Was sind Erinnerungen wert?

DDR für Spottpreis verscherbelt: FDGB-Ferienheim unter dem Hammer!

Am Mittwoch wird in Dresden eine DDR-Ferienanlage versteigert. Wer ein Stück Urlaubsgeschichte kaufen will, kann es für einen Spottpreis haben.

Author - Florian Thalmann
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Das ehemalige FDGB-Ferienheim „Grenzbaude“ in Altenberg wird am Mittwoch versteigert. Der Startpreis liegt bei 75.000 Euro – ein echtes Schnäppchen für mehr als 7000 Quadratmeter.
Das ehemalige FDGB-Ferienheim „Grenzbaude“ in Altenberg wird am Mittwoch versteigert. Der Startpreis liegt bei 75.000 Euro – ein echtes Schnäppchen für mehr als 7000 Quadratmeter.United Archives/imago, Blickwinkel/imago

Eigentlich kann man sich im berühmten Hygienemuseum in Dresden unter anderem über den menschlichen Körper informieren – doch wer das Museum am Mittwoch besucht, geht vielleicht mit einem Stückchen DDR-Vergangenheit heim. Der Grund: Hier kommt eine ehemalige FDGB-Ferienanlage unter den Hammer, die berühmte „Grenzbaude“ im sächsischen Ort Altenberg, Ortsteil Rehefeld-Zaunhaus. Viele verbrachten hier vor der Wende ihren Urlaub, verknüpfen damit Erinnerungen. Was sind sie heute noch wert? Die Antwort: 75.000 Euro. Kein Scherz: Für diesen Spottpreis wird ein weiteres Stück DDR verscherbelt.

Ehemaliges Ferienheim „Grenzbaude“ liegt mitten im schönen Erzgebirge

Das einstige Ferienheim „Grenzbaude“ liegt in Altenberg mitten im schönen Erzgebirge – direkt zwischen dem Kahleberg und dem Geisingberg. Die Region ist ein beliebtes Wintersportgebiet, zieht aber das ganze Jahr über auch Wanderer an. Und auch im Sommer ist die Gegend gut besucht, unter anderem, weil es hier eine Sommerrodelbahn gibt. Wer also Geld mit Feriengästen verdienen will, könnte auf dieses ehemalige Feriengelände in bester Lage scharf sein. Doch der schlechte Zustand sorgt für einen Spottpreis.

Denn das Gelände hat seine besten Zeiten leider hinter sich. Die lagen in der DDR, wo das zwischen 1920 und 1930 gebaute Objekt als FDGB-Ferienheim genutzt wurde. Laut Berichten schickte unter anderem die DREWAG – ein Energieversorger mit Sitz in Dresden – ihre Mitarbeiter hierhin in den Urlaub. Doch wie viele Dinge aus der DDR verlor auch das Ferienheim mit der Wende für die meisten Menschen im Osten seinen Reiz: Viele reisten lieber weiter weg, als die Mauern sie nicht mehr aufhalten konnten. 1990 wurde die „Grenzbaude“ zum Hotel. Die Einrichtung wurde aber nur noch bis 1995 betrieben und dann geschlossen.

Das spätere FDGB-Ferienheim (hier rechts im Bild) wurde schon in den 1920er-Jahren gebaut, war auch auf alten Postkarten aus dem Altenberger Ortsteil Rehefeld-Zaunhaus abgebildet.
Das spätere FDGB-Ferienheim (hier rechts im Bild) wurde schon in den 1920er-Jahren gebaut, war auch auf alten Postkarten aus dem Altenberger Ortsteil Rehefeld-Zaunhaus abgebildet.Arkivi/imago
Altenberg und der Ortsteil Rehefeld sind schon immer eine beliebte Anlaufstelle für den Wintersport.
Altenberg und der Ortsteil Rehefeld sind schon immer eine beliebte Anlaufstelle für den Wintersport.Arkivi/imago

Damit endete ein Kapitel der DDR-Feriengeschichte, das viele noch miterlebt haben dürften: Wenn auch Sie dort Urlaub gemacht haben und davon berichten können, freuen wir uns über eine Nachricht mit Ihren Erinnerungen per Mail an wirvonhier@berlinerverlag.com. Allerdings ist es mit der Schließung im Jahr 1995 auch 30 Jahre her, dass hier Feriengäste übernachteten. Und der Zahn der Zeit hat an der Grenzbaude ordentlich genagt. Im Expose zur Auktion, ist die Rede von verschiedenen Schäden. Auch deshalb liegt der Startpreis bei ziemlich billigen 75.000 Euro.

DDR-Ferienheim „Grenzbaude“: 7009 Quadratmeter Grundstück für 75.000 Euro

Dafür bekommt der Käufer ein 7009 Quadratmeter großes Grundstück mit einer Nutzfläche von insgesamt 2650 Quadratmetern. „Im Untergeschoss befanden sich die Küche, Vorrats-/Kühlräume, Sozialräume, Raum für Elektroanlage, Raum mit Diesel-Notstromaggregat und Heizungsanlagen“, heißt es in der Beschreibung. „Im EG befanden sich Empfangsbereich, Gaststätte, Speisesaal, Sanitäranlagen und Wohnräume.“ Das Obergeschoss und die zwei Dachgeschosse waren mit Gästezimmern und Sanitäranlagen versehen.

Früher machten DDR-Bürger hier Urlaub, nun hat der Zahn der Zeit an dem Grundstück genagt. Am Mittwoch wird das ehemalige FDGB-Ferienheim „Grenzbaude“ versteigert.
Früher machten DDR-Bürger hier Urlaub, nun hat der Zahn der Zeit an dem Grundstück genagt. Am Mittwoch wird das ehemalige FDGB-Ferienheim „Grenzbaude“ versteigert.Sächsische Grundstücksauktionen AG

Kaputte Bäder, defekte Heizung: DDR-Ferienheim hat lange Mängelliste

Dafür ist aber auch die Mängelliste groß: Laut Sächsische Grundstücksauktionen AG sind die Gas-Zentralheizung und mehrere Brennkessel „augenscheinlich defekt“. Auch die Sanitäranlagen seien kaputt. Sie „entsprechen nicht dem heutigen Standard“, heißt es. Holzfenster und Holztüren seien alt, außerdem gebe es Schäden am Putz. „Insgesamt besteht umfassender Sanierungsbedarf“, zieht die Einschätzung Bilanz. Außerdem stehen auf dem Grundstück ein Toilettenhaus und ein Pavillon, das allerdings einem anderen Eigentümer gehört. Für wie viel Geld das Ferienheim über die Ladentheke geht, wird sich zeigen – und auch, wer sich dafür interessiert.