Der Schock in Deutschlands Krimi-Szene sitzt tief: Am Montag wurde bekannt, dass der beliebte Schauspieler Horst Krause im Alter von 83 Jahren in einem Pflegeheim gestorben ist. Er stand für viele Filme und Serien vor der Kamera, in der DDR und nach der Wende. Besonders viele Fans hatte Krause nach der Wende durch den „Polizeiruf 110“, mit der seine Figur Horst Krause so beliebt wurde, dass sie mit „Polizeihauptmeister Krause“ einen eigenen Ableger bekam. Was viele nicht wissen: Der „Polizeiruf 110“, der schon zu DDR-Zeiten ein Hit war, entstand, weil Erich Honecker über das Fernsehen der DDR meckerte!
„Polizeiruf 110“ entstand, weil Honecker über das langweilige Fernsehen schimpfte
Es gibt nicht viele Sendungen aus der DDR, die die Abwicklung des DDR-Fernsehens überlebten und die es heute noch gibt – doch der „Polizeiruf 110“ gehört dazu, erfreut sich noch immer riesiger Beliebtheit. Schon im Jahr 1971 flimmerte die Krimi-Reihe zum ersten Mal über die Mattscheibe, sollte das ostdeutsche Gegenstück zum „Tatort“ aus dem Westen sein. Der Erfolg – „Polizeiruf 110“ war schon vor der Wende ein echter Publikums-Hit – und das riss nach der Wende nicht ab: Heute ist die von verschiedenen Sendern (u.a. RBB, MDR und NDR) produzierte Reihe Kult.
Viele schalten ein, wenn der „Polizeiruf 110“ läuft. Aber: Wussten Sie schon, dass dieser große TV-Erfolg eigentlich ausgerechnet Erich Honecker zu verdanken ist? Kein Witz: Das DDR-Oberhaupt selbst meckerte die Krimiserie sozusagen herbei. Der Grund: Honecker beklagte sich kurz vor der Entstehung von „Polizeiruf 110“ über das Programm des DDR-Fernsehens. Auf dem VIII. Parteitag der SED im Jahr 1971 äußerte der Staatschef, beim Fernsehen verspüre er eine „gewisse Langeweile“. Er wollte mehr Unterhaltung sehen.

Das hatte sicher auch den Hintergrund, dass viele DDR-Bürger lieber West-Fernsehen guckten, weil sie im DDR-Programm genauso wenig fündig wurden wie Erich Honecker. Denn ARD und ZDF konnten die DDR-Bürger fast überall empfangen. Und somit auch den „Tatort“, dessen erste Folge „Taxi nach Leipzig“ im Jahr 1970 ausgestrahlt wurde. So entstand die Idee, auch in der DDR einen Krimi zu etablieren, damit die DDR-Bürger nicht mehr „Westen gucken“ mussten. Der „Polizeiruf 110“ wurde geboren.
Mit der ersten Folge „Polizeiruf 110“ begann in der DDR eine große Erfolgsgeschichte
Es wurde der Anfang einer großen Erfolgsgeschichte: Über 400 Folgen der Krimireihe sind bisher entstanden. Schon in der DDR war die Serie ein massiver Erfolg, was vermutlich auch daran lag, dass hier offen über Verbrechen gesprochen wurde. Denn die durfte es im Sozialismus eigentlich nicht geben. Hier wurden solche Themen auf die Mattscheibe gebracht – allerdings wollte man den Zuschauern trotzdem das Gefühl geben, dass sie in einem stabilen Staat lebten, in der DDR nicht um Leib und Leben fürchten mussten.

Drehbücher für den „Polizeiruf 110“ mussten in der DDR durch die Zensur
Die Drehbücher mussten deshalb durch die Zensur. Und die achtete auf die Einhaltung verschiedener Regeln: Volkspolizisten durften nicht unvorteilhaft dargestellt werden – und Begrüßungen wie „Hey, Boss“ wurden korrigiert. Und auch gesellschaftliche Probleme fanden hier ihren Niederschlag – etwa die Tatsache, dass in der DDR sehr viel Alkohol konsumiert wurde. Übrigens: Bis heute gelten mehrere Folgen der beliebten Krimireihe als verschollen, beispielweise die Episoden 2 und 3. Von Episode 2 – „Die Schrottwaage“ – gibt es nur einzelne Teile mit 15 Minuten Länge. „Die Maske“ (Episode 3) fehlt komplett. Und von Folge 33 („Der Spezialist“) ist im Laufe der Jahre der Ton verloren gegangen.
Der jetzt verstorbene Horst Krause war 17 Jahre lang in 25 Episoden von „Polizeiruf 110“ zu sehen, allerdings erst nach der Wende. Er spielte den Ermittler im Brandenburger „Polizeiruf 110“, dessen Markenzeichen die knappe Uniform, der kleine Helm und sein altes Motorrad mit Beiwagen waren. Parallel entstanden eigenständige Fernsehfilme, die ihm auf den Leib geschrieben waren. Der RBB würdigte Krause als „Schauspieler, der über Jahrzehnte unvergessene Akzente in unserem Programm gesetzt und das Bild des RBB für Brandenburg mitgeprägt hat“. Horst Krause starb am Freitag im Alter von 83 Jahren in einem Seniorenheim im brandenburgischen Teltow.
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