Peinlicher Geheimbericht

So wird das Geld im Bezirksamt Kreuzberg verprasst und verjubelt

Unbegründete Gehaltserhöhungen, japanische Massagen. Der Steuerzahler muss für all das aufkommen. Konsequenzen bisher: keine!

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Clara Herrmann (Bündnis 90/Die Grünen) ist die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg.
Clara Herrmann (Bündnis 90/Die Grünen) ist die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg.Britta Pedersen/dpa

Im Berliner Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg scheint das Steuergeld nur so rausgeworfen zu werden. Ein geheimer Rechnungshof-Bericht, den die „B.Z.“ kennt, deckt haarsträubende Fälle auf. Es geht um ungerechtfertigte Gehaltszahlungen und absurde Sonderleistungen. Die Details dieses Finanzskandals, der fassungslos macht, lesen sich wie ein schlechter Witz – wären sie nicht so traurig.

Ungerechtfertigte Gehälter und fragwürdige Qualifikationen: Da wird einer Verwaltungsmitarbeiterin, laut dem Blatt, Entgeltgruppe 11 zugesprochen, also 5600 Euro brutto monatlich – ohne jegliche Bewertung ihres Aufgabenbereichs. Noch dreister: Fehlende Nachweise für Berufserfahrung wurden großzügig durchgewinkt, sogar Elternzeiten als „einschlägige Berufserfahrung“ anerkannt. Die Konsequenz? Ein überhöhtes Gehalt auf Kosten der Steuerzahler.

Ein weiteres Beispiel: Eine Mitarbeiterin soll ohne nachgewiesene Qualifikation eingestellt worden sein und erhielt Entgeltgruppe 9 mit bis zu 4600 Euro brutto. Ein notwendiger Studienabschluss? Laut „B.Z.“ Fehlanzeige. Dokumente? Keine.

Nachzahlungen ohne Rechtsgrundlage: Eine andere Mitarbeiterin erhielt rückwirkend eine Gehaltserhöhung – ohne nachvollziehbare Begründung. Statt erlaubter drei Jahre wurde die Nachzahlung über sieben Jahre berechnet, was 57.000 Euro ausmachte. Davon waren 18.000 Euro längst verjährt. Egal, das Geld floss trotzdem.

Das Rathaus Kreuzberg.
Das Rathaus Kreuzberg.Andreas Gora/imago

Luxus-Boni ohne Rechtfertigung: Ein Verwaltungsmitarbeiter erhielt neben seinem stolzen Grundgehalt gleich mehrere Leistungsprämien – 3490 Euro hier, 3553 Euro dort, und das ohne jegliche Begründung. Dazu gesellte sich noch eine Corona-Prämie von 500 Euro. Was genau hier geleistet wurde, bleibt nebulös.

Japan-Massage auf Kosten des Steuerzahlers?

Shiatsu-Massage „im dienstlichen Interesse“? Der Gipfel des Skandals: Ein technischer Mitarbeiter nahm eine Woche lang an einer Shiatsu-Massage-Fortbildung teil (eine in Japan entwickelte Form der Massage) – bezahlt vom Bezirksamt, so die „B.Z.“. Kein Bildungsurlaub, kein Erholungsurlaub, einfach so, „im dienstlichen Interesse“. Hier wird der Steuerzahler zum Narren gehalten.

Statt Klarheit und Transparenz gibt es vonseiten des Bezirksamts bisher ausweichende Erklärungen. Demografischer Wandel und Fachkräftemangel dienen als bequeme Ausreden für diesen Finanzskandal, so die „B.Z.“ Der Bericht ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Steuerzahler. Bleibt abzuwarten, ob hier endlich Konsequenzen folgen oder ob die nächste Shiatsu-Massage schon gebucht ist … ■