Einblicke in den Knochenjob

Kellnerin packt aus: Wie viel verdient man auf dem Oktoberfest?

Am Wochenende begann das große Volksfest in Bayern. Wie läuft der Job in den Zelten wirklich? Eine Bedienung redet im Interview Klartext.

Author - Florian Thalmann
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Kellnerin auf dem Oktoberfest – ein Knochenjob! Wie schlimm ist es wirklich und wie viel Geld verdient man? Eine Bedienung vom Volksfest verrät es.
Kellnerin auf dem Oktoberfest – ein Knochenjob! Wie schlimm ist es wirklich und wie viel Geld verdient man? Eine Bedienung vom Volksfest verrät es.Frank Leonhardt/dpa (Symbolbild)

Die einen können es kaum erwarten, sich beim Oktoberfest Maß um Maß Bier in den Rachen zu schütten – die anderen beäugen misstrauisch das Spektakel, das in München am Wochenende seinen Anfang nahm. Tracht, Blasmusik und exzessiver Alkoholkonsum kommen nicht bei allen gut an. Aber: Wie schlimm ist das Oktoberfest wirklich? In einem Interview packt eine Kellnerin, die jedes Jahr auf dem XXL-Volksfest arbeitet, aus. Und verrät, warum ein Teil des Geldes, das sie mit ihrer Arbeit verdient, Schmerzensgeld ist.

Bedienung auf dem Oktoberfest verdient bis zu 15.000 Euro in zwei Wochen

Wie viel Geld kann man als Bedienung auf dem Oktoberfest verdienen? Das ist eine Frage, die sich viele stellen, wenn das größte Volksfest der Welt beginnt – denn Preise von 15,40 Euro für ein Maß Bier legen die Vermutung nah, dass das Geld bei vielen Festzelt-Besuchern locker sitzt. „Je nach Zelt kann man in 16 Tagen 5000 bis 15.000 Euro verdienen“, verrät Theresa, 31 Jahre alt, die eigentlich als Finanzbuchhalterin arbeitet, in einem Interview mit der Berliner Zeitung (erscheint, wie der KURIER, im Berliner Verlag). Leicht verdientes Geld? Auf keinen Fall.

Denn die Arbeit auf dem Oktoberfest ist ein Knochenjob. „Wir sagen immer, dass ein Teil des Geldes Schmerzensgeld ist“, erzählt die junge Frau. „Es kann passieren, dass du dreimal am Tag Kotze wegmachst und dann noch in eine Schlägerei gerätst.“ Sie selbst sei schon oft in solche Situationen geraten, habe viele aber auch gut lösen können. Ihre Taktik: „Ich frag’, was das Problem ist, und sage, dass man sich doch eben noch verstanden hat. Manchmal hilft es, Leute umzusetzen. Wenn es eskaliert, rufe ich immer die Security.“

Auf dem Oktoberfest wird reichlich Bier getrunken. Eine Maß kostet in diesem Jahr 15,40 Euro.
Auf dem Oktoberfest wird reichlich Bier getrunken. Eine Maß kostet in diesem Jahr 15,40 Euro.Ralph Peters/imago

Auch ohne anstrengende Gäste ist die Arbeit aber beschwerlich. Jeder kennt die Bilder der Volksfest-Kellner und -Kellnerinnen, die etliche Bierkrüge gleichzeitig stemmen. Sie selbst schaffe 16 Stück, verrät Theresa. Am Anfang habe sie es noch gemocht, wenn Gäste deshalb mit ihr Fotos machen wollten. „Wenn ich gestresst bin, wenig Schlaf hatte oder es auf das Ende der Wiesn zugeht, denke ich heute oft: Ja, geh halt trotzdem auf die Seite. Ich trage hier fast 50 Kilo!“

Theresa (31): Auf dem Oktoberfest läuft sie bis zu 50.000 Schritte pro Tag

Das Gewicht ist das eine, die Wegstrecke das andere: Zwischen 30.000 und 50.000 Schritte laufe sie während einer Zehn-Stunden-Schicht. Sechs bis sieben Maßkrüge habe sie immer dabei – pro Hand! „Früher taten mir am Abend die Füße weh und ich hatte Muskelkater vom Schleppen. Seit ich Triathlon mache, ist es besser.“ Eines der Geheimnisse der 31-Jährigen: „Meine Wettkämpfe plane ich um die Volksfeste herum. Die körperliche Kraft, das Laufen und Durchhalten – es ergänzt sich gut.“

Trotz der Tatsache, dass der Job anstrengend ist, liebt die 31-Jährige die Arbeit auf dem Oktoberfest. Sie ist eigentlich Bilanzbuchhalterin, nimmt für das Volksfest aber jedes Jahr zwei Wochen frei, sagt sie. Schon mit 16 war sie in der Gastronomie, arbeitete in einem Biergarten. „Für mich war das damals schon mehr Spaß als Arbeit. Man ratscht mit Gästen – und ich hatte immer was in der Tasche.“ Sie trainierte das Laufen mit den Bierkrügen – und entwickelte den Traum, auf dem Oktoberfest zu arbeiten. „Für mich ist es wie nach Hause kommen, wenn ich das Zelt betrete. Es haben sich viele Freundschaften entwickelt“, sagt sie. „Da wird vom Brötchen bis zum Schmerzpflaster alles geteilt. Manche Leute sehe ich nur auf dem Oktoberfest. Das macht für mich die Wiesn aus.“