Etwas mehr als drei Monate ist es her, dass Berlin in das neue Jahr 2025 rutschte – und auch beim vergangenen Jahreswechsel hatten die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr alle Hände voll zu tun. Es gab Verletzte, Brände, in Schöneberg sprengten Chaoten mit einer XXL-Kugelbombe die Scheiben aus einem kompletten Straßenzug. Immer wieder werden Rufe nach einem Böllerverbot laut – doch während sich die einen nicht mehr auf die Straße trauen, verteidigen die anderen das Silvesterfeuerwerk bis aufs Blut. Eine Umfrage der Gewerkschaft der Polizei soll nun Klarheit bringen. Kommt das Böllerverbot etwa doch?
Gewerkschaft der Polizei arbeitet am Böllerverbot: Umfrage soll Erkenntnisse bringen
Wie denken die Menschen in Berlin und Deutschland über das Böllerverbot? Die Meinungen dazu, ob Feuerwerk verboten werden sollte, gehen weit auseinander – das hat man offenbar auch bei der Gewerkschaft der Polizei gemerkt. Auf Facebook veröffentlichte die GdP Berlin deshalb erst vor ein paar Tagen eine Umfrage, die unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten erstellt wurde. Hier soll ergründet werden, wie die Menschen zu einem Böllerverbot stehen.
„In allen repräsentativen Umfragen sprechen sich über die Hälfte der Teilnehmenden für ein generelles Böllerverbot in Deutschland aus“, heißt es zu der Umfrage. „Dennoch sieht unsere Bundespolitik hier keinen Handlungsbedarf und betont immer wieder, dass 99 Prozent der Menschen friedlich feiern und man sie nicht kollektiv für einige wenige bestrafen kann.“ Der Eindruck der Gewerkschaft der Polizei sei allerdings ein anderer: Viele Menschen würden sich zum Jahreswechsel beispielsweise gar nicht mehr vor die Tür trauen.

Man wolle dem Phänomen nun wissenschaftlich auf den Grund gehen. Es dürfte klar sein, dass damit auch das Nachdenken über ein Böllerverbot vorangetrieben werden soll. Man wolle „nach den Gründen sowie der Bereitschaft für alternative Methoden wie organisierte Feuerwerke fragen, um der Bundespolitik hier entsprechende Argumente aufzuzeigen“, heißt es. Schon in der Vergangenheit hatte sich die GdP für ein Böllerverbot stark gemacht, erst Anfang Januar wurde beispielsweise eine Petition mit mehr als 1,9 Millionen Unterschriften von GdP und Deutscher Umwelthilfe an das Innenministerium übergeben.
Umfrage zum Böllerverbot: Hilft das Ergebnis der Politik auf die Sprünge?
„Wir haben diese Petition als Berliner GdP ins Leben gerufen, um unsere Kolleginnen und Kollegen vor Gewalt durch Pyrotechnik zu schützen und freuen uns über die große Unterstützung“, sagte der Berliner GdP-Vorsitzende Stephan Weh zur Übergabe. Jedes Jahr Anfang Januar werde viel geredet, viel versprochen, aber „nichts gegen den Wahnsinn getan“, sagt Weh. „Wenn fast zwei Millionen Menschen für eine Gesetzesveränderung unterschreibt, kann auch verantwortliche Politik das nicht mehr einfach wegatmen und zur Tagesordnung übergehen. Deutschland ist bereit für ein Pyrotechnikverbot für den Privatgebrauch und ausschließlich organisierte Veranstaltungen mit organisiertem Feuerwerk durch Profis wie in Sydney, London oder anderen Orten.“
Teilnehmer der Umfrage zum Böllerverbot werden nun unter anderem nach ihrem Geschlecht, ihrem Alter und ihrem Wohnort gefragt, sollen angeben, ob sie minderjährige Kinder oder Haustiere haben. Anschließend wird gefragt, ob sich der Teilnehmer oder die Teilnehmerin in der Silvesternacht auf die Straße traut. Außerdem muss jeder angeben, ob er selbst Feuerwerk abbrennt oder nicht, ob er sich für ein Verkaufsverbot aussprechen würde, ob er organisiere Feuerwerke besuchen würde und ob er glaubt, dass sich die Feierlichkeiten in der Silvesternacht und der Umgang mit Feuerwerk in den vergangenen Jahren verändert haben. Man darf gespannt sein, welche Ergebnisse die Befragung mit sich bringen wird.

Wie zu erwarten gibt es auch Kritik: Auf Facebook wird die Befragung auch von Feuerwerks-Fans besprochen und kritisiert. Hier wird der Gewerkschaft der Polizei unter anderem vorgeworfen, die Teilnehmer würden durch entsprechende Fragestellungen förmlich dazu gedrängt, gegen Feuerwerk zu sein. Außerdem solle man lieber danach fragen, ob bei Böller-Chaoten härter durchgegriffen werden müssen. Und ein Nutzer stellt klar, dass die Straftäter, die in der Silvesternacht für Chaos sorgen, nach einem Verbot die Einsatzkräfte dann statt mit normalem Silvesterfeuerwerk eben mit anderen Pyroprodukten beschießen. „Das Klientel kennt man zu 100 Prozent“, heißt es in dem Kommentar.
Debatte im Netz: Das sagen Befürworter und Gegner der GdP-Umfrage
Doch es gibt auch Befürworter des Verbots. „Das hat nichts mehr mit einem festlichen oder gar traditionellen Abfeuern einiger schöner Raketen oder Knallerbsen zu tun, es geht nur noch um Dampf ablassen“, schreibt eine Frau auf der Facebook-Seite der Gewerkschaft der Polizei. „Was mit Menschen, Tier und Umwelt ist, darauf nehmen diese Individuen keine Rücksicht, also braucht es ein Gesetz!“ Und ein Mann stellt klar: „Ich bin auch für das Verbot. Wer mit Lärm die alten Geister des letzten Jahres vertreiben will, kann es so machen wie ich: Ich ziehe den Mülleimer vor das Haus und klappere mit dem Deckel. Damit will ich sagen: Es gibt auch ganz andere Möglichkeiten, Lärm zu machen.“