wer den Bären mit den zutraulichen Knopfaugen erkennt, kann sich an das DDR Museum Berlin wenden – oder sich bei unserer Redaktion unter wirvonhier@berlinerverlag.com melden.