Er war ein Star, der eigentlich kein Star sein wollte. Frank Schöbel, der erfolgreichste Schlagersänger der DDR. Der in einem Plattenbau in Köpenick wohnte, sich an der Fleischtheke brav anstellte und wie alle anderen jahrelang auf einen Telefonanschluss wartete. Dabei hätten dem heute 82-Jährigen auch im Westen die Türen weit offen gestanden. „Wie ein Stern“ wurde 1971 in der BRD zum Hit in den Charts. Doch der Köpenicker Künstler blieb lieber in der DDR.
„Ihr sollt es wissen/von drei Sonntagabendküsssen/wurde mein stolzes Herz besiegt ...“ Vor 54 Jahren erschien das Lied, das Frank Schöbel auch im Westen zum Star machte. Ein pathetisch-schmalziger Text, bombastisch arrangiert. Erst die Gitarre, dann Synthesizer- und Flöten-Klänge und dazu ein Chor, der in den höchsten Tönen jubilierte.
„Wie ein Stern“ wurde 1971 auch in der BRD zum Hit
Viele lieben das Lied „Wie ein Stern“ bis heute. „Ja, so ist er, unser Frank, seine Lieder freundlich, träumerisch und ehrlich“, kommentiert ein Hörer auf Youtube den Evergreen. „Was für ein tolles Lied. Da werden Erinnerungen wach, Vater steht sonntags zum Kochen und kocht, dabei läuft das Kofferradio Stern 4“, schreibt eine andere Hörerin.
Wann genau das Lied veröffentlicht wurde, das weiß selbst Frank Schöbel nicht mehr so genau. „Wahrscheinlich im März 1971“, sagte der Sänger vor ein paar Jahren in einem dpa-Interview. „Beinahe hätte ich ‚Wie ein Stern‘ abgelehnt. Am Klavier fand ich den Titel ziemlich schnulzig, konnte aber nicht ahnen, was das spätere Arrangement daraus macht.“
„Wie ein Stern“ wurde nicht nur in der DDR zum Hit. Im ganzen Ostblock, auch in der Schweiz, in Österreich und der Bundesrepublik fanden Schöbel und das Lied seine Fans. In der legendären West-Berliner Radiosendung „Schlager der Woche“ mit Moderator Lord Knud landete „Wie ein Stern“ fünfmal auf Platz 1, Frank Schöbel trat im Westfernsehen auf – in „Musik aus Studio B“ (ARD) und der „Star Parade“ im ZDF. Die Single verkaufte sich in der Bundesrepublik über 150.000-mal und kletterte auf Platz 37 der Charts.
Frank Schöbel: „Es konnten doch nicht alle abhauen“
Frank Schöbel hätte im Westen bleiben können. Sein Bruder war schon 1953 abgehauen, seine Mutter siedelte als Rentnerin über. Doch der Sänger wollte nicht hinterher. Die DDR war ihm genug. Frank Schöbel erzählte in einem FAZ-Interview: „Ich bin in Leipzig geboren, ich sage immer: ‚Der Lothar aus Leipzig‘ – ich heiße ja mit zweitem Vornamen Lothar – hatte immer Angst, in dieser großen Welt sich zurechtzufinden.“ Schöbel empfand im Westen alles als so bunt und so laut und so hell. „Im Osten war ich zu Hause, wie ein Kind, das sich ’ne Bude baut und dann reingeht und sich wohlfühlt.“
Außerdem war da die Angst, alles aufzugeben, dass alles wegbricht, was er sich aufgebaut hatte. „Ich wollte meine Hörergemeinde, meine Fans in der DDR nicht verlassen. Das war, denke ich, klug und richtig so“, sagte er in dem Interview. „Ich verurteile niemanden, der gegangen ist. Nur konnten doch nicht alle abhauen.“

Frank Schöbel war klar: Der Westen wartret nicht auf einen wie ihn. „Dazu kam, dass ich in der DDR so viel machen konnte: Spielfilme, Regie führen, eigene Radiosendungen, den ‚Kessel Buntes‘ zweimal moderieren“, sagte der FAZ. „Ich weiß nicht, ob das so im Westen auch möglich gewesen wäre.“ ■