So einen wie ihn wird es wohl nie wieder geben. Dieser Typ, der so knarzig wirkte und doch von den Menschen so sehr geliebt wurde – bis zuletzt. Dieser Mann mit kurzgeschorenen Haaren und Brille, der nun mit 83 Jahren verstarb. Er war ein Unikum im deutschen Fernsehen. Ein Schauspieler, der genauso hieß wie seine wohl legendärste Rolle. Einfach nur Horst Krause.
In unseren Herzen wird er wohl für immer der berühmteste TV-Dorfpolizist Brandenburgs bleiben. Horst Krause spielte diese Rolle, als wäre er tatsächlich dieser Ordnungshüter, der nicht nur Verbrecher jagt, sondern sich auch um seine Mitmenschen kümmert. Horst Krause nahm man den Dorfpolizisten Horst Krause ab. Er spielte ihn, als wäre er es selbst. Kein Wunder, dass die „Krause-Reihe“, die vor 27 Jahren zunächst im „Polizeiruf 110“ im RBB begann, noch immer gerne in der x-fachen Wiederholung gesehen wird.
Schauspieler Horst Krause gestorben: „Er ist friedlich eingeschlafen“
Der ganze Kult um diese Rolle und der Rummel um seine Person: Horst Krause versuchte stets, dass alles irgendwie zu umgehen. Über sein Privatleben erfuhr man von dem Berliner so gut wie gar nichts. Auch nicht über seinen Umzug nach Brandenburg. Das war vor drei Jahren. Zuletzt lebte der Schauspieler in einer Residenz für altersgerechtes Wohnen in Teltow.

Dort hörte sein Herz auf zu schlagen. Das wurde erst am heutigen Montag (8. September) öffentlich. „Am vergangenen Freitag ist Horst Krause friedlich eingeschlafen“, bestätigt Film- und Fernsehproduzentin Eva-Marie Martens dem KURIER. Ihre Firma produzierte die Filme um den Dorfpolizisten Horst Krause von 2009 bis 2022. „Horst war ein sehr warmherziger Mensch“, so Mertens. „Er hat gerne über Musik gesprochen, er bewunderte die Poesie. Auf unseren wunderbaren Fahrten zu den Drehorten hat er Gedichte rezitiert oder Brecht-Lieder gesungen.“
Horst Krause war auch ein Brummkopf, vor allem, wenn es um seinen Geburtstag ging. „Wissen Sie, in meinem Alter kann man glücklich sein, wenn man morgens aufsteht, dem neuen Tag entgegenblickt und sich sagt: Lieber Gott, es ist schön, dass du mich wieder geweckt hast“, sagte er mal.
TV-Star Horst Krause wurde brummig, wenn es um den Geburtstag ging
Als der KURIER ihn 2022 fragte, wie er seinen 80. feiern werde, ließ er ausrichten: „Ich werde meinen Geburtstag im Kreise meiner Familie in Ludwigsfelde verbringen.“ Außerdem freute er sich damals auf die Dreharbeiten zum neuen „Krause“-Film (es sollte sein letzter werden) und dass an seinem Geburtstag das Fernsehen die Filme mit ihm zeigt. So war er eben. Man sollte bloß nicht zu viel Theater um seine Person machen.

Dabei kam Horst Krause vom Theater. Er wurde 1941 im westpreußischen Bönhof (heute Polen) geboren, war von fünf Kindern das Jüngste in der Familie. 1947 wird die Familie von dort vertrieben, findet in Ludwigsfelde eine neue Heimat. Nach der Schule wird Krause Dreher, entdeckt aber auch seine Liebe zum Theater.
Die Theater-Liebe führt ihn nach Berlin. Dort studiert er von 1964 bis 1967 an der Staatlichen Schauspielschule in Schöneweide, in der sich Jahre zuvor die unvergessliche Helga Hahnemann (1937 – 1991) ausbilden ließ. Danach geht Krause an das Landestheater Parchim, dem Schauspielhaus Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) und an das Staatsschauspiel Dresden, dessen Ensemblemitglied er von 1984 bis 1994 bleibt. In der DDR hatte Horst Krause nur kleine Rollen im Fernsehen. Im „Polizeiruf 110“ oder „Der Staatsanwalt hat das Wort“ war er zu sehen. Um ein TV-Star zu werden, musste Horst Krause nach der Wende den Weg übers Kino gehen.
Das war 1993. Krause fiel Regisseur Detlev Buck auf, der ihn sofort für seinen Film-Komödie „Wir können auch anders ...“ engagierte. Mit Erfolg: Horst Krause erhielt den Deutschen Filmpreis als bester Darsteller. Zehn Jahre später wurde er beim Stockholm International Film Festival für seine Hauptrolle in der Tragikomödie „Schultze gets the Blues“ als bester Schauspieler ausgezeichnet.
TV-Star Horst Krause: Comeback für Polizisten-Rolle geplant
Seine Paraderolle als Hauptwachtmeister Horst Krause verdankt er Drehbuchautor und Regisseur Bernd Böhlich (68), der den Schauspieler für seine Brandenburger „Polizeiruf 110“-Filme engagierte. Von 1998 bis 2015 entstanden mit ihm 25 Krimifilme dieser Reihe für den RBB. Böhlich war es, der dafür sorgte, dass Horst Krause Horst Krause spielte: „Warum soll der Dorfpolizist ‚Schulz‘ heißen, wenn er aussieht wie ‚Krause‘? Bei mir heißt er Krause.“ Und nach der Pensionierung des Film-Polizisten ging es dann mit einer eigenen „Horst Krause“-Reihe weiter, die ebenfalls Böhlich schrieb und dabei auch Regie führte.
Horst Krause, der mit einem uralten „Ural“-Motorrad mit Beiwagen aus der einstigen Sowjetunion über die Dörfer der Mark fuhr, der in den Filmen zeigte, was den dortigen Menschen auf der Seele brennt: Das wurde auch im Film „Krauses Zukunft“ (2021) deutlich. Da spielte Krause mit Herbert Köfer. Die DDR-Schauspieler-Legende, die in jenem Jahr 100 Jahre alt wurde und nach der Erstausstrahlung des Filmes starb, stellte einen alten Brandenburger dar, der sich vom nahenden Kohletagebau nicht aus seiner Heimat vertreiben lassen wollte.

„Horst und Herbert hatten zuvor nie miteinander auf der Bühne gespielt oder einen Film gedreht, aber beide Männer verstanden sich beim Dreh auf Anhieb“, so Witwe Heike Köfer. „Nach Herberts Tod habe ich oft mit Hotte telefoniert. Wie toll Horst Krause als Mensch war, zeigte er auch in seiner Rolle als Dorfpolizist. Diese musste man für ihn nicht erfinden.“
Vor drei Jahren war allerdings Schluss mit dem legendären TV-Dorfpolizisten. Aber Horst Krause sollte ihn noch einmal spielen – ein allerletztes Mal. „Nicht im Fernsehen, sondern auf der großen Kino-Leinwand“, sagt Fernseh- und Filmproduzentin Eva-Marie Martens dem KURIER. Doch es war unter anderem die Gesundheit des Schauspielers, weshalb das Projekt nicht sofort in die Tat umgesetzt werden konnte. Nach KURIER-Informationen sei der Schauspieler schon krank gewesen und sollte in diesem Jahr an der Hüfte operiert worden sein.