Kurt-Schwaen-Archiv

Weil Berlin gepennt hat: Archiv von DDR-Musik-Genie wandert nach Dresden ab

Berlin hat mal wieder eine große Chance vertan. Der Nachlass des DDR-Musik-Genies Kurt Schwaen verlässt die Hauptstadt.

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Kurt Schwaen war Komponist und galt als DDR-Musik-Genie.
Kurt Schwaen war Komponist und galt als DDR-Musik-Genie.Schwaen-Archiv

Ein kultureller Schatz zieht um – und Berlin schaut tatenlos zu. In Berlin-Mahlsdorf hütete Ina Iske-Schwaen jahrelang das wertvolle Erbe ihres verstorbenen Mannes, des berühmten DDR-Komponisten Kurt Schwaen (1909–2007). Doch nun hat sie entschieden: Ein bedeutender Teil des Nachlasses geht nach Sachsen. Während Berlin zögert, greift Dresden also beherzt zu und sichert sich das kulturelle Juwel dieses DDR-Musik-Genies.

Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) setzt um, was Berlin verschlafen hat, berichtet der Tagesspiegel (Bezahlschranke). Bereits in den 90er-Jahren gab es erste Gespräche mit Ina Iske-Schwaen über die Zukunft des Archivs. Jetzt wird die Zusammenarbeit konkret.

Tonbänder sind schon im November nach Dresden umgezogen, Filmaufnahmen sollen folgen. Das Archiv für zeitgenössische Kompositionen an der SLUB bietet optimale Bedingungen, um Kurt Schwaens musikalisches Erbe für die Nachwelt zu bewahren.

In Berlin hingegen Fehlanzeige: Weder das Stadtmuseum noch die Staatsbibliothek oder die Akademie der Künste haben das Archiv übernommen. Bezirksstadtrat Torsten Kühne (CDU) räumte bereits Anfang 2023 ein, dass es an Ressourcen fehle – sei es Platz, Personal oder Geld. Zwar bemühte man sich um Empfehlungen für Fördermittel, doch das war offenbar zu wenig und zu spät.

DDR-Musik-Genie starb in Berlin-Mahlsdorf

Jetzt hat Sachsen die Nase vorn. Dresden übernimmt nicht nur Dokumente, Tonträger und Filme, sondern auch die Verantwortung, das musikalische Erbe des DDR-Musik-Genies Kurt Schwaen lebendig zu halten. Während Berlin nun dasteht und sich fragen muss: Warum haben wir diese Chance verpasst?

DDR-Musik-Genie Kurt Schwaen (r.) 1999 im Berliner Salon der Künstlerin Gisela Kurkhaus-Müller.
DDR-Musik-Genie Kurt Schwaen (r.) 1999 im Berliner Salon der Künstlerin Gisela Kurkhaus-Müller.Rolf Zöllner/imago

Ein Stück Musikgeschichte verlässt die Hauptstadt – und das nicht leise, sondern mit einem traurigen Nachhall. Die Stadt von Techno, Toleranz, Talent und Technologie hat offenbar keinen Bock auf ihre eigene Geschichte, selbst wenn es sich um ein DDR-Musik-Genie wie Kurt Schwaen handelt.

Kurt Schwaen lebte zuletzt in Berlin-Mahlsdorf. Dort starb er in seinem Haus im Alter von 98 Jahren. Schwaen fand auf dem Friedhof Mahlsdorf seine letzte Ruhestätte.

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