In einem halben Jahr werden in ganz Deutschland wieder die Raketen in den Himmel steigen, wenn wir in ein neues Jahr rutschen. Aber: Steigen sie wirklich, die bunten Feuerwerkskörper? Immer wieder wird über ein Böllerverbot diskutiert, machen sich Gegner dafür stark, dass Silvesterfeuerwerk verboten wird. Nun wagt ein Minister einen neuen Vorstoß: Ulrich Mäurer (SPD) will den Pyro-Wahnsinn nicht mehr akzeptieren, fordert deshalb heftige Einschränkungen bei der Böllerei zum Jahreswechsel.
Mäurer ist Innensenator von Bremen, forderte in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung jetzt ein Verbot des Silvesterfeuerwerks. „Nach den schlimmen Ereignissen der letzten Silvesternacht habe ich das Thema Feuerwerk auf die Agenda gesetzt“, sagte er dem Blatt. „Meine Position ist klar: Ich würde privates Silvesterfeuerwerk am liebsten verbieten.“ Ab Mittwochabend soll das Thema bei der Innenministerkonferenz, die momentan in Bremerhaven steigt, auf den Tisch kommen.
Böllerverbot schon wieder im Gespräch: Gibt es bald kein Feuerwerk mehr?
Seine Idee: Mäurer möchte, dass die Grundlage dafür geschaffen wird, dass Kommunen selbst über die Böllerei entscheiden können. „Dort, wo Feuerwerk Probleme macht, könnte es untersagt werden. Dort, wo es gut funktioniert, bliebe alles beim Alten.“ Bisher sind die Regeln das Feuerwerk im bundesweit geltenden Sprengstoffgesetz geregelt. Wenn Kommunen Einschränkungen vornehmen wollen, ist das an Hürden geknüpft.
Genau deshalb dürfte Mäurer mit seinem Vorschlag bei vielen Menschen offene Türen einrennen. Bei der Innenministerkonferenz will sich auch ein Bündnis aus rund 40 Organisationen für das Böllerverbot einsetzen – dazu gehören unter anderem die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die Bundesärztekammer, PETA Deutschland und der Landesseniorenbeirat Berlin. „Wer die jährlichen fatalen Folgen von privatem Feuerwerk ignoriert, handelt fahrlässig und trägt Mitverantwortung für tausende Verletzungen, Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte, Todesfälle, Feinstaub und Brände“, sagt etwa Jürgen Resch, der Vorsitzende der Deutschen Umwelthilfe.

Über Feuerwerksverbote wird seit Jahren immer wieder diskutiert. Mehr als zwei Millionen Menschen haben etwa eine Online-Petition der Polizeigewerkschaft Berlin unterzeichnet. Hintergrund ist hier die massiven Angriffe auf Rettungskräfte, die es in den vergangenen Jahren zum Jahreswechsel gab. „An alle, die jetzt Scheindebatten führen: Wir brauchen eine Lösung, die zeitnah greift, damit wir im nächsten Jahr nicht wieder über zig Verletzte reden. Dazu zählt das Böllerverbot!“ Dass Heldinnen und Helden beschossen werden, müsse ein Ende haben.
Polizeigewerkschaft und Umwelthilfe wollen, dass Feuerwerk verboten wird
Auch die Deutsche Umwelthilfe macht sich immer wieder für ein Böllerverbot stark. Das private Silvesterfeuerwerk sei in der heutigen Zeit ein falscher Start in das neue Jahr, heißt es in einem offenen Brief an Bundesinnenminister Alexander Dobrindt, für den man online ebenfalls unterschreiben kann, „Die Unmengen an Böllern und Raketen sind nicht nur gefährlich und gesundheitsschädlich, sie verschmutzen auch unsere Umwelt.“ Gefordert wird, dass die erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz überarbeitet wird – und damit der Verkauf und die Nutzung von Feuerwerk rund um Silvester verboten werden.

Ihre Meinung ist gefragt: Soll Silvesterfeuerwerk verboten werden?
Kritik kommt unter anderem vom Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk. In einer Petition heißt es: „Der Stand der Wissenschaft belegt, dass der ökologische Fußabdruck von Feuerwerk verschwindend klein ist. Anders als oft behauptet, ist auch die Unfallgefahr, die von legalem und geprüftem Feuerwerk ausgeht, äußerst gering.“ Die Experten wollen damit die Hauptargumente gegen die Böllerei entkräften. „Wir fordern die Verantwortlichen in der Politik dazu auf, das Kulturgut Feuerwerk zu schützen und zu fördern“, heißt es. Im Gegensatz zur Petition der Polizei haben hier aber nur etwas mehr als 21.000 Menschen unterschrieben.
Was denken Sie über Feuerwerksverbote? Muss der Verkauf von Böllern und Raketen untersagt werden – oder geht damit eine schöne Tradition verloren? Schicken Sie uns Ihre Meinung per Mail an wirvonhier@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!