Sie war einst eine der besten Kliniken zwischen Rügen und Thüringer Wald. Das DDR-Regierungskrankenhaus, das 1976 als spezielles medizinisches Behandlungszentrum für die Staatselite um Erich Honecker am Rande der Hauptstadt Berlin gebaut wurde. Die Gebäudeteile im Pankower Ortsteil Buch gibt es noch immer, stehen seit fast 20 Jahren leer. Und dieser Leerstand kommt dem Land Berlin gerade in Zeiten des drastischen Sparens teuer zu stehen.
Ob medizinische Geräte, Medikamente oder Innenausstattung: Zu DDR-Zeiten war im Regierungskrankenhaus alles vom Feinsten. Es war ja auch für die Machthaber des Staates, Diplomaten und befreundeten Regierungschefs gedacht, falls sie aufgrund ihres Gesundheitszustandes in ein Krankenhaus mussten.
Wenn in anderen Teilen der DDR etwas in den Kliniken mangelte – im Regierungskrankenhaus in Buch gab es alles. Nicht nur allerlei Medizin, die Notfalls ein Stasi-Mann in West-Berlin besorgte. Die 85 Krankenzimmer waren wie im Hotel ausgestattet, Telefon und TV waren eine Selbstverständlichkeit.
DDR-Regierungskrankenhaus: Sogar einen Atombunker gab es
58 Ärzte, 115 Schwestern und Pfleger kümmerten sich um die prominenten Kranken. Beschützt wurde sie von Stasi-Leuten und Soldaten des Wachregimentes. Im DDR-Regierungskrankenhaus gab es sogar eine Entbindungsstation, eine große Schwimmhalle – und einen Atombunker. Wer in Honeckers Elite-Klinik lag, brauchte sich wirklich keine Sorgen zu machen.
Mit dem Ende der DDR verlor das Krankenhaus in Buch seine Vorrangstellung und immer mehr an Bedeutung. Seit 2007 steht die einstige Elite-Klinik leer und verfällt. Die Gebäudereste sind nur noch Anziehungspunkt für Menschen, die an solchen verlorenen Plätzen (auf Neudeutsch „Lost Place“) ihr Abenteuer suchen.

Einige entsorgen in den verwahrlosten Räumen noch Müll, schmieren Graffiti oder randalieren, wie man an zersplitterten Fensterscheiben oder an mutwillig beschädigten Leitungsrohren sehen kann. Und die Klinik war lange Zeit ein Paradies für Kabeldiebe, die alles nahmen, was nicht niet- und nagelfest war.
DDR-Regierungskrankenhaus: Der Schandfleck am Rande Berlins
Aus dem DDR-Regierungskrankenhaus wird immer mehr ein Schandfleck am Rande der Stadt. Und dieser kostet den Berliner Steuerzahler monatlich etwa 25.000 Euro, die für den Wachschutz ausgegeben werden. Macht im Jahr 300.000 Euro. Mit den Jahren kommt da ein hübsches Sümmchen zusammen, das sich der Senat eigentlich nicht leisten kann.
Aber das ist noch gar nichts gegen die Millionenkosten, die auf den Senat zu kommen, wenn er etwas gegen die Verwahrlosung der DDR-Regierungsklinik unternehmen würde. Ob Abriss oder Sanierung: Egal was der Senat macht, es kommt dem Land Berlin teuer zu stehen.

Den Beleg dafür bekam jetzt die Linke-Abgeordnete Katalin Gennburg von der Senatsbauverwaltung aufgrund einer parlamentarischen Anfrage. Allein die Sanierung der kompletten Honi-Klinik an der Hobrechtsfelder Chaussee würde 211 Millionen Euro kosten.
DDR-Regierungskrankenhaus: 211 Millionen Euro kostet die Sanierung
Die Summe dürfte sogar höher ausfallen. Denn die Kosten für die Komplettsanierung, die die Bauverwaltung nennt, wurden schon 2023 im Rahmen einer Machbarkeitsuntersuchung für das Bezirksamt Pankow errechnet. Wegen der Verteuerungen auf dem Baumarkt dürfte die Summe noch viel höher liegen.
Das gilt auch für die Beträge, die für weitere Szenarien im Umgang mit der Klinik ermittelt wurden. So würde ein Teilabriss und die Sanierung restlicher Klinik-Gebäude etwa 182 Millionen Euro kosten. Da sind die 86 Millionen Euro für den Komplettabriss der Klinik-Ruine noch günstig.

Ein Komplettabriss käme auch so einigen im Bezirk Pankow gelegen, die sich auf dem Klinik-Areal ein Rechenzentrum für Technologiefirmen wünschen. Das wäre allerdings nicht im Sinne der Linkspartei.
Denn Abgeordnete Katalin Gennburg hatte bei ihrer Senatsanfrage zum DDR-Regierungskrankenhaus etwas ganz anderes im Sinn. „Das Klinik-Areal ist ein idealer Standort für neue Wohnungen, die Berlin so dringend braucht“, sagt sie dem KURIER. Bereits in der Machbarkeitsstudie wurde erklärt, dass auf dem Klinik-Areal 627 Wohnungen für 1254 Einwohner entstehen könnten.
DDR-Regierungskrankenhaus: Idealer Platz für neue Wohnungen, doch Senat will nicht
Doch offenbar will die Senatsbauverwaltung an das Thema nicht ran. Dabei möchte doch Berlins Bausenator Christian Gaebler (SPD) ganz gerne DDR-Bauten abreißen, um neue Wohnungen zu bauen – wie im Fall des DDR-Spaßbades SEZ.
Doch bei der einstigen DDR-Regierungsklinik ist man sich noch nicht über eine Nachnutzung der Liegenschaft klar. „Aktuell werden seitens des Senats verschiedene Optionen geprüft. Die Abstimmungsprozesse zur Nachnutzung der Liegenschaft sind noch nicht abgeschlossen“, heißt es aus Gaeblers Behörde.

Und sie erklärt ganz deutlich: „Der Standort am Regierungskrankenhaus ist nicht für die kurzfristige Entwicklung von bezahlbarem Wohnraum durch landeseigene Wohnungsbauunternehmen geeignet.“ Außerdem sei im Flächennutzungsplan das Grundstück als „gewerbliche Baufläche“ gekennzeichnet.
Das sieht die Linke-Abgeordnete Gennburg aber ganz anders: „Im Gegenteil, das Areal ist sehr gut für günstigen Wohnraum geeignet, da es ja auf Landeseigentum gebaut werden kann. Und Flächennutzungspläne kann man auch ändern.“
Aber Gennburg vermutet, dass die Gaebler-Behörde lieber ein ganz anderes Projekt in der Nähe durchboxen will, um mit einem Schlag ein Wohnungsmeer zu errichten und so mit den Neubauzielen besser dazustehen. Denn der Senator will Am Sandhaus, in der direkten Nachbarschaft der Klinik, ab 2026 bis zu 2700 Wohnungen an der Moorlinse bauen.

Dagegen regt sich schon lange Protest. Eine Bürgerinitiative hat sich gegründet, um den Bauwahnsinn zu stoppen. Denn die Moorlinse ist ein einmaliges und schützenswertes Gebiet. Laut dem BUND ist das Areal wertvolles Refugium für Amphibien, Reptilien und insbesondere Vögel. Im gesamten Bereich leben über 60 Brutvogelarten, ist ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel (Limikolen, Enten, Grau- und nordische Gänse) und ein Schlafplatz für Kranichen.