Ein Prosit der Gemütlichkeit!

Irres Oktoberfest: Was verdient ein Wirt, wenn alle einen Schluck trinken?

Das Oktoberfest ist eröffnet, viel Bier fließt seit Samstag durch die durstigen Kehlen der Besucher. Wir haben nachgerechnet, was das kostet ...

Author - Florian Thalmann
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Wenn alle trinken, klingelt es beim Wirt in der Kasse: „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ gehört auch deshalb zu den am meisten gespielten Liedern auf dem Oktoberfest.
Wenn alle trinken, klingelt es beim Wirt in der Kasse: „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ gehört auch deshalb zu den am meisten gespielten Liedern auf dem Oktoberfest.Felix Hörhager/dpa

Das Oktoberfest ist eröffnet. Oder – wie man im Süden Deutschlands eher sagen würde – O’zapft is! Viele Menschen im Norden beäugen gerade kritisch den Wahnsinn, der sich in München abspielt. Das größte Volksfest hat begonnen … und mit ihm der Run auf das Bier. Das spült auch in diesem Jahr ordentlich Geld in die Kassen der Wirte – 15,40 Euro kostet eine Maß in dieser Saison. Wie wäre es mit einer kleinen Mathe-Aufgabe? Wir haben ausgerechnet, was ein Wirt auf dem Oktoberfest eigentlich verdient, wenn im Festzelt alle einen Schluck trinken.

„Ein Prosit der Gemütlichkeit“: So viel kostet es, wenn auf dem Oktoberfest alle trinken

Denn das ist gängige Praxis: Die Tradition des Zuprostens gehört auf dem Oktoberfest dazu. Wann das gemacht wird, bestimmt die Kapelle: Wird „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ gespielt, dann wird die Maß gehoben, ein Schluck Bier getrunken. Wie viel Geld fließt durch die Kehlen der Gäste, wenn einmal „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ gespielt wird? Ein Münchner Radiosender hat das schon vor Jahren ausgerechnet – doch mit dem Bierpreis steigt auch die unglaubliche Summe.

Die Maß Bier kostet in diesem Jahr 15,40 Euro. Sitzen in einem Festzelt also 2500 Gäste, dann bedeutet das: Hat jeder der Besucher eine Maß Bier vor sich, steht auf den Tischen Bier im Wert von 77.000 Euro. Und: 5000 Gäste sind eigentlich noch wenig. Die wirklich großen Festzelte bieten Platz für immerhin mehr als 6000 Menschen – und das ist nur der Innenbereich. Und was passiert nun, wenn „Ein Prosit“ gespielt wird?

Zahlreiche Besucher sitzen am ersten Tag des Oktoberfestes im Hacker-Pschorr Festzelt. Hier passen Tausende Menschen hinein - und wenn alle gleichzeitig trinken, freut sich der Wirt.
Zahlreiche Besucher sitzen am ersten Tag des Oktoberfestes im Hacker-Pschorr Festzelt. Hier passen Tausende Menschen hinein - und wenn alle gleichzeitig trinken, freut sich der Wirt.Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Dann nimmt jeder einen Schluck, den man mit 50 Milliliter veranschlagen kann. Bei einem Bierpreis von 15,40 Euro pro Liter ist jeder Milliliter Bier 1,54 Cent wert. Wird ein Schluck genommen, kostet das also 77 Cent. Rechnen wir das nun hoch auf die Anzahl der Menschen im Festzelt – bei einer Besetzung mit 5000 Gästen fließen bei einem einzigen Schluck 3850 Euro durch die durstigen Kehlen. Im Hacker-Festzelt, das zu den größten auf dem Oktoberfest gehört, wären es sogar mehr als 7000 Euro, denn hier ist Platz für mehr als 9000 Gäste.

In Sekunden verdient ein Wirt auf dem Oktoberfest knapp 4000 Euro

Der Wirt auf dem Oktoberfest verdient also in wenigen Sekunden satte 3850 Euro in einem Festzelt mit 5000 Menschen. Irre, oder? Ganz fair ist die Rechnung zugegeben nicht. Denn: Produkte, Miete, Personalkosten, Versicherungen und andere Ausgaben schlagen schwer zu Buche. Rechnerisch kann man den Fakt, dass in Sekunden Tausende Euro durch die Kehlen der Besucher flutschen, aber nicht abstreiten. Und diese Rechnung gilt nur für ein einziges der unzähligen Zelte auf dem Oktoberfest …

Es ist kein Wunder, dass das Lied „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ zu den am häufigsten gespielten auf dem Oktoberfest gehört. Was viele Oktoberfest-Fans nicht wissen: Das Lied, das so herrlich bayerisch daherkommt, hat seine Wurzeln gar nicht in dem Bundesland. Komponiert wurde es vom Buchhalter Bernhard Dietrich (1840 – 1902), der im sächsischen Chemnitz lebte. Es ist das einzige Werk des Mannes, das Bekanntheit erlangte. Und das ausgerechnet auf dem größten Volksfest Deutschlands ordentlich Geld in die Kassen der Wirte spült.