Seine Musik läuft in diesen Tagen wieder in vielen DDR-Wohnzimmern: „Weihnachten in Familie“ von Frank Schöbel (83) ist die erfolgreichste Langspielplatte der DDR, wurde bis heute über zwei Millionen Mal verkauft. Frank Schöbel war im Osten der Schlagerstar schlechthin – doch wie ein Star habe er damals nicht gelebt, sagt er heute. Der Berliner Musiker über Warten auf eine Wohnung, Einkaufen in der Kaufhalle und Westgeld.
In einem Interview mit dem Spiegel erzählt der 83-Jährige, dass er sich in der DDR nicht wie ein Prominenter gefühlt habe. „Ich habe das immer von mir weggehalten“, sagt Schöbel. „Mein größtes Privileg war ausgerechnet ein Auftritt im Westen, bei der Fußball-WM in Frankfurt am Main 1974 – das war gigantisch. Aber jeden Tag darüber nachzudenken, was man doch für ein Superstar ist? Das wäre doch absurd.“
Der Normalo unter den DDR-Superstars
Die Vorteile, die ihm der Erfolg bot, waren Frank Schöbel eher unangenehm, gesteht er. „Ich erinnere mich an eine nette Frau in der Kaufhalle, die mich an der Fleischtheke nach vorne winkte, als sie mich erkannte“, berichtet er im Spiegel-Interview. Doch er sagte leise zu ihr: „Das ist sehr nett, und bitte seien Sie mir nicht böse, aber ich warte lieber“. Der Grund: Die anderen Leute sollten nicht denken, dass er irgendwie bevorzugt werde.
Frank Schöbel war der Normalo unter den DDR-Superstars. „Ich habe in einem Plattenbau in Köpenick gewohnt, es dauerte Ewigkeiten, bis wir die Dreiraumwohnung im Neubau bekamen“, sagt der Schlagersänger. „Auf einen Telefonanschluss musste ich genauso lange warten wie andere, nämlich Jahre.“ Auch der Traum vom Eigenheim erfüllte sich auch erst 1989: „Der Bau dauerte sieben Jahre, und wie alle anderen bekam auch ich den Mangel bei der Baustoffversorgung zu spüren. Ich habe mich ganz normal hinten angestellt wie alle DDR-Bürger.“

Auch dem Klischee, dass man als DDR-Künstler über harte D-Mark verfügte, widerspricht der Sänger. „Westgeld bekam ich dafür nur einmal, in den frühen Siebzigerjahren, für einen Auftritt im Studio B (ARD-Schlagersendung, d. A.). Da wusste man im Osten noch nicht, wie man damit umgehen soll.“ Später sei das anders abgelaufen. Dann hätte man die Devisen immer abgeben müssen und hätte DDR-Mark dafür bekommen. „Auch Einnahmen aus Urheberrechten kamen aus dem Westen in harter Mark und wurden getauscht.“
Matthias Reim bekam 200.000 D-Mark
Künstler wurden in der DDR fest nach staatlich festgelegten Einstufungen bezahlt. Frank Schöbel kam zuletzt in der Spitzenkategorie an. „Das bedeutete 500 Mark pro Auftritt“, erinnert sich Frank Schöbel. Gut verdient hat der Sänger in der DDR, besser als die Meisten, besser als etwa ein Arzt (1500 Mark pro Monat).
Erhalten hat er aber bei weitem nicht das, was seine Kollegen aus dem Westen einsackten. Das änderte sich auch nach der Wende nicht. Niemals hätte er so viel verdient, wie ein Schlagersänger von drüben, sagt er im Interview mit dem Spiegel. „Einmal bekam ich auf mein Konto eine Abrechnung, die nicht für mich bestimmt war, ein Irrläufer. Ich glaube, das waren über 200.000 DM“, sagt Frank Schöbel. „Ich dachte sofort: Das kann nicht sein, da ist was falsch gelaufen. Und tatsächlich: Das gehörte wohl Matthias Reim. Die Leute von der Plattenfirma waren peinlich berührt, ich überwies das Geld natürlich sofort zurück.“ ■