Er war Zeichner, Puppenspieler, Autor, die Stimme von Frau Elster. Und er war vor allem eins: Taddeus Punkt! So mancher wird sich an diesem Star des DDR-Kinderfernsehens erinnern, der in Wahrheit Heinz Fülfe hieß. In diesen Tagen wäre er 105 Jahre alt geworden.
Weißer Laborkittel, schwarze Baskenmütze, großer Bleistift: So stand Heinz Fülfe als Taddeus Punkt im Sommer 1959 das erste Mal in Berlin-Adlershof im „Abendgruß“-Studio der Kinderfernsehens der DDR. Seine ersten Worte: „Guten Abend, ihr Kleinen und auch ihr Großen vor dem Bildschirm. Ich bin der Zeichner Taddeus Punkt und will euch heute eine Geschichte erzählen. Eigentlich will ich sie zeichnen – oder doch besser gesagt, ich will sie erzählen …“
Als „Publikum“ fungierte die Handpuppe vom Hund Struppi, der immer Fragen stellte, bevor der Meister Taddeus Punkt mit dem Kohlestift an der Staffelei loslegte. Fülfe zeigte sich in dieser Rolle nicht nur als perfekter Zeichner, sondern auch als hervorragender Bauchredner. Denn Taddeus Punkt lieh Hund Struppi seine Stimme. Bis zum Ende des DDR-Fernsehens (1990) wurden ihre Geschichten produziert und gesendet.

Heinz Fülfe, der am 5. Januar 1920 in Freiberg (Sachsen) geboren wurde: Er und Struppi waren schon vor ihrem ersten TV-Auftritt ein Paar. Wie es dazu kam? Diese Geschichte ist weniger bekannt.
Der Grundstein für die Figur des Taddesus Punkt wurde nach der Schulzeit gelegt. Nach dem Abitur an der Oberschule in Pirna begann er am Staatstheater Dresden eine Ausbildung zum Bühnenbildner. Als der Zweite Weltkrieg vorbei war, arbeitete Fülfe am Volkstheater Pirna nicht nur als Kulissenmaler, sondern auch als Musiker, Tänzer und Schauspieler.
1950 kam er an die Puppenbühne „Die Pirnaer“. Heinz Fülfe gestaltete Bühnenbilder und sprach als Puppenspieler damals häufig weibliche Rollen. Und er trat in jener Zeit schon mit Hund Struppi auf. Die Handpuppe stammte aus der Werkstatt von Elisabeth Grünwaldt und Friedel Kostors, zwei bekannte Kostümbildnerinnen und Puppenmacherinnen aus der Region.

1955 zog es Fülfe und Struppi zum DDR-Fernsehen. Mit seiner Frau Ingeburg Fülfe gehörte er zu den Pionieren des Kinderfernsehens. Ihre Puppenspiel-Fernsehserie „Flax und Krümel“ wurde 1955 erstmalig ausgestrahlt. Auf der Festung Königstein gab es dafür ein eigenes Studio mit einer Bühnenbildwerkstatt, einer Tischlerei und einem Aufnahmeraum. Heinz Fülfe verfasste zu seinen Kindersendungen auch zahlreiche Manuskripte.
Taddeus Punkt und Struppi: Sie waren schon vor dem DDR-Fernsehen ein Bühnen-Paar
Und er wurde durch ein Zufall auch die Stimme von Frau Elster. Der Puppenspieler und Bühnenbildner Hans Schroeder hatte Frau Elster und Herrn Fuchs für den „Märchenwald“ des Kinderfernsehens erfunden. Anfang der 60er-Jahre war dies – und Schroeder lieh dem tierisch zänkischen Paar auch seine Stimme.
Doch als sich dann auch noch Schroeder mit den Machern des Kinderfernsehens stritt und dieses verließ, übernahm der Puppenspieler Heinz Schröder (die Stimme von Pittiplatsch) auch die Rolle von Herrn Fuchs. Und Heinz Fülfe sprach und spielte seit dem Frau Elster.

Aber mit Taddeus Punkt und seinem Hund Struppi wurde der Zeichner und Puppenspieler legendär. Nach dem Aus des DDR-Fernsehens trat Fülfe mit seiner Frau in Schulen und Kitas auf. Neben Struppi traten in den Stücken auch die Puppen Flax und Krümmel auf.
1994 starb Heinz Fülfe mit 74 Jahren in Berlin. Zum 30. Todestag im Dezember 2024 erinnerte das Stadtmuseum Pirna an Fülfe mit einer kleinen Ausstellung, die vor allem seine unbekannten Werke, herrliche Landschaftsbilder und Skizzen von Bühnenbilder, zeigte.
Ein Wiedersehen mit Hund Struppi gibt es im Frühjahr 2025. Ja, die Handpuppe gibt es noch, wie der KURIER von einem Mitarbeiter des Stadtmuseums Pirna erfuhr: „Sie ist seit Jahren in unserem Besitz, stammt direkt aus dem Nachlass von Heinz Fülfe.“
Und nicht nur Struppi. Auch Frau Elster sowie Flax und Krümel gehören dank einer Schenkung zum Bestand des Stadtmuseums Pirna. Möglich, dass sie alle bald wieder in der Öffentlichkeit ihren Auftritt haben: In der Sonderausstellung „Seid ihr alle da? Kasper, Struppi und ihre Freunde“, die das Museum über das Puppenspiel in der Region Sächsische Schweiz – Osterzgebirge von April bis Oktober 2025 zeigen will. ■