Kabelwerk im Gespräch

Tesla-Zentrum: Elon Musk soll Nachbar vom Horrorhaus in Köpenick werden!

Unweit des Hauses, in dem Schafe geschlachtet und Nachbarn bedroht wurden, befindet sich das Kabelwerk Köpenick. In diesem Umfeld soll Tesla bauen, heißt es.

Author - Norbert Koch-Klaucke
Teilen
Tesla-Boss Elon Musk grüßt schon: Will er wirklich in der Nähe des Horrorhauses von Köpenick, in dem Schafe geschlachtet wurden, sein neues Entwicklungszentrum bauen?
Tesla-Boss Elon Musk grüßt schon: Will er wirklich in der Nähe des Horrorhauses von Köpenick, in dem Schafe geschlachtet wurden, sein neues Entwicklungszentrum bauen?Axel Billig/Pressefoto Wagner, Sebastian Gollnow/dpa; Montage: Saba/KURIER

Da hat er sich nicht gerade die feinste Adresse ausgesucht. US-Elektroautobauer Elon Musk (54) will offenbar ein Tesla-Entwicklungszentrum im Umfeld eines alten Berliner Kabelwerkes bauen – nach Informationen des KURIER und anderer Medien. Wenn das stimmt, zieht Musk in die Straße, in der sich auch das Horrorhaus von Köpenick befindet, das bundesweit für Schlagzeilen sorgte.

In der Friedrichshagener Straße gab es in diesem Jahr eigentlich schon genug Aufregung. Zunächst ging es um das sogenannte Horrorhaus von Köpenick. In einer zu Wohnungen umgebauten Ladenzeile waren vom Sozialamt Treptow-Köpenick 68 Obdachlose und Flüchtlinge untergebracht. Vor allem wohnungslose Rumänen sorgten für Ärger bei den alteingesessenen Hausbewohnern. Der Höhepunkt: Als Rumänen zwei Schafe in ihrer Wohnung töteten und ein drittes Tier schlachten wollten, musste die Polizei anrücken.

Nun sorgt eine andere Nachricht für Unruhe im Kiez. Nachdem bekannt wurde, dass Tesla-Boss Elon Musk neben seiner umstrittenen Giga-Autofabrik in Grünheide jetzt ein Entwicklungszentrum auf einem verlassenen Fabrikgelände in Köpenick bauen will, kam sofort die Friedrichshagener Straße ins Gespräch.

Das alte Kabelwerk Köpenick an der Friedrichshagener Straße: Im Umfeld soll offenbar Tesla sein Entwicklungszentrum bauen.
Das alte Kabelwerk Köpenick an der Friedrichshagener Straße: Im Umfeld soll offenbar Tesla sein Entwicklungszentrum bauen.Norbert Koch-Klaucke/Berliner KURIER

Denn hier befindet sich das einstige Kabelwerk Köpenick. Insider berichten einigen Medien wie dem KURIER, dass es sich bei der „verlassenen Fabrik“, die Tesla künftig nutzen will, um eine Fläche im Umfeld der Kabelwerk-Brache handeln soll. Den riesigen Backsteinbau hatte 1939 Siemens eröffnet. In der DDR ging die Kabelproduktion unter staatlicher Kontrolle weiter. Nach der Wende kam der Absturz. Die Fabrik machte dicht. In den gegenüberliegenden neuen Hallen des Draka-Werkes ging die Produktion im kleinen Rahmen weiter. 2023 waren dort nur noch 70 Arbeiter, als dann dieses Werk für immer geschlossen wurde.

Bezirksbürgermeister von Köpenick will keine Wohnungen für Tesla opfern

Der KURIER geht auf Spurensuche, schaut sich am Kabelwerk-Areal um. Auf der 66.000 Quadratmeter großen Brache rollen bereits die Bagger, um die mit Graffiti beschmierten Werksgebäude abzureißen. 920 Wohnungen sollen dort gebaut werden, aber auch Dienstleistungsbetriebe. Einer davon könnte also das von Tesla geplante Entwicklungszentrum sein, in dem um die 250 Fachleute und Ingenieure an der Entwicklung neuer E-Autos und auch Batterien arbeiten sollen.

Oliver Igel (SPD), Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick
Oliver Igel (SPD), Bezirksbürgermeister von Treptow-KöpenickFunke Foto Services/imago

Der KURIER spricht Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) auf den Kabelwerk-Standort an, über den der Tagesspiegel zuerst berichtete. Der Politiker macht klar: Man habe über das Projekt, an dem Senat und Bezirk beteiligt waren, Stillschweigen gegenüber Tesla vereinbart. Igel zum KURIER: „Ich kann so viel sagen: Es wird kein geplanter Wohnungsbau zugunsten einer Gewerbenutzung von Tesla umgeplant.“

Anwohner haben Angst vor Protesten im Kiez, wenn Tesla in Köpenick baut

Was aber auffällt: Igel dementiert den Standort nicht wirklich. Muss er auch nicht. Denn die Fläche, auf der Tesla das Zentrum bauen will, soll gegenüber dem alten Kabelwerk liegen – ein verlassenes Gewerbegelände zwischen einem Baumarkt und einem großen Supermarkt, auf dem noch Hallen stehen. Das berichten zwei Insider dem KURIER. Es sind die Hallen des Draka-Werkes, in dem die Kabelproduktion noch bis 2023 lief. Ob Tesla sie nutzen wird – auch das wird nicht offiziell bestätigt.

Simone Richter (59) arbeitet in dem Kiez an der Friedrichshagener Straße, ist über Tesla in Köpenick nicht erfreut.
Simone Richter (59) arbeitet in dem Kiez an der Friedrichshagener Straße, ist über Tesla in Köpenick nicht erfreut.Norbert Koch-Klaucke/Berliner KURIER

Trotz der Geheimnistuerei hat sich die Tesla-Geschichte bei den Anwohnern der Friedrichshagener Straße herumgesprochen. Elon Musk als möglichen neuen Nachbarn zu haben – nicht alle finden das gut. „Tesla ist sehr umstritten. Ob die Ansiedlung dem Ort guttut, ist fraglich. Dabei könnte die Straße durchaus Veränderungen vertragen“, sagt Anwohner Karen Asmarin (36) und schaut dabei auf die Kabelwerk-Brache.

Eine leere Fabrikhalle gegenüber dem alten Kabelwerk an der Friedrichshagener Straße: Auch hier wurden Kabel produziert. Entsteht hier das Tesla-Entwicklungszentrum in Köpenick?
Eine leere Fabrikhalle gegenüber dem alten Kabelwerk an der Friedrichshagener Straße: Auch hier wurden Kabel produziert. Entsteht hier das Tesla-Entwicklungszentrum in Köpenick?Katrin Bischoff/Berliner KURIER

Statt für den E-Autohersteller einen Neubau zu errichten, „sollte der Bezirk lieber für mehr Grünflächen auf den Brachen hier sorgen“, sagt die Pflegerin Simone Richter (59). „Tesla hat sich schon genug im Wald von Grünheide breitgemacht.“ Und bei den Anwohnern geht die Angst um, dass nun auch die Tesla-Gegner nach Köpenick kommen. „Ich bin Polizist und habe das Protestcamp damals in Grünheide miterlebt“, sagt Anwohner Axel B. (28). „Das kann natürlich auch hier vor Baubeginn des Tesla-Zentrums passieren. Das erklärt die Geheimnistuerei um den genauen Standort.“