Anwohner völlig schutzlos

Lärm rund um die Uhr! Die Terror-Baustelle von Friedrichshain

Erst wurde das Ostkreuz saniert, dann kam der Kneipenboom, jetzt die Nachverdichtung. Die Baustellen haben es in sich. Laute Pumpen bringen viele um den Schlaf.

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Die Terrorbaustelle von Friedrichshain
Die Terrorbaustelle von FriedrichshainPrivat

Wenn Sie glauben, dass Nachverdichtung nur gute Seiten hat, dann fahren Sie mal nach Friedrichshain. In dem Berliner Stadtbezirk wird nicht nur nachverdichtet. Dort werden die Nerven der Anwohner aufs Äußerste strapaziert. Eine der übelsten Baustellen befindet sich zurzeit in der Sonntagstraße Ecke Holteistraße. Dort werden im Innenhof neue Wohnhäuser errichtet. Seit einem halben Jahr laufen dafür laut sirrende Pumpen, die Wasser aus dem Berliner Grund saugen – rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. An Schlaf ist für viele im Kiez nicht mehr zu denken.

Der Sonntagstraßen-Kiez am Ostkreuz kommt nicht zur Ruhe. Wer hier wohnt, ist seit 25 Jahren einem maß- und rücksichtslosen Lärm-Terror ausgeliefert. Völlig ungeschützt. Erst kam die Sanierung des Wohnquartiers, dann die Sanierung des Bahnhofs, der aufwendige Dachgeschossausbau, schließlich der Späti- und Kneipenboom.

Die Müllmänner von BSR und Co. poltern hier grundsätzlich schon um 6 Uhr morgens los. Und seit einigen Jahren nun ist Nachverdichtung das große Thema im Kiez. Zu all dem wird den Anwohnern demnächst vielleicht auch noch eine Straßenbahn vor die Tür gesetzt. Aber das ist noch unsicher, es gibt 1500 Einwendungen gegen das ungeliebte Tram-Projekt.

An der Ecke Sonntag- und Holteistraße gab es gleich ungute Gefühle, als der erste große Kran aufgestellt wurde. Dass Wohnungen gebaut werden müssen – in Ordnung. Dass Baustellen Lärm und Dreck machen – geschenkt. Viele vor Ort nahmen auch das mit einem Achselzucken hin. Als aber im August zwei rote Container aufgestellt wurden, gab es erste Beschwerden bei den zuständigen Stellen von Bezirk und Senat.

Pumpenlärm der Baustelle noch bis mindestens Ende Januar

In den Containern befinden sich Pumpen, die rund um die Uhr laufen, sogenannte Grundwasserabsenkungsanlagen. Der Ton dieser Pumpen ist an- und abschwellend, was das Sirren unerträglich macht. Der KURIER schaute sich vor Ort um. Und tatsächlich ist das lästige Geräusch noch Hunderte Meter von der Baustelle entfernt zu hören. Wehren können sich die Anwohner trotzdem nicht, erfuhr der KURIER auf Anfrage.

In diesem roten Container befindet sich die Grundwasserabsenkungsanlage. „Whisper“ heißt eigentlich flüstern, hier aber ist das „Flüstern“ einfach nur nervtötend.
In diesem roten Container befindet sich die Grundwasserabsenkungsanlage. „Whisper“ heißt eigentlich flüstern, hier aber ist das „Flüstern“ einfach nur nervtötend.Privat

„Die Genehmigung wurde für den Zeitraum 01.08.2024 bis 31.12.2024 für die Nachtzeit von 20 Uhr bis 07 Uhr erteilt“, gibt die zuständige Verwaltung Auskunft, die sich spürbar darum bemüht, die Störungen in Grenzen zu halten.

Und weiter: „Die Genehmigung eines durchgehenden Betriebs einer Grundwasserabsenkungsanlage, hier 2 x Vakuumanlage (Hüdig  whisper) und 2 × Schmutzwassertauchpumpe (grindex Major), ist aus technischen Gründen erforderlich, um das erreichte Absenkziel zu halten und eine Flutung der Baugrube zu verhindern. Die Inanspruchnahme der geschützten Nachtruhezeit ist daher unvermeidbar.“

Eigentlich sollte der Spuk aber längst vorbei sein. Nur gab es Verzögerungen, so die Verwaltung: Wegen eines Wasserschadens in der Baugrube „wurde eine Verlängerung dieser Genehmigung beantragt und mit Bescheid vom 16.12.2024 (Aktenzeichen: 293/GB/24-001) bis zum 31.01.2025 verlängert“.

Für die geplagten Anwohner heißt das: Noch einmal einen Monat durchhalten und ins Kopfkissen beißen, dann ist es endlich überstanden  – wenn denn nicht neue Probleme auftreten und die Absenkungsanlagen doch noch in Betrieb bleiben müssen.

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